skagerak schrieb:Konnte mir das nur nicht denken, weil NymphE hat doch im Ursprung nichts mit Sex in irgendeiner Weise zu tun. Zumindest habe ich es so verstanden, dass der sexuelle Aspekt bei der Nymphe mit der Zeit dazugedichtet wurde.
Richtig! Meine Rede!
Naja, nicht ganz, da Nymphen durchaus schon in der Antike als erotisch galten, als Inbegriff weiblicher Attraktivität. Und auch als göttliche Spenderinnen von Fruchtbarkeit hatten sie eine Verbindung zur Sexualität. Aber nicht in dem Sinne einer aktiven Verführerin odgl. Aber dank der Romantik wurde sie mal zum Opfer, mal zur willigen Gefährtin der Satyrn, und die letztere Variante führte unter anderem zu "nymphoman", zu "Nymphs" und zum hiesigen aktuellen Gesprächsgang.
skagerak schrieb:Also wird bei der neuzeitlichen Begriffserfüllung ein falscher Zusammenhang erstellt?
Naja, falsch ist nicht das richtige Wort. Viele mythische Vorstellungen verändern sich mit der Zeit und mit den Kulturen, in die eine solche Vorstellung von Nachbarkulturen herkommend aufgegriffen wird. Jede Kultur und Zeit hat natürlich ein Recht darauf, eigene Mythenvorstellungen zu entwickeln und zu gestalten bzw. vorgegebene Vorstellungen aufzugreifen und abzuändern. Das ist dann keine "falsche" Vorstellung, sondern
ihre Vorstellung.
Aber wenn jemand das "Kulturphänomen Nymphe" historisch verstehen will, etwa indem er sich fragt, wie die Nymphenvorstellung überhaupt erst aufkommen konnte, dann kann der sich natürlich nicht eines der jüngsten Nymphenbilder heraussuchen, sondern muß nach den ältesten erreichbaren Nymphenvorstellungen suchen. Wenn man z.B. weiß, daß die Verbindung von Vampir und Blutgenuß aus dem 19.Jh. stammt, erübrigt es sich, den Ursprung der Vampirvorstellung aus dem Krankheitsbild der Porphyrie herzuleiten (was ich selbst einmal annahm).
Wikipedia: Morbus GüntherAn dieser Form von Porphyrie Erkrankte sind blaß, haben rötlich verfärbte Zähne, Urin (und nach einigen auch Speichel) ist rötlich gefärbt, sie haben Probleme mit intensiver Sonneneinstrahlung und eine Knoblauchunverträglichkeit. Das paßt so wunderbar, daß es geradezu richtig sein müßte. Paßt aber gar nicht zu den Vampiren Osteuropas, die kein Problem mit Licht haben und deren Zähne und Speichel nicht "vom letzten Blutrausch" blutig sind. Vom historischen Ansatz her gesehen ist das also nachträglich und als Ursprungserklärung "historisch falsch".