@Irexis Dazu möchte ich doch was sagen, und ich bin keine 17 oder 18 Jahre alt.
Dein letzter Beitrag könnte von meinen Eltern sein.
Meine Eltern haben beide auch geackert wie die Tiere, oberstes Gebot war sparen sparen sparen. Ich hatte eine tolle Kindheit, wir haben alles selber angebaut, verarbeitet, und wenn wir grade nicht mit anpacken mussten, waren wir herrlich "unbetreut", es hat niemand gekratzt, was wir so trieben. Notenstress gabs auch nicht, und ich durfte das Gymnasium besuchen, weil es Schülerfreifahrt und Gratisschulbuch gab, sonst wäre das gar nicht infrage gekommen.
Ich habe trotzdem mit 15 meinen ersten Arbeitsplatz angenommen, Geldverdienen war einfach wichtiger. Mit 18 hätte ich - auf Vermittlung meines Vaters - einen "lifetime - job" annehmen sollen, vor dem mir gegraut hat. Ich habe es nicht gemacht, es kam zum Bruch, und ich bin mit umgerechnet 150€ in der Tasche, einem Koffer und meinen Dokumenten über Nacht ausgezogen.
Dieses Gefühl der Freiheit, entkommen zu sein, aus unserer engen Welt, und festzustellen: das Gras ist überall grün. Ich bin zehn Jahre gereist, habe viel gesehen, und es hat mir das Selbstvertrauen gebracht, aus jeder Situation etwas zu machen.
Meine Eltern haben es zu erheblichen Wohlstand gebracht auf ihre Art, sie sind stolz darauf, aber sie haben sich nie etwas gegönnt, jetzt sind sie alt, und fürchten um ihre Ersparnisse. Sie verstehen bis heute nicht, dass mir ein Zimmer voller Bücher mehr wert ist, und meine über zwanzig Jahre alte Karre muß ich immer im Hof parken, wenn ich sie besuche, damit die Nachbarn das nicht sehen.
Ich verachte meine Eltern nicht, sie haben zielstrebig verfolgt, was sie für wertvoll hielten, und aus ihrer Sicht ist ihnen das gut gelungen.
Es wäre nur nie ein Lebenskonzept für mich gewesen, ein toller Neuwagen stand noch nie auf meiner Wunschliste, und ich habe eine einträgliche Stelle geschmissen, weils keine Freude mehr machte, und jetzt bin ich wieder zur Scholle zurück, und vielleicht mach ich in zwei Jahren was anderes.
Mich wundert es eigentlich, dass die jungen Leute nicht viel mehr remonstrieren, gegen die Arbeitswelt der Leihverträge und was es da inzwischen alles gibt.