@sunshinelight Ich geh das mal durch.
sunshinelight schrieb:Borderline ist eine bipolare Persönlichkeitsstörung.
Nope. Wie
@mumm schrieb, sind das zwei verschiedene Krankheitsbilder, die sich aber häufig überschneiden.
Aber das Prinzip ist auch anders. Während eine bipolare Störung sich eher wie eine wechselnde Welle darstellt und zumeist mit längeren depressiven Phasen (Monate) und kurzen manischen peeks (Tage/Wochen), ist das Zerrissene bei Borderline gleichzeitig da. Und kippt mal in die, mal in die Richtung, von jetzt auf gleich. Also ganz typischerweise.
sunshinelight schrieb:Es bezeichnet das Resultat eines Traumatas aus der Vergangenheit.
Nein. Es wird zwar ziemlich häufig durch ein Trauma im Kindheitsalter ausgelöst ( 80? % etwa), aber nicht zwangsläufig.
sunshinelight schrieb:Probleme in der Familie zum Beispiel. Der Vater beachtet das Kind nicht, stößt es weg.
Es ist ein tief sitzender Schock, mit dem das Kind nicht klar kommt.
Meist haben die Traumata wesentlich härtere Hausnummer: Vergewaltigung, körperliche Gewalt, Mißhandlung. Eher was in dieser Richtung. Kein schiefer Blick.
sunshinelight schrieb:Dann kommt der Schutzmechanismus des Körpers ins Spiel. Was passiert?
Nun, der Teil der Persönlichkeit, der mit diesem Trauma im Zusammenhang steht, wird vom Rest der Persönlichkeit abgetrennt.
Sie ist nicht völlig weg, denn wir sind, was wir sind. Während der abgetrennte Teil im Hintergrund liegt, ist der Rest der Teil, der im Vordergrund bleibt.
So ähnlich. Zunächst mal wird das Ereignis verdrängt. Und dann tatsächlich abgespalten. Aber erst mal wird kein Teil der Persönlichkeit abgespalten - höchstens der, der das tut, was notwendig ist, um es zu ertragen -, sondern die Erinnerung. Und so wie ich das sehe, passiert das ziemlich häufig. Ich meine, Traumata in der Kindheit passieren, nicht jeder bekommt davon Borderline. Aber wenn das Kind jetzt diesen Mechanismus des Spaltens, was eigentlich ein psychologischer Verarbeitungfsmechanismus von Kleinkindern ist, die noch nicht in der Lage sind, zu differenzieren, nach dem Motto: "Was nicht sein darf, ist nicht.", wenn der nicht überwunden wird und das Kind nicht lernt, psychologisch belastende Dinge produktiver zu verarbeiten, dann kommt es zum Borderline-Syndrom, so wie ich das sehe.
sunshinelight schrieb:Nun, der Teil der Persönlichkeit, der mit diesem Trauma im Zusammenhang steht, wird vom Rest der Persönlichkeit abgetrennt.
Sie ist nicht völlig weg, denn wir sind, was wir sind. Während der abgetrennte Teil im Hintergrund liegt, ist der Rest der Teil, der im Vordergrund bleibt.
Da der andere Teil aber auch noch da ist, wird permanent hin und her geswitcht. Was entsteht?
Verhaltenssprünge. Der Teil, der nicht verlassen werden will, der Angst hat, verlassen zu werden.
Dann der andere Teil. Der, der klar denken kann. Dieser Teil hat aber weniger Emotionen, daher sind sie oftmals "kalt".
Wie gesagt, so in etwa. Ziemlich emotional sind Borderliner in der Regel immer. Und dass wirklich komplette Persönlichkeitsanteile abgespalten werden, so ist mir das in der Formulierung auch zu hart.
sunshinelight schrieb:Also kann eine solche Beziehung funktionieren?
Ja! Wenn du der Richtige bist. Wenn du all dieses Verhalten nachvollziehen kannst, geduldig bist und sie oder ihn liebst.
Dann geht das.
Meine eigentliche Meinung ist, dass das so gut wie unmöglich ist. Und hinter vorgehaltener Hand denken die meisten Psychologen das auch. Oder nur geht, wenn man als Partner extrem abgestumpft ist. Und den Borderliner nicht ganz für voll nimmt. Oder extremst blind vor Liebe. Denn das wirklich grundlegende Problem, welches in meinen Aughen eine funktionierende Beziehung verhindert ist folgendes:
Für eine funktionierende, glückliche Beziehung ist m. E. folgendes von Nöten. Dass beide Partner davon ausgehen: Prinzipiell bin ich ok, und die Welt ist es auch, und Du auch. Das Blöde ist jetzt: eben das denkt der Borderliner nicht. Er denkt: Ich bin nicht ok, und die Welt auch nicht. Und deshalb ist der Partner entweder idealisiert mehr als ok und soll den Borderliner retten, oder in verbündender Weise auch nicht ok, aber dafür darf er sich eben auch nicht gut fühlen. Und aus dem Dilemma einen Ausweg zu finden, ist eigentlich nicht möglich.