Bin zwar Agnostikerin, aber ich versuche trotzdem mal, deine Fragen möglichst plausibel zu erklären:
Mrs_Grinch schrieb:1. Wenn es einen Gott gebe warum gibt es Kriege?
Wie hier bereits erwähnt wurde, sind es die
Menschen, die für Kriege und alles Elend und Ungerechtigkeit auf dieser Erde verantwortlich sind, nicht Gott (sofern es diesen gibt). Und in der Bibel heißt es doch auch, dass Gott den Menschen einen
freien Willen gab, damit diese sich eigenständig für den einen oder anderen Weg entscheiden können.
Wenn es also einen Gott gibt, dann hat er uns Menschen nicht erschaffen, um uns seinen Willen aufzuzwingen und uns nach seiner Pfeife tanzen zu lassen, sondern er schuf uns als selbstständige, frei denkende Individuen. Aber er gab uns damit auch
Verantwortung, welche wir für jede unserer Handlungen und Entscheidungen tragen müssen.
Wenn wir also in unserer Maßlosigkeit Not und Elend über die Welt bringen, dann ist es einzig und allein unsere Eigene Schuld und wir müssen die Konsequenzen dafür tragen.
Der freie Wille ist Fluch und Segen zugleich: Einerseits sind wir frei, Fehler zu machen, um aus ihnen lernen zu können. Andererseits aber können diese Fehler verheerend sein und wir können uns auch
weigern, sie einzusehen oder gar wiedergutzumachen. In jedem Fall hängt alles einzig und allein von uns ab.
Sofern es einen Gott gibt, bleibt für ihn in diesem Szenario nichts weiteres zu tun, als sich zurückzulehnen und das Geschehen zu beobachten. Zu beobachten, wie seine Schöpfung sich selbst vernichtet. Wie ein Wissenschaftler Tumorzellen unter seinem Mikroskop beobachtet, die sich selbst zerstören. Womöglich war genau das von Anfang an der ganze Sinn und Zweck des Experiments "Mensch" gewesen. Wer weiß?
Mrs_Grinch schrieb:2. Was passiert eurer Meinung nach, nach dem Tod? Hören wir auf zu Sein oder werden wir ins himmelreich eingehen?
Als Agnostikerin glaube ich weder an einen Himmel noch an eine Hölle. Aber ich denke dennoch, dass unsere Welt und unser Universum weitaus komplexer ist, als wir zu ahnen wagen. Ich kann mir sehr gut eine Existenz fernab dessen, was unsere primitiven 5 Sinne wahrnehmen können, vorstellen. Und es wäre ignorant und anmaßend zu behaupten, dass es nichts weiteres geben KANN, was wir mit unserem physischen Körper nicht erfahren können. Wir können noch so gebildet sein, aber wir stehen dennoch erst am Anfang unseres Wissenstands. Vielleicht sind wir erst nach dem "Tod" wirklich schlauer...
Mrs_Grinch schrieb:3. Warum schickt gott seine überalles geliebten "kinder" zum sühnen dann ins fegefeuer oder gleich in die hölle, wenn er doch jeden liebt?
Wie bereits erwähnt, glaube ich weder an einen Himmel noch an eine Hölle. Denn schon allein aus rein logischer Sicht würde sich der liebe Gott damit in beiden Fällen ins eigene Fleisch schneiden. Denn ein Gott, der stets Liebe und Vergebung predigt, hat keinerlei Rechtfertigung dafür, seinerseits seine Geschöpfe einer ewigen Qual und Verdammnis auszusetzen. Denn damit würde er seinen eigenen Idealen entgegengesetzt agieren. Er, der Gute, der Heilige, macht sich selbst zum Sünder, indem er eigenhändig Böses über seine Geschöpfe kommen lässt. Ganz gleich, wie viel diese Menschen im Leben gesündigt haben, er stellt sich auf die gleiche Stufe mit ihnen, da er es ihnen mit gleicher Münze zurückzahlt. Es ist reine Vergeltung und da ist nichts Heiliges dran. Es ist typisch menschlich. Genauso macht es auch ein amerikanischer Staat, der Mörder mit der Todesstrafe bestraft. Oder ein islamischer Shariastaat, der Menschen für ihre Verbrechen hängt oder köpft. Im Endeffekt hat der Staat Blut an den Händen kleben, und die Gründe sind irrelevant. Folglich hat auch dieser Gott Blut an den Händen kleben - und nennt sich dafür heilig.
Dann muss auch u.a. Kalifornien, wo noch immer Todesstrafen angewendet werden, als heilig erklärt werden. Und wir müssen alle zu Arnold Schwarzenegger beten, der als Guverneur diese Gesetze leitet.
Erst im Vergleich merkt man, wie schwachsinnig das ganze religiöse Konzept tatsächlich ist.
Ein "Himmelreich" macht jedoch genauso wenig Sinn. Denn obwohl Gott auf der Erde predigt, dass alle Menschen vor ihm gleich sind, tut er sie dennoch aussortieren. Und der Logik jedes religiösen Buchs zufolge gehören gerade mal 10% aller auf Erden lebenden Menschen zu den Privilegierten, die ins Paradies eintreten werden - weil sie gläubig sind. Dies ist nämlich die Hauptvoraussetzung. Und wieder disqualifiziert sich dieser Gott selbst als ein egozentrisches Arschloch, das nur Anbetung will und dem die Menschen ansonsten schnurzegal sind. Gleichzeitig tut sich der Verdacht auf, dass dieser Gott wohl ziemliche Minderwertigkeitskomplexe haben muss, wenn er auf so viel Bestätigung angewiesen ist. Er macht sich tatsächlich vom Menschen ABHÄNGIG, der ihm diese Bestätigung gibt.
Da bleibt echt nicht viel übrig hinter all der heißen Luft um einen allmächtigen und furchterregenden Schöpfer, wenn man genauer hinguckt. Nur eine traurige und genauso verdorbene Gestalt, wie der Mensch.
Mrs_Grinch schrieb:4. was ist eurer meinung nach der sinn eures lebens?
Na dem Leben einen Sinn zu verleihen, natürlich!
:) Der Drang dazu ist jedem Lebewesen angeboren. Jede Existenz erfüllt ihre Aufgabe. Und auch wir suchen unsere Bestimmung im Leben, und nicht selten finden wir sie auch und gehen darin auf. Darin finden wir unser persönliches Glück. Ja, der Sinn des Lebens eines jeden Menschen ist sein Glück zu finden - und den Weg, der einen zu ihm führt
:)