Was ist eigentlich Ehre?

@JimmyWho
Das fand ich sehr interessant:
http://www.dta-uni-hannover.de/publik/Ehre.htm

@Mrs.Mikaelson
Also wenn man es als Teilbereich der Ehre ansieht, würde ich dir da zustimmen.
Soviel ich weiß, ist das Einhalten von Versprechen in so ziehmlich allen Kulturen eine Frage der Ehre, aber darauf beschränkt es sich eigentlich nicht.
Wenn du mich beleidigst und ich Satisfaktion fordere, tue ich das ja auch aus Gründen der Ehre, ohne dass aber ein Versprechen im Spiel gewesen wäre.

Die Stellung in der Gesellschaft scheint nach dem Autor und auch nach meinem Verständnis eine zentrale Rolle zu spielen.
Die Beleidigung ist doch umso Ehrverletzender umso mehr Menschen aufgrund dieser den Status des Beleidigten in Frage stellen.

Ein paar nette Zitate aus dem Text:

Aus Albanien:

„Man verliert das Leben, aber nicht die Ehre.“

Aus Sizilien:

1) „Zwei Sachen verkauf man nicht dem Marktplatz: Gesundheit und Ehre.“

2) „Lieber sterben als in Schande/Ehrlosigkeit leben.“

Zwei weitere Sprichwörter aus der Türkei, die die Herkunft des Begriffs aus Kriegergesell­schaften zeigt:

„Ein Ehrenmann darf drei Dinge nicht aus der Hand geben: das Pferd, das Gewehr und die Frau“.

„Bevor man mit gebeugtem Kopf geht, stirbt man besser.“

Ehre definiert sich durch die eigenen Moralvorstellungen.

Wenn es gegen meine Ehre ist zu siebend auf einen einzuschlagen, verbietet mir das meine Ehre, weil ich es persönlich als feige ansehe.
Andere kriegen den Ehrbegriff erzählt und wissen vermutlich wenig damit anzufangen.

@martialis
Sozusagen die Loyalität zu seinen eigenen Werten?

Zumindest ist es nicht davon abhängig wie viel Geld jemand hat, ob jemand arbeitet, wie hoch jemand in der gesellschaftlichen Stellung ist usw.

Ein Obdachloser Mensch kann mehr Ehre haben als so manch anderer.

Für mich hat jemand Ehre, wenn er fair ist. Wenn es eine Person ist zu der ich man aufschauen kann, sie es aber nicht schamlos ausnützt. Jemand der andere nicht beurteilt und allen die Gleichberechtigung schenkt die sie verdienen.

Da gibt es aber auch noch Familien Ehre, die für mich so viel bedeutet wie den Namen der Familie rein zu halten und seine Familie zu respektieren.

vincent schrieb:Sozusagen die Loyalität zu seinen eigenen Werten?

Ja, so sehe ich das zumindest persönlich.

Wobei man dabei ja auch loyal zu seinen negativen Werten sein kann.

Weiß nicht was wichtiger ist, ob man selbst Ehre empfindet oder ob andere einen für ehrenhaft halten? Ehre kommt von ehren, also denke ich mal es muss was Positives sein.

Ehre ist eine Art Verhaltungskodex wie man sich andere gegenüber zu verhalten hat. Es ist ein Teil des Wesens des Menschen was er für moralisch vertretbar hält. Ehre ist die moralische Messlatte die ein Mensch haben sollte. Wie ein Mensch sein soll oder nicht sein soll.

Zum Beispiel kann das sein:

- Versprechen zu halten
- Respekt zueinander
- Eltern und Kollegen zu achten
- einander einzustehen
(gilt allerdings nur, wenn es um keine Feige Tat handelt, keine 5 Schläger auf eine Person)
- schwächer Personen zu schützen
- für Hilflose einstehen
-nicht auf schwächere einzuschlagen etc.

@tris
Hmm...du hast in der Tat absolut Recht.
Ich stelle auch gerade erst fest dass ich mich bisher nie eingehender mit der Begrifflichkeit der Ehre beschäftigt habe-dafür gibt es wohl solche Threads,welche zum nachdenken anregen^^

Wie könnte man dann wohl den allseits bekannten Satz: "Ist doch Ehrensache" auslegen?

Mrs.Mikaelson schrieb:Wie könnte man dann wohl den allseits bekannten Satz: "Ist doch Ehrensache" auslegen?

Also ich würde in Etwa so auslegen:

"Ehrenkodizes verschaffen den Beteiligten eine gemeinsame kollektive Identität und sie ent­falten wichtige sozialisatorische Wirkungen, indem bestimmte Wertvorstellungen stabil in der Gruppe verankert werden"
http://www.dta-uni-hannover.de/publik/Ehre.htm (Archiv-Version vom 12.08.2012)

Es heisst in solchen Fällen oft eben nicht: "ich appelliere an deine Vernunft, Gewissen oder Moral"
sondern es wird ein Verhalten, welches eben kodiert und tradiert ist, gewissermaßen eingefordert oder sich darauf berufen.

Was hat meine Ehre mit meiner Verwandschaft zu tun.
Die soll sich um ihre eigene Ehre kümmern ..

Meine Ehre bedeutet für mich , dass ich mein Handeln vor mir selbst verantworten kann
Ehre würde ich gleichsetzen mit Stolz

Aber es ist meiner .

ehre bedeutet für mich nicht die selbstachtung und achtung meiner mitmenschen zu verlieren und anerkannt zu werden. ehre hat aber auch mit stolz, anstand, selbstwertgefühl und würde zu tun.

Ehrwürdigkeit bedeutet für mich, zu seinem Wort zu stehen und "wahrhaftig" zu sein (redlichkeit, ehrlichkeit).

Prozente gibt es dabei nicht. Ob du tatsächlich Ehre hast oder sie dir nur einbildest zeigt sich beispielweise bei Schlägereien, im Krieg, oder Zivil: bei Gericht.

Jemand, der kein Ehrgefühl hat, ist aus meiner Sicht als potentiell gefährlich zu betrachten. Weil es keine "teilweise Ehre" gibt, gehen solche Menschen für ihre Ziele über Leichen.

liaewen schrieb:Die Ehre liegt nicht nur zwischen den Beinen der weiblichen Verwandtschaft. Das ist wohl ein Irrglaube.

Nicht nur ? Na immerhin.

liaewen schrieb:Keiner kann es wirklich definieren, aber ich kann es ja mal probieren mit ein paar Beispielen.

...ok...

liaewen schrieb:Wenn deine Frau/Freundin einen anderen Mann anlächelt oder flirtet, verletzt man die Ehre des Mannes.

Oder man nennt es einfach nur eine verklemmte Beziehung in der scheinbar jede kleinste Flirterei zum Liebesverrat hochstilisiert werden muss.

liaewen schrieb:Wenn du als Mann nicht arbeiten gehst, um deine Familie zu versorgen hast du keine Ehre.

Nein, dann ist man ganz einfach faul.
Übrigens als Frau ganz genauso,wenn man sich von einem Mann "versorgen" lassen muss um zurecht zu kommen.

liaewen schrieb:Wenn du Scheiße baust (Diebstahl, Schlägerei, etc.) hast du die Ehre der Eltern verletzt, weil man jetzt schlecht über dich redet.

Oder die Eltern haben tatsächlich einfach versagt und sind es selbst schuld...

@martialis

martialis schrieb:Ehre definiert sich durch die eigenen Moralvorstellungen.

Wobei ich aber glaube, dass Ehre auch einen stark äußeren Aspekt. Nehmen wir nochmal das Beispiel des Duells (heißt ja nicht umsonst auch "Ehrenhändel"). Wenn man beleidigt wurde, forderte man Satisfaktion. Da konnte es einem noch so egal sein, was irgendso ein Schleimscheißer von sich gibt, wenn man nicht auf ein Duell bestand, galt man als Feigling, der sich nich durchsetzen kann und implizit bestätigt, dass die Beleidigung zutreffend war. Es ist also auch relevant, was die jeweilige peer group "Ehre" definiert.

@Mrs.Mikaelson

Mrs.Mikaelson schrieb:Wie könnte man dann wohl den allseits bekannten Satz: "Ist doch Ehrensache" auslegen?

Also ich persönlich verstehe es so, dass man etwas tut, weil man es quasi als seine Pflicht ansieht und nicht wegen Geld oder irgendeiner anderen Gegenleistung. Wie gesagt, Pflichtbewusstsein sehe ich als Teil der Ehre an und dementsprechen ist das Erfüllen der Pflicht eine Frage der Ehre oder eben Ehrensache.

@ickebindavid
Es waren ein paar Beispiele. Wie sie grob verbreitet sind.
Was nicht heißt, dass ich mit solchen Denkweisen was anfangen kann.

@liaewen
Du schriebst trotzdem so als würdest du meinen, dass deine Beispiele mit "Ehre" zu tun haben.
Gut wenn dem nicht so ist.

Leider ist diese verquere Sicht ja wirklich sehr verbreitet.

@ickebindavid
Manchmal ist es hier echt anstrengend^^
Die Beispiele hatten/haben etwas damit zu tun. Ich wollte es nur in Beispiele packen. Wie ich es höre und sehe. Wie das Ehrempfinden von manchen Menschen aussieht.
Jeder interpretiert es anders. Das waren meine Erfahrungen zum Thema "Ehre".
Somit solltest du verstehen, dass es NICHT meine eigenen Ansichten sind.
So ist es grob in der türkischen Kultur verbreitet, zum Glück nur vereinzelt.

Ich finde es generell schlimm, wenn man auf andere Menschen angewiesen ist, solange man gesund ist und arbeiten kann.