Deutsche Horrorgeschichten?
01.06.2014 um 23:56
Also, mal die eine oder andere Geschichte aus dem Buch. Dieses heißt "Teufelswerk und Geisterspuk - Unheimliches aus dem alten Köln" und ist von Yvonne Plum (erschienen beim emons-Verlag).
Die erste Geschichte im Buch hat den Titel "Totentanz". Darin geht es um zwei Musikanten, die in der Kölner Gegend spielen und dort dementsprechend unterwegs sind, um Geld zu verdienen. Dieses gaben sie dann bei einem feuchtfröhlichen Abend mit Würfelspielen aus, sodass sie Köln mit weniger Geld verlassen, als sie bei ihrer Ankunft noch hatten.
Sie wandern dann durch das "Weyertor" im Süden, dort durchqueren sie nachts einen Wald. Dann fängt's fürchterlich an zu schütten, samt ordentlichem Gewitter. Die Hutkrempe des einen klappt sich schließlich unter der Last des Regenwassers um und ihm läuft das ganze Wasser eiskalt über den Rücken. Der Gute ist so aufgebracht, dass er schließlich brüllt: "Verdammt noch mal! Lieber würde ich dem Teufel zum Tanz aufspielen, als noch eine Minute länger hier draußen zu bleiben!".
Daraufhin erscheint aus dem nichts ein großes schwarzes Ross samt edlem Reiter vor ihnen. Dieser Reiter bietet ihnen an, sie dafür zu bezahlen, wenn sie auf seinem Fest spielen würden.
Die beiden Musikanten sind zwar ein wenig misstrauisch, wollen aber wenigstens noch etwas aus dem verkorksten Tag machen und gehen mit ihm.
Die Gäste dieser Feier scheinen ihnen zu blass und ungelenk, beinahe marionettenartig. Der Herr führt sie zu ihrem Platz und wirft zwei Goldmünzen in einen der Hüte und sagt ihnen, sie sollen nun spielen. Die Gesellschaft reiht sich zum Tanz, wobei sie sehr unnatürlich aussehen. Den beiden Freunden wird es unheimlich und sie wollen aufhören, doch wieder wirft der Gastgeber zwei Goldmünzen in den Hut und fordert sie auf, ruhig weiterzuspielen. So geht es "bis zum ersten Hahnenschrei". Denn dann verschwinden Burg und Festgesellschaft. Über den Köpfen der beiden Männer baumeln "die Körper der Gehenkten", sie befinden sich auf der Hinrichtungsstätte Kölns. Und in ihrem Hut finden sie statt Gold bloß Pferdeäpfel, denn der Gastgeber war kein anderer als der Teufel.
Ganz interessant fand ich auch die Legende der "Teufelsglocke". Darin geht es um eine Glocke für den herrlichen Dom und man beauftragt Meister Wolf, den besten Glockengießer des Landes. Nun dauert es recht lange, eine solche Glocke herzustellen, denn sie darf nicht zu dick oder zu dünn sein, alles muss fein abgestimmt werden, damit der Tonklang später auch schön ist. Sie darf keinen Riss und keinen Makel haben, doch das alles kann man erst erfahren, wenn die Glocke ausgehärtet und die Form vom erkalteten Metall geschlagen ist.
Meister Wolf begibt sich also mit seinen Gesellen an den Guss der Glocke und spricht vorher mit seinen Gesellen ein Gebet zu Gott, damit die Glocke herrlich werden würde.
Als schließlich der Tag kommt, an dem die Glocke fertig ist, entdeckt Meister Wolf einen riesigen Riss im Metall - das war in seiner Werkstatt schon lange nicht mehr passiert. Er ist dementsprechend wütend, probiert es allerdings erneut und spricht davor erneut ein Gebet. Er gibt davon abgesehen seinen Gesellen allein die Schuld daran und ist fürchterlich unerträglich in der Zeit, bis die zweite Glocke fertig ist. Und auch diese hat einen Riss, wenn auch feiner.
Der Meister ist schließlich ungehalten und will das Handtuch werfen, doch der Dombaumeister erscheint persönlich in Wolfs Werkstatt und bittet ihn um einen letzten Versuch.
Bei diesem Versuch ist er noch jähzorniger und unerträglicher als vorher. Sein Gebet fällt diesmal anders aus - er reckt die Fäuste zum Himmel und ruft, dass ihm die guten Geister nicht geholfen haben - und nun möge "der Hölle Meister" ihm helfen.
Und siehe da, die dritte Glocke gelingt ihm. Bei der feierlichen Einweihung ist Meister Wolf natürlich dabei. Als der Priester die Glocke segnet und mit Weihwasser bespritzt, bemerkt niemand den haarfeinen Riss, der sich plötzlich durch das Metall zieht.
Wolf hört die ächzenden Geräusche, die seine Glocke macht, während man sie nach oben trägt. Und schließlich hängt man sie auf und schlägt den Klöppel - und die Glocke klingt "hässlich und verzerrt", "wie ein Schwarm Krähen". Da packt ihn jemand an der Hand, ein hagerer Fremder.
Dieser grinst ihn boshaft an und sagt ihm, dass er ja nun habe, was er gefordert hat und dass es nun an der Zeit sei, für diesen Gefallen zu bezahlen. Damit zerrt er den Meister zum Geländer und stürzt sich mit ihm in den Tod. Der Fremde jedoch verschwand plötzlich und man sah ihn auch nie wieder.
Man nannte diese Glocke die Feuer- oder Teufelsglocke, denn sie wurde nur noch geläutet, wenn Gefahr drohte. Viele Jahre später schmolz man sie ein.
Dann gibt es noch "Die Totenmesse". In dieser Geschichte wacht ein Abt eines Klosters morgens auf und stellt fest, dass er viel zu spät dran ist für die Frühmesse. Er schmeißt sich also in die Klamotten und eilt in die Kapelle, wo die Messe bereits in vollem Gange ist, die Brüder singen bereits. Er schleicht also rein und setzt sich dazu, singt mit. Dabei sieht er, dass vorn ein Sarg aufgebahrt ist, ein schwarzer Schleier liegt darüber. Er fragt sich, warum man ihn nicht zur letzten Ölung des verstorbenen Bruders gerufen hat und wer denn wohl die Messe abhält, wenn nicht er. Er schaut sich um und bemerkt, dass er keinen "dieser Mönche, die mit leichenblassen Gesichtern und leeren Augen die Messe feierten", kannte.
Dann wendet sich der Priester der Menge zu und der Abt stellt schockiert fest, dass es sich um seinen vor fünfzehn Jahren verstorbenen Amtsvorgänger handelt.
Schließlich hält der Abt es nicht mehr aus und schreitet zum Sarg und entfernt den Schleier. Und in diesem Sarg sieht er sich selbst liegen. Dort fällt er auf die Knie und beginnt zu beten. Um Mitternacht verschwindet der Spuk um ihn herum, doch er betet, bis seine Brüder ihn während der Morgenmesse dort finden. Er fällt schließlich in eine tiefe Ohnmacht und wird in sein Zimmer gebracht. Als er wieder zu sich kommt, sagt er, dass er nun die letzte Ölung empfangen und die Beichte ablegen will, weil er sterben würde. Die Brüder feierten also mit ihm am Abend noch die letzte Messe in seiner Kammer, weil er bereits zu schwach zum Aufstehen ist. Und tatsächlich verstarb er an diesem Abend.
Ein bisschen schaurig fand ich die Geschichte mit dem Titel "Zeit, dass du gehst!". Darin geht es um einen Kerl namens Barthel, der nach einem feuchtfröhlichen Geburtstag betrunken auf dem Heimweg ist. Er hofft inständig, dass er am nächsten Morgen früh genug wach sein würde, damit er nicht den Sonntagsgottesdienst verpassen würde, denn dann müsste er beichten und er wollte sich nicht schon wieder eine Buße vom Priester verpassen lassen.
Er schaut auf seinem Weg in Richtung der Kirche, in welcher viele Kerzen brennen, er hört auch leise Orgelmusik. Er packt die Gelegenheit beim Schopf - er weiß zwar nicht, was das für ein außergewöhnlicher Gottesdienst um diese Zeit sein soll, aber wenn er jetzt in die Kirche geht, muss er es morgen früh nicht tun.
Er setzt sich also in die komplett gefüllte Kirche, ergattert einen letzten engen Platz. Nach einer Weile vernimmt er einen erdigen Geruch und wundert sich, wo dieser herkommen könnte, da es gar nicht geregnet hatte.
Plötzlich kriegt er von seinem Banknachbarn den Ellenbogen in die Seite gestoßen. Dieser flüstert: "Jetzt wird es Zeit, dass du gehst!".
Barthel fragt sich, was das für ein Verrückter ist - warum sollte er gehen, der Segen war doch noch gar nicht gesprochen. Er fühlt sich zwar unwohl, bleibt aber noch in der Kirche.
Einige Minuten später stößt sein Nachbar ihn wieder an und sagt ihm diesmal eindringlicher und lauter: "Jetzt wird es aber wirklich Zeit, dass du gehst!".
Barthel wollte daraufhin etwas erwidern, doch er verstummt, als er das Gesicht des Mannes sieht. Die Haut ist eingefallen und runzlig, seine Augen sind ihm unheimlich. Stumm deutet der Mann mit dem Finger auf die Kirchenpforte.
Barthel springt auf und will die Kirche verlassen. Dabei fällt ihm auf, dass die versammelten Menschen allesamt Kleidung aus den letzten Jahrhunderten tragen, verschlissen und halb vermodert.
Er rennt wie von der Tarantel gestochen und als er die Kirche verlässt, pfeift ein Windstoß an ihm vorbei, bläst die Kerzen in der Kirche aus und schlägt die Tür zu.
Am nächsten Morgen geht er dennoch erneut in die Kirche und spricht nach dem Gottesdienst den Pfarrer an, erzählt ihm, was ihm in dieser Nacht widerfahren ist.
Dieser erklärt ihm, dass er, wenn es nicht ein böser Traum im alkoholisierten Kopf gewesen ist, wohl unglaubliches Glück gehabt hat, denn er scheint in eine der Geistermessen hineingeraten zu sein, von denen man hin und wieder munkeln hört. Und hätte sein Banknachbar Barthel nicht gewarnt, so wäre er zum Schluss mit der Geisterschar für immer verschwunden.
Das waren jetzt einige wenige, habe gerade ehrlich gesagt auch nicht so viel Lust, noch mehr davon zu lesen, habe heute schon seitenweise Text durchgeackert. :D
Sooo super horrormäßig sind die Geschichten nun nicht, aber wenn das die Schauerlegenden um die Kölner Gegend sind, dann soll es wohl so sein. Vielleicht haben sie ja dem einen oder anderen einige Minuten Lesespaß beschert. :D