Wohnungsnot wegen zu hoher Mieten

Nicht alle wollen in der Stadt wohnen, auch auf dem Land ist eine gute Infrastruktur, so wie gute Verbindung mit dem ÖV.
Das Problem liegt, es werden immer mehr alte Häuser, sowie Altbauwohnungen abgerissen, oder Grundaufsaniert, so dass dann die Miete steigt.
Es gibt bald keine billige Wohnungen mehr, auch auf dem Land.
Ich wohne noch in einem "älteren" Wohnblock, Baujahr 1985. Der steht im Zentrum vom Dorf. Ich zahle im Moment für knapp 40 qm ohne Balkon 541 Fr.= 437,6 €.
Wenn ich ausziehe wird der Nachmieter dann ü 600 Fr. zahlen.
Sie wollen schon lange Renovieren, ich hoffe aber nicht, dass es soweit kommt, sonst muss ich dann ausziehen, weil dann die Miete so aufschlägt.

All über all wird die Wohnungsnot propagiert.

Mich würde folgendes Experiment interessieren:
Jeder, der keine Wohnung findet oder glaubt - zu viel für die Miete zu zahlen, soll umziehen. Raus aus München, Stuttgart, Hannover, Hamburg, Berlin und wie sie nicht alle heißen...

Das Unabhängig von Job und die Familie kann gleich mit ziehen.

Mich würde brennend Interessieren, wie diese Metropolen ohne Menschen im Abfallgewerbe oder Einzelhandel zurecht kommt.

Negev schrieb:All über all wird die Wohnungsnot propagiert.

Weißt Du, warum fast keiner an Leuten mit geringem Einkommen, H4, oder Menschen mit Kindern vermieten will?

Weil man diese Leute bei Nichtbezahlung sehr schwer aus der Wohnung raus bekommt.

Eines vorweg: ich behaupte auf keinen Fall, dass Leute mit wenig Einkommen allgemein eine schlechtere Zahlungsmoral haben.

Es gibt aber leider Mietnomaden. Wie kommt der Eigentümer dazu, dass er Monate lang kein Geld bekommt und sich eventuell noch damit abfinden muss, dass Dinge in der Wohnung beschädigt werden? Einklagen? Fehlanzeige, jemandem der nichts hat kann man nichts wegnehmen.

Würde man Mieter leichter bei Nichtbezahlung/Beschädigung hinaus bekommen, wären mehr Eigentümer bereit, ihre Wohnung auch an sozial Schwache zu vermieten und es wäre fairer: diejenigen, die brav und regelmäßig ihre Miete zahlen und auf den Wohnungszustand achten, hätten langfristig eine etwas günstigere Wohnung.

Dann wären mehr Wohnungen am Markt, was die Mieten senkt.

FerneZukunft schrieb:Weißt Du, warum fast keiner an Leuten mit geringem Einkommen, H4, oder Menschen mit Kindern vermieten will?

Bei Beziehern von Leistungen nach SGB II (vulgo "Hartz IV") übernimmt das zuständige Sozialzentrum die Mietzahlung. Sicherer kann ein Vermieter also nicht gehen.

Die Wohnungsnot liegt zum Teil auch an den hohen baurechtlichen Anforderungen, zum einem wird bei Neubauten ab 3 Stockwerke ein Fahrstuhl gefordert und dazu noch min. 1 barrierefreie behindertengerechte Wohnung, oftmals werden noch Tiefgaragen und der eigene kellerabteil darf natürlich auch nicht fehlen. Das sind alles zusätzliche Kosten die 1. Auf die Mieter umgewälzt werden und 2. Mögliche Investoren vornherein abschrecken.

Auch die allgemeine Baukosten sind exorbitant im Gegensatz zum Monatslohn gestiegen.

In Zukunft können sich alle glücklich schätzen die irgendwie Eigentum erbaut hat und unabhängig von Miete ist.

Noch sind die Hypothekenzinsen günstig - also ran ans Betongold, Leute!

Doors schrieb:Bei Beziehern von Leistungen nach SGB II (vulgo "Hartz IV") übernimmt das zuständige Sozialzentrum die Mietzahlung. Sicherer kann ein Vermieter also nicht gehen.

Ok, dann ist es bei Euch nicht so, wie bei uns.

Bei uns bekommt der Bezieher den Mietzuschuss auf sein Konto und muss die Miete selbst überweisen.


Dann bleibt aber noch das Risiko mit der Sachbeschädigung.

FerneZukunft schrieb:Dann bleibt aber noch das Risiko mit der Sachbeschädigung.

Die meisten Vermieter legen Wert auf den Nachweis einer Haftpflichtversicherung. Die sollte eigentlich jeder Mensch haben.

FerneZukunft schrieb:Bei uns bekommt der Bezieher den Mietzuschuss auf sein Konto und muss die Miete selbst überweisen.

Das steht jeden frei, wie er es handhabt. Man kann als Leistungsempfänger auf dem Vermieter zugehen und anbieten, die Miete vom Jobcenter direkt überwiesen zu bekommen. Man kann als Vermieter das sicher auch indirekt als Bedingung voraussetzen.

FerneZukunft schrieb:Dann bleibt aber noch das Risiko mit der Sachbeschädigung.

Wozu schaut man sich die Kundschaft den an? Aber ja, hier sollten die Privat-Vermieter unter Umständen besser geschützt werden. Vielleicht durch eine entsprechende Kaution, Versicherung oder anfänglich höhere Mieten.

Doors schrieb:Die meisten Vermieter legen Wert auf den Nachweis einer Haftpflichtversicherung. Die sollte eigentlich jeder Mensch haben.

Negev schrieb:Vielleicht durch eine entsprechende Kaution, Versicherung oder anfänglich höhere Mieten.

Da braut sich schon das nächste Problem zusammen: jemand, der mit wenig Geld auskommen muss, kann sich keine Versicherungsprämie und keine Kaution leisten. Oder wird das bei Euch auch vom Jobcenter bezahlt?

FerneZukunft schrieb:Oder wird das bei Euch auch vom Jobcenter bezahlt?

Kommst du aus Österreich oder wie soll ich das "bei euch" deuten?

Wenn man dieses kaputte System weiter fahren will, müssen solche Leistungen eben vom Jobcenter übernommen werden. Bzw. die Kaution bekommt man vom JC nicht gezahlt. Man bekommt lediglich ein Darlehn gewehrt, welches man dann vom Existenzminimum ab stottern darf - das wirkt sich dann wie eine 20% Sanktion - auf 2 Jahre - aus... schön gell?!

@FerneZukunft

"Vom Einkommen volljähriger Hilfebedürftiger ist ein Betrag in Höhe von 30 Euro monatlich für die Beiträge zu privaten Versicherungen, die nach Grund und Höhe angemessen sind, gemäß § 11 Abs 2 Nr 3 SGB II als Pauschbetrag abzusetzen (§ 6 Abs 1 Nr 1 Alg II-V ). Diese Pauschale in Höhe von 30 Euro ist ohne jeden Nachweis und von jedem erzielten Einkommen abzuziehen."

Quelle und ganzer Hintergrund-Text:

http://sozialrechtsexperte.blogspot.com/2011/08/die-versicherungspauschale-von-30-eur.html

10% sind es... "20% wäre zu hart".

Negev schrieb:Man bekommt lediglich ein Darlehn gewehrt, welches man dann vom Existenzminimum ab stottern darf -

Siehst Du, daran scheitert es schon, es ist ein Teufelskreis!
@Doors
Danke für die Info!

@FerneZukunft
Wie gesagt, es gibt genügend Gegenden die mehr oder weniger heute verweist sind. Mich würde einfach interessieren, wie die großen Städte ohne Menschen auskommen, die im unteren Lohnsektor Arbeiten.

Negev schrieb:Mich würde einfach interessieren, wie die großen Städte ohne Menschen auskommen, die im unteren Lohnsektor Arbeiten.

Das wird nie der Fall sein.

Der untere Lohnsektor ist so wie so ein rotes Tuch für mich. Ich finde, jeder der arbeitet, hat das Recht auf würdige Entlohnung - aber das ist ein anderes Thema.

Auch Arbeitslose kann man nicht so einfach aufs Land verbannen. Wie kommen sie von dort ohne Auto zu einem eventuellen Arbeitsplatz? Wie kommt man zum Lebensmittelgeschäft? (alles online kaufen?) oder zum Arzt?

FerneZukunft schrieb:Auch Arbeitslose kann man nicht so einfach aufs Land verbannen. Wie kommen sie von dort ohne Auto zu einem eventuellen Arbeitsplatz? Wie kommt man zum Lebensmittelgeschäft? (alles online kaufen?) oder zum Arzt?

Das widerspräche dem Grundgesetz der BRD, in dem es in Art. 11 heisst:

Alle Deutschen genießen Freizügigkeit im ganzen Bundesgebiet.

@FerneZukunft
Ähm...
Hier mal eine Alleinerziehende Mutter mit Kinder:
https://www.youtube.com/watch?v=Zg7TI02WRPk (Video: Wohnungslosigkeit in Deutschland: Es kann fast jeden treffen | report München)

Ist eben die Realität.

@Negev

Ich habe mir das Video angesehen.

Wie machen es diese HIV Bezieher, die man im Fernsehen sieht? Die haben große, gut eingerichtete Wohnungen.

Wie ist das möglich? Die müssen doch irgendeine Hintertür kennen!

FerneZukunft schrieb:Wie ist das möglich? Die müssen doch irgendeine Hintertür kennen!

Daran wäre ich auch interessiert. Solltest du so jemanden kennen, kannst du ihn ja mal Fragen.