@DerMüller71 Du widersprichst dir selbst: du lehnst Theologie ab,
Wenn sie bekenntnisgebunden ist oder Gott als wahr voraussetzt
Zunächst einmal ist die Theologie leider in der misslichen Lage, die Existenz Gottes als wahr voraussetzen zu müssen, da ihr ja sonst der Gegenstand fehlt. Man kann also keine Theologie betreiben, ohne nicht eine Vorannahme von Gott zu besitzen. Generell erscheint das ganze Konstrukt "Theologie" bei dir extrem schwammig und inhaltsleer zu sein. Du schreibst zum Beispiel
Als "Lehre von Gott" allgemein hingegen, kann man es vertreten.
(man beachte wieder die Einzahl "Gott") schreibst dann aber weiter unten
Für mich ist Gott eine Worthülse, die zunächst einmal nicht weiter definiert ist (auch nicht monotheistisch).
Ich gebe dir ja absolut recht; natürlich ist der Begriff "Gott" erst einmal eine Worthülse, aber genau da setzt ja meine Kritik ein: wenn man die Wahrheit hinter diesem Begriff untersuchen wollte, müsste man diesen Begriff zunächst definieren, damit er nicht mehr so inhaltsleer ist. Das wäre wissenschaftliches Arbeiten. So wie du es darstellst, besitzt diese "Wissenschaft" aber einen völlig unbestimmten Begriff von Gott, ist aber gleichzeitig auch die "Lehre von Gott" - ergo ist die Theologie die Lehre von einer unbestimmten Worthülse. Das sind mehr oder weniger deine Worte, und wenn du Theologie als ernsthafte Wissenschaft präsentieren wolltest, ist dir das hiermit gründlich misslungen. Man sieht also sehr gut: das Kartenhaus der Theologie stürzt sofort in sich zusammen, wenn man mal etwas genauer nachfragt.
Weiter schreibst du
Vielmehr steht sie stellvertretend für die in diesem Kontext relevanten Fragen. Was ist der Sinn des Lebens, hat unsere Existenz einen Grund oder was auch immer.
Die Frage "Was ist der Sinn des Lebens?" ist absolut keine wissenschaftliche Fragestellung, und eine ernsthafte Wissenschaft würde sich eine solche Frage niemals stellen. Um ehrlich zu sein, halte ich es auch generell für wenig sinnvoll, diese Frage überhaupt zu stellen, aber das ist ein anderes Thema. Und der Sinn des Lebens besteht sicher nicht darin, den Lehren der Gottheit eines 2000 Jahre alten Hirtenvolks zu folgen, nur mal so am Rande...
Wir glauben viele Dinge, für die wir keine Beweise haben und trotzdem mag es rational sein, sie zu glauben.
Das mag ja für dich gelten, aber nicht für mich. Wenn mir jemand aufzeigen würde, dass ich an etwas glaube, ohne Beweise dafür zu haben, dann würde ich natürlich aufhören, an diese Sache zu glauben! Du schreibst dann weiter, dass es vernünftig ist, an Dinge zu glauben, wenn sie das eigene Wohlbefinden erhöhen. Auch hier muss ich widersprechen: mich interessiert nur, ob etwas "wahr" (also in unserer Realität der Fall) ist oder nicht, und nicht, ob sich etwas gut anfühlt. Natürlich ist der Gedanke schön, dass es ein Leben nach dem Tod gibt. Aber leider gibt es keinen guten Grund, anzunehmen, dass es so etwas wirklich gibt. Du setzt Glauben dadurch im Grunde mit der Wirkung einer Droge gleich: er führt dazu, dass man sich gut fühlt.
Dir geht es um objektive, nachvollziehbare Beweise.
Beweise sind ihrer Natur nach objektiv und für jeden nachvollziehbar. Die Beweislast besitzen nun einmal diejenigen, die eine Behauptung aufstellen, und solange sie keine Beweise für ihre Behautung vorlegen, ist automatisch das Gegenteil der Fall. Ein Agnostiker ist übrigens jemand, der nicht weiß, ob es Gott gibt. Ein Atheist ist jemand, der nicht an Gott glaubt. Ich weiß nicht, ob es Gott gibt, und ich glaube auch nicht an ihn... also bin ich agnostischer Atheist oder atheistischer Agnostiker. Die Begriffe schließen sich keinesfalls gegenseitig aus, und ein Agnostiker ist auch nicht in einer besseren Position als ein Atheist.
Eine Frage. Hast du dich jemals mit der entsprechenden Literatur beschäftigt? Meiner Erfahrung nach ist es gerade so, dass entsprechende Argumente nicht einfach "vom Himmel fallen", sondern einige davon durchaus Hand und Fuß haben. Man kann sie zwar guten Gewissens ablehnen (so wie ich das eben auch tue), aber trotzdem eingestehen, dass man, mit einem anderen Blickwinkel auf die Prämissen, eben zu einem anderen Ergebnis kommt. Ein Autor, den ich sehr schätze, ist Edward Feser.
Ich habe in den letzten Jahren ziemlich viel Literatur zum Thema Gottesbeweise, Theismus, Atheismus und Wissenschaftstheorie gelesen und würde behaupten, dass es ein Hobby von mir ist, sich mit diesen Dingen auseinanderzusetzen. Mit Edward Feser habe ich mich hingegen noch nicht beschäftigt, weshalb ich mir auch kein Urteil über ihn erlauben will. Ich kann dir aber versichern, dass mir bisher leider kein Gottesbeweis begegnet ist, der in irgendeiner Form stichhaltig, schlüssig oder auch nur sinnvoll gewesen wäre. Ich war viele Jahre lang selbst gläubiger Katholik und hielt mich in der Gottesfrage ergebnisoffen, aber mit den Jahren überwog bei mir leider die Erkenntnis, dass religiöser Glaube nicht mit der Realität unserer Welt in Einklang zu bringen ist.
Ich wehre mich dagegen, dass jemand nicht als intellektuell beschrieben werden kann, nur weil er an Gott glaubt oder sich mit solchen Fragen beschäftigt. Man muss kein Atheist sein, um als intellektuell zu gelten. Das zu behaupten ist für mich schon eine Art der Selbsterhöhung, ohne dich damit nun angreifen zu wollen.
Natürlich war meine pauschale Aussage "gläubig ungleich intellektuell" als Provokation gemeint, aber ich schreibe das auch oftmals, um gläubige Menschen einfach herauszufordern, mir das Gegenteil zu beweisen
;). Was bisher übrigens nicht im Geringsten gelungen ist... Ich sage immer: Wer an übernatürliche Wesen glaubt, ohne dafür Beweise zu haben, sollte sich sehr genau überlegen, was er schreibt. Die meisten wachen ja zum Glück irgendwann auf. Aber der springende Punkt ist: ich bin wirklich sehr an einem Austausch mit Gläubigen interessiert und schaue immer gerne, ob ich noch etwas dazulernen kann oder irgendwo einen Denkfehler begehe. Soll heißen: wenn es Götter gibt und jemand stichhaltige Beweise für ihre Existenz liefert, bin ich der allerletzte, der sich dagegen stellen würde!