Kein als Antisemitismus getarnter Rassismus in der UdSSR? Das scheint mir ein beliebter Irrtum von Post-Stalinisten zu sein:
Die stalinistischen „Säuberungen“ und Schauprozesse in den 30er Jahren hatten bereits antisemitische Züge. Der traditionelle russische Antisemitismus wurde von Stalin für seine innenpolitische Machtpolitik funktionalisiert.
Der Auftakt für die antijüdische „Säuberungen“ nach dem 2. Weltkrieg bildete die Ermordung des großen jüdischen Schauspielers Shlomo Michoels durch Stalins Geheimpolizei im Januar 1948. Michoels war Vorsitzender des Jüdischen Antifaschistischen Komitees. Kurz darauf wurde das JAFK verboten. Am 12.8.1952 wurde auf Befehl Stalins die Elite der jiddischen sowjetischen Schriftsteller, darunter die weltberühmten Dichter Perez Markisch, ltzik Fejfer und David Bergelson, hingerichtet. Laut Arno Lustiger ein einzigartiger Vorgang in der Weltliteratur.
Den Höhepunkt des antisemitischen Hassfeldzuges bildete das sogenannte "Ärztekomplott" von Anfang 1953. Die angeklagten Ärzte, unter ihnen auch Stalins Leibärzte, waren fast alle Juden und wurden bezichtigt, Mordpläne gegen Stalin geschmiedet zu haben und mit zionistischen Spionen im Bunde zu sein. Der Tod Stalins am 5.3.1953 verhinderte ein landesweites Pogrom und die geplante Massendeportation der russischen Juden nach Sibirien.
(Freitag, 5.3.10)
Dass es nach dem Ende des Sozialismus nicht unbedingt besser geworden ist, belegt auch dieser Artikel im Stern vom 15.11.2004:
http://www.stern.de/politik/ausland/gesellschaft-rassismus-224-la-russland-532303.htmleinen kritischen Überblick über die heutige Situation bietet Wiki:
Wikipedia: Menschenrechte in Russland