In den Nürnberger Prozessen konnten die Amerikaner erstmals eine international einmalige, strafrechtliche Verfolgung von Verbrechen gegen die Menschlichkeit demonstrieren. Das hat ihnen bis heute großen Respekt eingetragen.
Leider unterwerfen sich die USA und Israel aber selbst keiner internationalen Gerichtsbarkeit und fühlen sich berufen, jenseits aller existierenden Rechtsnormen zu agieren. Das macht es natürlich für die zivileren Teile der westlichen Welt schwer, anderen Staaten Vorschriften über Demokratie, Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit zu machen. Russland und China haben deshalb längst auf taub geschaltet, wenn aus dem Westen Mahnungen zur Rechtsstaatlichkeit kommen. In Israel werden Menschenrechtsaktivisten wie die amerikanische Studentin Rachel Corrie oder türkische Aktivisten der Gaza-Flotte einfach umgebracht. Wenn China einen Menschenrechtsaktivisten wie Weiwei einsperrt, protestiert die freie, westliche Welt.
Dieser doppelte Maßstab wirft die Frage auf, ob und wenn ja welche Staaten überhaupt noch der einstmaligen westlichen Wertegemeinschaft angehören.
Es könnte sein, dass man dann nicht mehr von westlichen, sondern besser von nördlichen Werten sprechen sollte. Denn nur in den nördlichen Staaten werden die einstmals westlichen Werte nicht nur in Sonntagsreden beschworen, sondern im Zusammenleben gepflegt. So haben die skandinavischen Staaten erheblich mehr Flüchtlinge aus Afghanistan und dem Irak aufgenommen als die USA, die dort vorgeblich "enduring freedom" verbreiteten. Sehr nördlich liegen auch die Staaten, die die Top Ten des aus Australien stammenden World Peace Index anführen. Die USA finden sich darin auf Platz 85 – zwischen Angola und Mazedonien. England und Frankreich halten tapfer Platz 31 und 32. Israel liegt neben Pakistan auf dem sechstletzten Platz.
Noch immer glauben in Deutschland viele, wir befänden uns in einer Wertegemeinschaft mit den USA und Israel. Es ist zu hoffen, dass das nicht stimmt.
http://www.heise.de/tp/artikel/34/34683/1.html