metze76 schrieb:Im vorliegenden Fall fehlt ja schon der Effekt selber...
metze76 schrieb:@Fraukie
Mal von den gesellschaftlichen Denkverboten vor der Aufklärung und den fehlenden technischen bzw. wissenschaftlichen Möglichkeiten und Kenntnissen abgesehen, gab es aber dennoch einen Effekt, den man untersucht und dann mehr oder weniger "hahnebüchen" versucht hat zu erklären. Und das fehlt mir bei dieser Diskussion irgendwie etwas.
Das habe ich auch lange geglaubt.
Ich war immer extrem bodenständig, das ist das hübsche Wort, das weniger hübsche ist "Ich wurde praktisch fantasielos geboren."
Ich war mir immer SO sicher, dass Menschen die voll und ganz behaupten ein Alien getroffen oder mit ihren Gedanken einen Löffel durch den Raum geworfen zu haben ganz klar lügen.
Bis ich vor einigen Monaten krank wurde, völlig harmloser Mageninfekt, aber weil ich recht dürr bin und außerdem auf die regelmäßige Einnahme von Schmerzmitteln angewiesen bekam ich zwei verschiedene Medikamente gegen Übelkeit und Erbrechen.
Da Übelkeit und Brechreiz nicht im Magen entstehen sondern im Gehirn wirken solche Medikamente auch genau da, sind eng mit Neuroleptikern verwand und können erhebliche psychoaktive Nebenwirkungen haben die durch meine Schmerzmittel auch noch verstärkt wurden.
Nur soviel:
Das war eine ECHT wertvolle Erfahrung für mich.
ICH, der Mensch, den mein Mann seit 17 Jahren als die Ruhe selbst und als einen der pragmatischsten, rationalsten und analytischsten Menschen die ihm je begegnet sind (und er ist theoretischer Informatiker) kennt saß völlig panisch in meinem Bett weil ich felsenfest davon überzeugt war, das meine Katze (die auch nur fest geschlafen hat und eben auch nen leichten Infekt hatte) völlig schlaff und ohne jede Körperspannung in meinen Armen lag.
Ich hab das nicht nur GESEHEN, ich hab das GEFÜHLT, für mich bestand kein Zweifel daran.
Mein Mann hatte dann aber die gleiche Katze aus meiner Hand genommen auf seinen Arm und festgestellt dass sie so ist wie sie nunmal ist wenn man sie aus ihrem Verdauungsschläfchen reißt.
Ich hatte zuvor KEINE Ahnung wie verdammt real solche Wahnvorstellungen sein können.
Als ich abends meine Hühner füttern ging hatte ich schon massenhaft über die pharmakologischen Nebeneffekte der von mir eingenommenen Substanzen nachgelesen und wusste "Alles klar, im Moment ist auf das was ich zu sehen, zu hören oder zu fühlen glaube absolut kein Verlass und sobald ich wieder gesund bin und die Medikamente absetze weiß mein Gehirn wieder was es tut."
Ohne dieses Wissen hätten mich die immer näher kommenden Schatten meiner Hühner mit ihren glühenden Augen sicherlich erheblich erschreckt und wäre ich nicht so sicher gewesen, dass der Effekt pharmakologisch ist und wieder verschwinden wird hätte mein Mann mich direkt in die Klapse bringen können, ich erinnere mich noch gut an den Blick in seinen Augen als ihm klar wurde, dass diese Dinge die nicht da sind für mich REAL erscheinen und er mir praktisch gar nicht helfen kann.
Es ist also nicht einfach damit getan zu sagen "Der Effekt fehlt."
Denn meist braucht es ja nicht mal eine derart handfeste Wahnvorstellung, oft reichen Ängste, Trauer, Wünsche und Glaube schon aus um Kleinigkeiten an der Realität anders wahrzunehmen oder zu verkennen das ein Effekt der ohne Zweifel da war eine völlig banale Ursache hatte und oft spielen auch unterbewusstes Denken, Schuldgefühle und selektive Wahrnehmungen eine erhebliche Rolle.
Wie oft erzählen Eltern deren Kinder verunglückt sind, sie hätten die ganze Zeit schon so eine Ahnung, so ein ungutes, bedrohliches Gefühl gehabt.
Dieses Gefühl haben doch aber fast ALLE Eltern, wenn das Kind später als gewöhnlich heim kommt und man dann ggf in der Ferne noch die Sirene eines Krankenwagens hört.
Nur vergisst man das sobald das Kind wohlbehalten durch die Tür spaziert und zwar JEDES Mal.
Nur wenn stattdessen die Polizei klopft und sagt "Es tut mir leid..." DANN vergessen viele Menschen das niemals wieder und schon hat man seinen eigenen, subjektiven Beweis für "mediale Fähigkeiten" oder wie auch immer man das nennen will.
Hatte ich auch schon. Mehr als einmal.
Ich hab z.b. mal im Hühnerstall Wasser gewechselt und plötzlich schoss mir ein Bild durch den Kopf von meinem Pony, das verzweifelt versucht aus sich von etwas an dem es fest hängt zu befreien.
Ich hechtete also in den Pferdestall und fand meinen "Großen" mit dem Fuß verheddert im Heunetz.
Für viele Menschen wäre das ein ganz deutlicher Fall von Telepathie.
Ich aber hab selbst diesen engmaschigen und somit angeblich auch bei kleinen Ponyhufen sicheren Heunetzen nie getraut und hatte schon das Holz liegen, war nur wegen eines Notfallpatienten nicht wie geplant zum Bau der Heuraufe gekommen.
Ich hab also einfach nur gewusst, dass es dieses Risiko gibt und mein Unterbewusstsein hat das mit der völlig banalen Tatsache, dass die Eintrittswahrscheinlichkeit in der Stunde nach Neubefüllen des Heunetzes am höchsten ist verknüpft.
Hier ist also der Unterschied zwischen:
"Erwiesener Telepathie"
und
"der banalen Tatsache, dass das Gehirn auch unterbewusst arbeitet und ein schlechtes Gewissen einen manchmal eben auch völlig zu recht und zu einem sehr guten Zeitpunkt warnt"
einzig und allein davon Abhängig was man glaubt bzw für wahrscheinlich hält.
So einfach zu sagen "Da gibt es doch schon die Effekte gar nicht" ist also auch nicht die Lösung..
Und da sind wir dann wieder bei einem der Gründe dafür dass es eben kein Teil der Wissenschaft ist die Existenz von irgendwas für jetzt und alle Zeit ohne jeden Zweifel zu widerlegen.
Es gibt keine "Wahrheit", es gibt nur eine Realität in der manche Dinge ganz objektiv und zweifelsfrei bewiesen oder widerlegt werden können und andere Dinge vollständig von der subjektiven Wahrnehmung jedes einzelnen Individuums geformt und interpretiert werden.