kleinundgrün schrieb:@dasewige
Zeitarbeit hat Vor- und Nachteile. Z.B. ist Zeitarbeit ein guter Weg, in ein festes Arbeitsverhältnis übernommen zu werden, wenn die "Ausleihfirma" fair ist und der Leiharbeiter sich reinhängt. Ich habe es viele Male erlebt, dass nach einem halben Jahr aus der Leiharbeit ein festes Arbetsverhältnis wurde.
Für den Leiharbeiter kann es also eine Chance sein, die er so nie bekommen hätte. Gerade schlecht qualifizierte Menschen oder welche mit "komischem" Lebenslauf, die nie zu einem Bewerbungsgespräch geladen würden, haben so eine Möglichkeit, ihre Fähigkeiten zu beweisen und in die Firma hineinzuwachsen.
Aber es ist natürlich richtig, dass manche (viele?) Firmen das einfach ausnutzen und keine Leiharbeiter übernehmen.
Der Ansatzpunkt wäre eher, zu klären, warum es den hohen Bedarf an Leiharbeit gibt.
also erstmal sorry, dass ich offtopic bin, aber bei so einer Frage dürfte es egal sein
;)Da ja jetzt ein bißchen über Pro und Contra von Leiharbeit diskutiert wird, möchte ich meine Erfahrung (die top aktuell ist!) kurz mit euch teilen.
Ich arbeite seit 11 Jahre in einem Industriebetrieb und hab die Entwicklung der Leiharbeit täglich miterlebt. Anfangs war ich auch dafür, weil ich die damaligen Argumente für richtig fand, doch leider hat sich mein Bild seitdem verändert.
In der Theorie ist Leiharbeit gut weil:
- sie unqualifizeirten Arbeitnehmern eine Chance gibt
- der Arbeitgeber flexibel ist (Krise & Aufschwung)
- weil der Leiharbeiter eine Chance auf Festanstellung nach Langzeitabeitslosigkeit hat.
jetzt die Realität in meinem Betrieb (und ich kann mir vorstellen, dass es woanders auch so läuft)
-Jahr für Jahr wurde die Stammbelegschaft verkleinert und dafür die Leiharbeiter aufgestockt
- die Qualität der Produkte lässt nach, da ein Stammmitarbeiter alle 2 Wochen ein Leiharbeiter neu anlernen darf (nicht jeder Leiharbeiter ist auch sofort einsetzbar bzw. überhaupt fähig!), für die Stammbelegschaft und die guten Leiharbeiter fallen so mehr Überstunden an (wenn einer nur die Hälfte bringt, muss der andere halt das ausgleichen, damit der Normalbetrieb läuft)
sowas wird natürlich in keiner BWL-Statistik erfasst!!
-die Motivation lässt nach, wenn gute kollege entlassen wurden und dafür Leiharbeiter eingesetzt wurden...daraus folgt irgendwann mal ein höheren Krankheitstand, mehr Betriebsunfälle und eine höhere fluktuationsrate der Belegschaft
-ein Leiharbeiter ist kaum Bereit die Leistung zu bringen, wie ein Festangestellter (was auch für mich gelten würde, wenn ich ausgebeutet werde, wie die Leiharbeiter!)
-viele müssen dennoch aufstocken, um zu Überleben...obwohl sie 8 Std am tag arbeiten (also meine Arbeitslosenbeiträge kriegen die Leute trotzdem, der einzige der profitiert ist der Arbeitgeber!
-kaum ein Leiharbeiter hat ein Festvertrag bekommen (in 10 Jahren gab es vielleicht 3 die übernommen wurde! zur Zeit haben wir um die 100 Leiharbeiter---eine Quote von nichtmal 1 %!)
- seitdem droht uns die Geschäftsführung regelmäßig mit Stellenkürzung usw. sobald die Tarifforderungen zu hoch sind (3% würde gerade mal die Inflation ausgleichen)
dadurch gab es statt erhöhung sogar Lohnkürzungen bei gleichzeitiger Arbeitszeiterhöhung
und heute gibt es immer eine Krise, die als Vorwand genutz werden kann.
Die einzigen die von Leiharbeit profitieren sind die Unternehmen! Da gibt es kaum ein Pro, was in der Realität standhält! Und nun das ganz tolle, aus Erfahrung kann ich sogar sagen, dass ein Leiharbeit mehr kostet, als ein Festangestellter (solange der nicht längerfristig krank usw ist!)
Wo wandert das Geld hin, wenn es nicht der Leiharbeiter bekommt?!