@Dr.Precht Keine Wissenschaft ist fehlerfrei, aber sie entwickelt sich immer weiter und versucht eben diese Fehler systematisch zu verringern. Nur in einer Idealisierung kann man annehmen, dass ein Mensch irgendwann alles wissen kann.
Der Punkt ist aber, dass wir als Menschen immer nur temporär die Möglichkeit haben uns Wissen zu erarbeiten und dieses dann eventuell weiterzuentwickeln. In der Zeitspanne, die man lebt kann man nur auf das aktuell vorhandene Wissen zugreifen und zusehen, dass man von diesem möglichst viel bekommt.
Dies Diskrepanz ist eben, dass selbst, wenn das aktuelle irgendwann falsch sein sollte, es im jetzigen Moment das einzige ist, was man haben kann. Und es ist nicht gesagt, dass alles davon auch irgendwann als falsch angesehen werden muss. Daher die Falsifizierung, die sagt, dass wir das Wissen, was bisher erarbeitet wurde erst einmal gewissermaßen richtig ist, es jedoch immer eine gewisse Chance geben könnte, dass es irgendwann in der jetzigen Form revidiert wird. Jedoch ist das alles eben nur Konjunktiv. Man hält sich eben die Tür offen sich möglicherweise Fehler eingestehen zu müssen bzw. es überhaupt zu können.
Dr.Precht schrieb:Kein Gedanke wird der Möglichkeit gewidmet, dass einmal ein unerwarteter Effekt eintritt und das bisherige Wissen als bloße Annahme, beruhend auf bisherige Erkenntnisse, gewesen ist.
Ich denke schon, dass eben diese Gedanken doch präsent sind, aber sich nur auf diese zu versteifen würde wieder zu einer Stagnation führen.
Bei dem Beispiel "starre Annahme: A führt immer zu B" gibt es nur wenige sinnvolle Alternativen.
Natürlich kann man darüber spekulieren, ob es nicht doch möglich wäre, dass es Frösche regnet, wenn ein Unwetter aufzieht, aber aus welchem Impuls heraus? Nach aktuellem Kenntnisstand gilt die Annahme, dass dunkle Wolken einen Regen zur Folgen habe. Wissenschaftlich läst sich dieses Phänomen erklären, so dass wir eben davon ausgehen, dass es bei einem Unwetter Wasser regnet und keine Frösche. Wo sollte es denn hinführen, wenn ein jeder Mensch bei dunklen Wolken anfängt sich zu fragen, ob es nicht auch nur im Geringsten die Möglichkeit gäbe, dass einmal etwas anderes als Regen vom Himmel fällt?
Das ganze beruht eben auf einer Kausalität, die wir kennengelernt und manifestiert haben, so dass es eben damit leben müssen, dass diese existiert.
In deinem Fall frage ich mich eben woher diese Zweifel kommen, die ich jedoch selbst lange Zeit hatte. Natürlich ist es im Sinne des eigenen Verstandes absolut richtig Dinge zu hinterfragen, aber der Fragensteller muss auch aufpassen, dass seine Erwartungshaltung nicht absurd ist.
Warum ist 1+1=2? Weil es eben so ist, das nennt man fachlich ein Axiom.
Jedoch ist die Frage aus welcher Motivation heraus man dies nun ewig und drei Tage weiter hinterfragen sollte, wenn es momentan keine andere Antwort gibt.
Ab einem gewissen Grad machen Hinterfragungen keinen Sinn mehr.
Was ist Liebe?
Ein Wissenschaftler würde meinen, ein bio-chemischer Prozess im Gehirn, wobei er es aber auch nicht wirklich exakt erklären könnte. Gibt es dieses Gefühl also wirklich und was ist es? Woher wissen wir, dass ein Gefühl eben genau dieses ist und wie kann man sicher sein, dass das Gefühl, was ich als Liebe bezeichne grundlegend das Selbe ist, was ein anderer als solches empfindet?
Wie kann man bei diesem Beispiel von Wissen reden? - Es geht an sich nicht und trotzdem machen wir es, weil wir eben Annahmen haben und diese zwar hinterfragen können, jedoch nicht beantworten können.
So bliebe nur die Wahl, ob man dies ein Leben lang hinterfragt und wahrscheinlich ohne Antwort da steht oder die Annahmen erst einmal als richtig betrachtet und erst einmal damit lebt mit der Aussicht, dass es vielleicht doch noch eine Antwort geben könnte, ohne dass man sie ein Leben lang krampfhaft sucht.
Wissen ist eine gewisse Form einer Illusion aber mit der müssen wir einfach zu unseren Lebzeiten leben, denn nur dadurch können wir dafür sorgen, dass sie weniger wird bzw. dass die Illusionierung zukünftiger Menschen weniger sein wird.