Aldaris schrieb: Es geht doch später gar nicht mehr wirklich um den Gewinn-Betrag, es geht vor allem darum keinen Verlust zu machen und sich die Zeit zu vertreiben. Spätestens dann ist es eine Sucht geworden. Das fatale an der Spielsucht ist vor allem der enorme finanzielle Aufwand, der einen früher oder später ruiniert.
@AldarisGenau das ist es, bei Gewinnen war ich nicht über das Geld an sich froh. Nein, ich war froh weil es mein weiterspielen sicherte. Ein Gewinn mit nach Hause nahm ich meist nur, wenn ich schon genug gespielt hatte(mindestens 3-4 Stunden, vorrausgesetzt es gab in dieser Zeit auch Positiverlebnisse in Form von gut bezahlten Freispielen oder eine gewinnbringende Bilderreihenfolge), aber meistens ging ich pleite nach Hause.
Der finanzielle Aufwand ist wirklich sehr enorm. Dabie ist es auch egal wieviel man gewinnt. Es gab Monate die mit einem dicken Gewinn angefangen haben. Letztes Jahr im Sommer, meine Frau war mit unserer Tochter in der Türkei um ihre Mutter zu besuchen und hatte mir als Taschengeld 800 Euro dagelassen. Was für ein Monat, also nur für Essen und Trinken, ja deutlich mehr als genug war. Ich habe sie zum Flughafen gebracht und bin danach gleich in die Spielo. Habe sehr viel Glück gehabt und einen "offenen" Automaten gefunden. Aus meinen achthundert wurden in kurzer Zeit 1480 Euro.
Das war natürlich ein ordentlicher Gewinn von 680 Euro welchen ich auch mitgenommen habe. Es war dann auch schon spät, weswegen ich nach Hause gefahren bin um mich erstmal auszuschlafen.
Ich habe mir nach dem Gewinn fest versprochen erstmal ein paar Tage Spielpause zu machen. Einfach um meine angenehme Situation nicht zu gefährden.
Am nächsten Tag stand ich auf, war guter Dinge, wollte erstmal für einen Monat einkaufen und zum Friseur gehen um mich erstmal Nahrungstechnisch usw. abzudecken.
Danach hatte ich mich noch mit einem Kumpel verabredet.
Bin also raus und dann kam wieder die blöden Suchti-Gedanken:
"Wer weiß, vielleicht gibt der Automat von gestern wieder"
"Achthundert hast du fast verdoppelt, jetzt hast du fast einsfünf, das doppelte wären drei"
Ich merkte schnell das der Suchtsog, gerade weil ich ein Tag vorher ja gewonnen hatte, stärker war als sonst. Also versuchte ich die Gedanken zu ignorieren, aber umsomehr ich das versuchte desto stärker wurde das Verlangen. Ich dachte mir komm lass es, du kennst dich. Aber dann dachte ich wieder, eh komm soviel Geld in der Tasche ein HUNI kannst du ruhig probieren, wenns nicht läuft, gehst du einfach raus und gehst einkaufen und Haare schneiden.
Bin dann also entspannt in meine Stammspielo mit dem gesamten Geld das ich hatte, habe ein zehner gewechselt und auch prompt um die hundert Euro gewonnen, worüber ich mich sehr gefreut habe. Jetzt war ich sicher, das ich im Moment eine Glückssträhne hatte. Eigentlich wollte ich auszahlen lassen aber ich war so happy das ich einfach weiterspielte, dann gabs auch noch Freispiele auf hohem Einsatz, nebenbei noch ein frischer Kaffee. Besser konnte meine Laune nicht werden. Es war ca. vierzehn Uhr und ich hatte inzwischen um die zweihundert Plus also insgesamt fast 1700 €, gleich lasse ich auszahlen und gehe, gleich, gleich..beste Laune.
Dann geh ich einkaufen und Haare schneiden, abends mit einem guten Kumpel noch was gutes Essen und vielleicht ein Trinken.
Ich schwelgte so sehr in Gedanken das ich fast garnicht merkte das der Automat inzwischen nicht mehr so gut lief und das Blatt sich etwas wendete. Der Automat hatte knapp hundert Euro gefressen also ließ ich auszahlen und war ja immer noch im Plus.
Im selben Moment verließ ein anderer Mann fluchend die Spielo weil er wohl wie er meinte um die 500 Euro an zwei Kisten verloren hatte. Plötzlich witterte ich meine Chance:
"Du hast soviel Geld, und er hat da schon fünfhundert verloren, du kriegst da bestimmt ordentlich was raus"
"Komm du hast eine Glückssträhne im Moment"
Der Suchti-Schub kam in Hochform, plötzlich rückte alles in die Ferne. Nichts war mehr wichtig, ich wollte heute das große Geld. Und der Typ vor mir hatte die Kästen schon schwindelig gespielt.
Also setzte ich mich vor die Kästen und ließ schonmal an jedem einen zwani rüberbuchen.
Die Kästen liefen sehr miserabel und kurze Zeit später war der heutige Gewinn von zweihundert dann komplett wieder verspielt. Irgendwas in mir versuchte mich jetzt dazu zu bewegen, die Halle zu verlassen, schließlich hatte ich heute keinen Verlust. Aber diese innere Stimme war zu schwach, zu schwach gegen den Sucht-Sog, ich war jetzt heiß!
Aber leider auch ein wenig verspannt, weil ich ja die zweihundert wieder verloren hatte, ich fühlte mich schlecht, obwohl ich ja immer noch mein Grundgeld in der Tasche hatte.
Ich wollte die zweihundert zurück. "Diese beiden Kisten müssten doch schmeißen, der Typ hat hier viel rein und ich auch nachgeschoben"
Jetzt fuhr ich härtere Kaliber aus, erhöhte den Einsatz, in der Hoffnung die Automaten dadurch "zu öffnen! Funfi gewechselt, weg! Funfi gewechselt, weg! Funfi, gewechselt, weg! die Dinger waren immun gegen Geld, es gab nicht mal Freispiele obwohl ich inzwischen nur noch ein Tausender in der Tasche hatte. Ich war aufgelöst, sauer und wollte jetzt endlich gewinne, unbedingt Gewinne!
Jetzt spielte ich auf höchst Einsatz, an dem einen Automaten tat sich was, ja FREISPIELE!
Der Automat gab mir Freispiele auf Höchsteinsatz und schmiß knapp vierhundert Euro, das beruhigte mich etwas. Aber spornte mich auch an, weiter zumachen. Ich konzentrierte mich jetzt nur auf diesen einen Kasten, das Ergebnis war, das die vierhundert Euro nach einer Stunde weg waren. Jetzt brach ich den Tausender an, jetzt wurde mein Gewissen lauter: "geh raus, du hast immer noch Tausend Euro immerhin zweihundert mehr als du gestern eigentlich in der Tasche hattest". Aber die Kästen mussten doch geben, soviel rein, nein ich weiß die werden geben!.
Ja sie gaben, aber kein Geld, sondern sie gaben mir einen heftigen Arschtritt! Der war so heftig das ich morgens um drei völlig resigniert vor den Apparaten saß, keinen Cent mehr, weder in der Tasche als auf den Automaten.
Jetzt kamen alle Gedanken hoch, was hast du gemacht? Du hast 1700 Euro verspielt. Wie bescheuert bist du eigentlich? Mir ging es richtig schlecht, körperlich wie seelisch, mein ganzer Körper zuckte und war völlig unruhig. In mir ging es drunter und drüber, ich spürte wie mir Tränen in die Augen schoßen, die Dame an der Theke bat mich zu gehen weil sie schließen.
Aus Verzweiflung und Dummheit bat ich die Aufsicht mir zwei Euro zu leihen, was sie aber verneinte.
Ich schämte mich, für meine Sucht und Gier! Warum bin ich so, ist das eine Krankheit oder meine Natur?
Ich schaute auf mein Handy, zig Anrufe in Abwesenheit, mein Kumpel war stinksauer. Ich hatte Freunde vernachlässigt. Ich ging taumelnd nach Hause, hatte ich mich in meinem Leben schon mal so Elend gefühlt. Ein Tag der so schön angefangen hatte, konnte doch nicht so enden!
Ich legte mich mit meinen nach Nikotin stinkenden Klamotten aufs Sofa, der Kopf schmerzte, das Herz hämmerte, ich hörte immer noch die Töne der Automaten. Irgendwann war ich weg.
Am nächsten Tag wurde mir erst richtig bewusst, was ich angestellt habe.
Jetzt kamen die natürlichen Bedürfnisse, ich hatte Hunger. Aber die Schränke waren leer, ich hatte ja nicht eingekauft. Ich sammelte die paar Pfandflaschen die zuhause rumlagen und holte mir davon etwas "Dosenfutter" mir ging es grottenschlecht. So viele Gedanken, woher finde ich jetzt Geld zum Leben. Ich fing an alle Quellen abzustottern und hatte irgendwan fünfzig Euro zusammen. Jetzt geh ich erstmal einkaufen.
Wer weiß die Automaten von gestern, könnten ja heute auf niedrigem Einsatz geben........, oh man ich bin wirklich Suchtkrank, einfach Krank!
Der Alltag eines Spielers, ein abschreckendes Beispiel für alle:
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