@needsomebodynenn es sucht oder nenn es wie du willst. von der sache her ist es sucht, aber das wort ist sehr negativ besetzt und man assoziiert immer gleich das schlimmste damit und halt auch, dass man (mit brachialmethoden) unaufhörlich dagegen vorgehen muss.
ich weiss, hier lesen und schreiben viele exessive spieler und gaming-24/7-befürworter. was krankhaft ist und was nicht, obliegt hierbei dem beobachter aber auch in erster linie den lebensumständen.
mit 15 jahren ist dein sohn eigentlich ein bisschen zu jung für solche spiele. gewisse frühreife ist ja normal, aber das problem ist halt auch, dass die ganzen FSK-standarts mit der zeit immer weiter nach unten geschraubt werden. irgendwann in ein paar jahrzehnten schaun sich selbst 8-jährige slasher-filme an und lassen sich davon nicht vom hocker haun.
es ist also ein zeichen der zeit.
was deinen sohn vermutlich "heilen" könnte, wäre eine übersättigung. die geschieht normalerweise sowieso, allerdings zieht sich das mitunter noch jahre hin und seine schullleistungen könnten darunter leiden. wenn er also ein ganzes wochenende und dann immer wieder und wieder spielen darf, also fast spielen "muss" (weil sein kumpel online ist oder so), dann wird ihm das nach ner zeit auch zum halse raushängen, weil er das spiel in und auswendig kennengelernt hat. im prinzip sehe ich kaum eine andere möglichkeit, als ihn auf genau diese weise zu entwöhnen.
eine andere möglichkeit ist der kalte entzug, also dass du ihm das spiel wegnimmst. nur dann musst du unbedingt daran denken, dass du ihm mindestens einen ebenbürtigen ersatz an freizeitbeschäftigung gibst.
gerade jetzt in der kindheit stellst du die weichen dafür, ob dein sohn irgendwann mal eher dynamisch oder eher lethargisch wird.
computerspiele sind im prinzip nur simulationen für sportliche und abwechslungsreiche aktivitäten - inbesondere die egoshooter spielen dem kopf da einen streich. das heisst nicht, dass ich spiele nicht abkann, ganz im gegenteil. aber man sollte ebenso reelen aktivitäten (dem s.g. "real life") nachgehen, weil man sonst vor dem bildschirm kleben bleibt.
"battlefield" ist im grunde eine simulation des allseits unter jungs beliebten "pengpeng" (oder "räuber und gendarm"), bei dem man draußen ist und eigentlich nix anderes tut, als eine abgewandelte form von "fange" zu spielen und dabei hauptsächlich rennt und seine koordinationsfähigkeiten trainiert. am computer ist das alles nur schein und es trainiert überhaupt nichts, ausser die koordination von maus und tastatur. die sinne und auch der spaß verkümmern, und im hinterkopf weiss man das auch. doch der gesamtkörperliche drang, jetzt mal endlich rauszugehen und auf die kacke zu haun, wird missinterpretiert und führt schliesslich nur nächsten und zur übernächsten runde digitalen fange-spielens.
so geht der natürliche rythmus schritt für schritt den bach runter, wenn man nichts anderes hat ausser dem rechner.
"sei kein stubenhocker" wäre beispielsweise ein erzieherisches argument, mit dem du deinen sohn ein bisschen in die gegenwart zurückholen kannst (wenn er es noch hört). bei einem mehr oder weniger kalten entzug müsst ihr etwas finden, was ihm noch mehr spaß macht. vermutlich könnten karusselle und achterbahnen ihn noch mehr begeistern als nervöses herumgeklicke. aber auch das sind symbiosen mit maschinen. besser ist vielleicht ein besuch im kletterpark oder generell eine stete freizeitmöglichkeit in der hinsicht. vielleicht ein verein: es gibt so viele vereine, sei es kunst oder diverse sportarten. aber zum gotcha! bzw. paintball würde ich deinen sohn nicht unbedingt ermutigen, auch wenn er dadurch mal merken würde, wie sein battlefield eigentlich in der realität aussehen mag. dann doch eher ne cosplay oder n mittelaltermarkt mit axt-werfen und so. es gibt genug kulturelle kostbarkeiten, die zu begeistern wissen. man muss sie nur zu schätzen lernen.
was mich in dem alter wohl mit am meisten mit mir selbst auseinandersetzen ließ, waren jegliche fotos und video-aufnahmen, die jemand von mir geschossen hatte. das hat mich oft sehr peinlich berührt, mich mal von aussen zu sehen und das nicht frontal und spiegelverkehrt. da merkt man am ehesten, dass man sich nicht nur treiben lassen sollte, sondern auch selbst initiative ergreifen muss, was das eigene heranwachsen angeht. also fotografier oder film ihn ruhig mal, wenn er am rechner sitzt. würd ich jetzt aber halt nicht unbedingt so provokant und absichtlich machen sondern eher "zufällig" aussehen lassen, wenn geht
ein weiterer wichtiger therapeutischer ansatz ist, deinem sohn zu zeigen, was aus ihm werden würde, wenn er weiterhin nichts anderes als zockt. es gibt genug solche artikel in den zeitungen: lies sie ihm ruhig mal vor oder schneid sie ihm aus. noch besser wäre, falls du jemanden kennst, der das selbe problem mit seinem kind hat (dürftest nicht lang suchen brauchen) dann besucht den mal und setzt euch mal an einen tisch, lasst aber auch mal die kinder unter sich.
am besten wäre es, wenn das andere kind wirklich noch ne nummer krasser dran ist als dein sohn, über- oder unter-gewichtig und vorzugweise schon in dem alter, in dem man eigentlich schon arbeiten geht. der eine besuch könnte deinem sohn für lange zeit im hinterkopf bleiben und distanz zu seiner "sucht" aufbauen lassen. aber wahrscheinlich wird es schon helfen, mit ihm in irgendein x-beliebiges großraum-büro zu gehen und dort die ganzen bemitleidenswerten kreaturen zu sehen, die den ganzen tag vorm computer hocken müssen - wahrscheinlich bis zur rente.
auch bilder wirken wunder: in vielen büros hängt doch der eine oder andere ausgedruckte spruch in form eines comics oder plakats an der wand. sowas wird nicht umsonst eine motivierende wirkung nachgesagt. man rennt schliesslich tagtäglich daran vorbei. stell/häng irgendwo ein bild hin mit einem dicken versager, der vor einem computer vor sich hin vegetiert, als abschreckendes beispiel oder irgendwas über die bewältigung des inneren schweinehunds (kalender mit inspirierenden motiven haun vielleicht auch hin) und es wird über monate seine unterschwellige wirkung erzielen.
egal was du tust: wenn du wirklich was gegen "die sucht" unternehmen willst, musst zu wohl oder übel selbst zur expertin werden. sicher gibt es auch beratungsstellen, aber viel mehr als die pipels hier auf allmy werden die dir wahrscheinlich auch nicht sagen können. bestenfalls schicken se dich zum doktor und dann heissts ADS und Antidepressiva.