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Wie fühlt sich ein Delinquent kurz vor der Exekution?

348 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Tod, Psyche, Horror ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Wie fühlt sich ein Delinquent kurz vor der Exekution?

20.07.2011 um 17:10
@Krokogator

Gibt so Dinge an die ich mich wohl nicht gewöhnen könnte, wie z.B. das Köpfen von Menschen. ;)


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Wie fühlt sich ein Delinquent kurz vor der Exekution?

20.07.2011 um 17:12
@SmokeyEyes
Da hast du wohl auch wieder Recht :D


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Wie fühlt sich ein Delinquent kurz vor der Exekution?

20.07.2011 um 17:14
@Krokogator

Naja die Zeiten vom Köpfen sind ja Gott sei Dank auch endlich vorbei.
^^


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Wie fühlt sich ein Delinquent kurz vor der Exekution?

20.07.2011 um 17:15
@SmokeyEyes
Nicht überall!! In manchen Ländern wird noch fleißig enthauptet ;)


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Wie fühlt sich ein Delinquent kurz vor der Exekution?

20.07.2011 um 17:17
@Krokogator

Nein ehrlich?
Ich dachte die Todesstrafe würde es nur noch in Amerika und in einigen streng gläubigen Ländern zu finden sein?
Und dann dachte ich da auch eher an, Giftspritze und (steinigungen)

Wo genau wird denn noch enthauptet?


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Wie fühlt sich ein Delinquent kurz vor der Exekution?

20.07.2011 um 17:21
@SmokeyEyes
Hab mal eben recherchiert: In Katar, Saudi-Arabien und vor allem in Jemen und den vereinigten arabischen Emiraten.


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Wie fühlt sich ein Delinquent kurz vor der Exekution?

20.07.2011 um 17:24
Kann man sich ja mal durchlesen ;)



Warten auf die Hinrichtung

Die Grausamkeit der Todesstrafe beschränkt sich nicht auf den tatsächlichen Moment der Hinrichtung. Schon die Erfahrung, in der Todeszelle auf die eigene Hinrichtung warten zu müssen, ist grausam und unmenschlich und kann nicht durch die Entwicklung humanerer Exekutionsmethoden aufgewogen werden. Der Verurteilte wird lange vor der Hinrichtung gezwungen, mit der Vorstellung zu leben, an einem festgesetzten Tag exekutiert zu werden. Im Laufe des gesamten Berufungsverfahrens steht er vor der quälenden Zerreißprobe zwischen Lebenswillen und Hoffnung einerseits und der Notwendigkeit andererseits, sich auf den möglicherweise drohenden Tod vorzubereiten. Dieser Konflikt kann dazu führen, daß Gefangene eine Einstellung ihres Berufungsverfahrens und -- als eine Art von Selbstmord -- die Vollstreckung des Todesurteils fordern.

Zum Tode verurteilte Gefangene werden wie Menschen ohne Zukunft behandelt. Oft hält man sie von den übrigen Gefängnisinsassen isoliert in besonderen Zellen fest, die in einigen Ländern Todestrakt genannt werden. Die lange Isolation und erzwungene Einsamkeit machen das Warten auf die Hinrichtung nur noch quälender.

Ein Kriminologe, der 1978 mit 35 Todeskandidaten im US-Bundesstaat Alabama ausführliche Gespräche Kihrte, fand heraus, daß sich viele sehr intensiv mit dem Gedanken der Hinrichtung befaßten. Sie malten sich in allen Details die Funktionsweise des elektrischen Stuhls und die Auswirkungen der Stromstöße auf ihren Körper aus. Sie fragten sich, wie sie sich auf dem Weg zum Hinrichtungsraum verhalten würden, ob sie zusammenbrechen, ob die Stromstöße Schmerzen verursachen oder welche Erinnerungen die Hinrichtung bei ihren Familienangehörigen auslösen würde. Viele Gefangene waren von diesen Gedanken besessen, einige hatten immer wiederkehrende Alpträume, in denen sie ihre eigene Hinrichtung in allen Einzelheiten durchlebten.

Nach den Erfahrungen des Wissenschaftlers verschlechterte sich der Kontakt des Gefangenen zu seiner Familie und zu seinen Freunden angesichts der zu erwartenden endgültigen Trennung und aus dem Gefühl heraus, daß weitere Kontakte sinnlos seien. Dieser Kontaktverlust zur Außenwelt und die Isolation in den Todestrakten verursachten bei den Verurteilten ausgeprägte Gefühle der Ausgrenzung, was schließlich zum Tod der Persönlichkeit führt. In einigen Fällen vollzog sich dieser Prozeß lange vor der Hinrichtung. Der Zustand war durch schwere Depressionen, Apathie, Realitätsverlust sowie durch eine Verschlechterung sowohl der körperlichen als auch der seelischen Verfassung gekennzeichnet.

Ähnliche Berichte wurden auch aus anderen Ländern bekannt, so beispielsweise aus Jamaika, wo normalerweise viele Jahre zwischen der Urteilsverkündung und der Ausschöpfung aller Rechtsmittel vergehen. Dort sollen zahlreiche Todestraktinsassen schwer geisteskrank oder depressiv geworden sein, einige sogar Selbstmord verübt haben. Im November 1986 fand man kurz hintereinander zwei Männer, die beide bereits mehr als fünf Jahre im Todestrakt inhaftiert gewesen waren, in ihren Zellen erhängt auf.

Am 30. April 1988 verübte der 1981 zum Tode verurteilte Ronald Holmes offensichtlich Selbstmord. Nach der Ausstellung eines Hinrichtungsbefehls im Februar 1987 soll er schwer depressiv geworden sein. Damals hatte er neun Tage in einer besonderen Todeszelle verbracht und auf seine Hinrichtung gewartet, bevor ihm einen Tag vor der geplanten Exekution Vollstreckungsaufschub gewährt wurde.

Die Haftbedingungen im Todestrakt können die in sich grausame, unmenschliche und erniedrigende Erfahrung, unter einem Todesurteil zu stehen, noch verstärken. Der Oberste Gerichtshof von Trinidad und Tobago bezeichnete 1987 die Haftbedingungen, unter denen die beiden Kläger -- zwei zum Tode verurteilte Häftlinge -- seit mehr als zehn Jahren festgehalten worden waren, als erschreckend barbarisch.

Der Todestrakt im Gefängnis von Port-of-Spain bestand aus zwei Reihen einander gegenüberliegender schmaler Zellen -- unmittelbar in der Nähe des Galgens. Offensichtlich sollten dort Gefangene untergebracht werden, deren Hinrichtung kurz bevorstand. Infolge der langen Dauer der Berufungsverfahren blieben dort viele Insassen jedoch jahrelang inhaftiert. Die einzelnen Zellen maßeri nur etwa drei Meter mal zwei Meter und waren durch das Bett, einen Tisch und einen Toilettenkübel bereits weitgehend ausgefüllt. Ein Gefangener klagte, er könne in seiner Zelle nur jeweils zwei Schritte machen. Die Häftlinge verbringen etwa 23 Stunden pro Tag in ihren Zellen und dürfen sich nur für eine Stunde mit angelegten Handschellen in einem kleinen Hof im Freien bewegen.

Ein Psychiater, der Gefangene im Todestrakt in Trinidad und Tobago behandelt hat, erklärte in einer beeidigten Aussage vor Gericht, er sei der Meinung, daß die langjährige Inhaftierung unter solchen Bedingungen psychologische Veränderungen depressiver und euphorischer Art verursacht. Die Inhaftierung auf so engem Raum führt unvermeidbar zur Klaustrophobie und oft zu chronischen Angstzuständen und Depressionen. Die Gefangenen werden teilnahmslos und verlieren möglicherweise ihren Lebenswillen. Eine langjährige Unterbringung in einer kleinen Zelle, die auch in der Nacht beleuchtet ist, kann als eine Form seelischer Folter angesehen werden.

Aber auch dort, wo die Haftbedingungen keinerlei Anlaß zur Beanstandung geben, steigert eine lange Wartezeit die Qualen und das Leiden der zum Tode Verurteilten. So legte der Sonderberichterstatter der Vereinten Nationen für Folter der Menschenrechtskommission 1988 einen Bericht vor, in dem es hieß: Wenn zum Tode verurteilte Menschen lange Zeit in der Ungewißheit leben müssen, ob das Urteil vollstreckt wird... so kann das seelische Leiden zu ernsten mentalen Schäden führen, was wiederum oft schwere körperliche Schäden zur Folge hat... Es ist zu fragen, ob eine solche Situation mit der Achtung vor der Würde des Menschen und seiner körperlichen und geistigen Unversehrtheit vereinbar ist.

Einige Gefangene befanden sich viele Jahre in der Todeszelle, bevor sie hingerichtet wurden. Der im Juli 1986 inhaftierte Mohammad Munir war früher Mitglied des Parlaments und Vorsitzender einer der verbotenen Kommunistischen Partei Indonesiens (Partai Komunis Indonesia -- PKI) nahestehenden Gewerkschaft. Die Regierung hatte die PKI für einen Putschversuch im Jahre 1965 verantwortlich gemacht. Mohammad Munir wurde der Rebellion beschuldigt und 1973 zum Tode verurteilt. 1981 bestätigte das Obere Gericht in Indonesien und 1983 der Oberste Gerichtshof das Urteil. Im Oktober 1984 wies Präsident Suharto ein Gnadengesuch ab, und so wurde der inzwischen 68jährige Gefangene am 15. Mai 1985, nach fast 17 Jahren Haft, heimlich auf einer einsamen Insel in der Nähe der Hauptstadt Jakarta von einem Exekutionskommando erschossen. Ihm und seiner Familie hatte man den Vollstreckungsbeschluß erst vier Tage vor dem Termin mitgeteilt.

1985 und 1986 wurden 13 weitere Gefangene, die mit der PKI oder mit Militäreinheiten in Verbindung standen, die den der PKI angelasteten Putschversuch von 1965 unterstützt hatten, hingerichtet. Auch sie hatten ausnahmslos mehr als zehn Jahre in der Todeszelle verbracht. 1987 wurden zwei des Mordes an einer jungen Frau für schuldig befundene Männer 25 Jahre nach der Urteilsverkündung hingerichtet.

Die Grausamkeit langer Haftzeiten von zum Tode Verurteilten hat bereits Gerichte in mehreren Ländern beschäftigt. Noel Riley und vier weitere Gefangene aus Jamaika waren 1975 bzw. 1976 zum Tode verurteilt worden, zu einer Zeit, als dort ein inoffizielles Hinrichtungsmoratorium in Kraft war. 1979 wurden dann Vollstreckungsbefehle ausgestellt, gegen die die fünf Männer Berufung beim Obersten Gerichtshof von Jamaika einlegten, so daß die Hinrichtungen ausgesetzt wurden. Im Jahre 1982 lehnte der Rechtsausschuß des Kronrats in Großbritannien, die für Jamaika zuständige letzte Rechtsmittelinstanz, die Berufungsanträge mit einer knappen Mehrheit von drei gegen zwei Stimmen ab. Die beiden Richter, die das Minderheitsvotum abgegeben hatten, erklärten, die fünf Männer haben nachgewiesen, daß sie einer grausamen und unmenschlichen Behandlung ausgesetzt waren; nach einer derart langen Verschleppung des Verfahrens würde ihre Hinrichtung gegen die Verfassung von Jamaika verstoßen. Die fünf wurden drei Monate nach der Entscheidung des Rechtsausschusses hingerichtet.

Für diejenigen Gefangenen, die die Hoffnung noch nicht aufgegeben haben, ist die Zeit zwischen der Urteilsverkündung und der Hinrichtung qualvoll. Wie viele Zeugenaussagen von Folteropfern zeigen, die amnesty international erhalten hat, ist die Androhung einer Hinrichtung eine der schrecklichsten Formen der Folter.

Die von der Generalversammlung der Vereinten Nationen 1984 verabschiedete Anti-Folter-Konvention definiert Folter als das Zufügen starker körperlicher oder geistig-seelischer Schmerzen durch einen öffentlichen Bediensteten oder auf dessen Veranlassung hin. Auch die Todesstrafe muß als Form der Folter bezeichnet werden, da sie im Sinne obiger Definition starke seelische und körperliche Schmerzen hervorruft.

Für viele erreicht dieser seelische Schmerz seinen Höhepunkt, wenn ihnen die nahende Hinrichtung bewußt wird. Nathan Forster, ein Gefangener, der in Jamaika siebeneinhalb Jahre auf seine Hinrichtung gewartet hatte, geriet völlig in Panik, als ein Beamter ihm im Februar 1988 den Vollstreckungsbefehl verlas. In dem anschließenden Handgemenge mit den Gefängniswärtern wurde ihm ein Arm gebrochen. Als man den Gefangenen zehn Tage später die Stufen zum Galgen hochführte, hatte man ihm den Arm auf dem Rücken festgebunden.

Der Vorsteher eines buddhistischen Klosters in Thailand, der zwischen 1967 und 1985 mehr als 200 zum Tode verurteilten Gefangenen letzten Beistand geleistet hat, beschrieb die Qualen vieler Todeskandidaten: Wenn der Zeitpunkt ihrer Hinrichtung gekommen war, konnten sie sich nicht länger auf den Beinen halten und mußten auf dem Weg zum Hinrichtungsort gestützt werden. Ähnlich war es auch bei den wegen Rauschgiftdelikten verurteilten Chinesen. Meist verloren sie die Selbstbeherrschung und fingen an, laut zu schreien."

Der Zeitpunkt, an dem verurteilte Gefangene von ihrer bevorstehenden Hinrichtung in Kenntnis gesetzt werden, ist von Land zu Land verschieden. In Japan wird ein Häftling höchstens ein oder zwei Tage vorher unterrichtet und in einigen Fällen überhaupt nicht. Ein Gefangener, der alle Rechtsmittel ausgeschöpft hat, lebt ständig in der Furcht, daß man ihn aus der Zelle holen und zur Hinrichtung führen wird.

In mehreren karibischen Ländern ist die Praxis die, daß ein Gefangener an einem Donnerstag davon Kenntnis erhält, daß seine Hinrichtung am darauffolgenden Dienstag stattfinden wird. Ein australischer Rechtsanwalt, der Erfahrung mit Fällen aus der Karibik hat, beschrieb die Praxis in Trinidad und Tobago folgendermaßen: Die Entscheidung wird ohne Vorwarnung an einem Donnerstagnachmittag zwischen 13.00 und 16.00 Uhr mitgeteilt. Die Insassen der Todeszellen verbringen jeden Donnerstag in einem schrecklichen Zustand und warten angespannt auf das Quietschen einer Tür, die nur dann geöffnet wird, wenn ein Hinrichtungsbefehl zu verlesen ist. Der mit dieser Aufgabe betraute Gefängnisbeamte schreitet die Reihe der gequälten Männer auf und ab, stoppt dann plötzlich vor der Zelle des Opfers, räuspert sich und verliest den Hinrichtungsbefehl."


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Wie fühlt sich ein Delinquent kurz vor der Exekution?

20.07.2011 um 17:24
@Krokogator

Ist ja unglaublich. Werde ich mir auch mal anlesen demnächst.
Ich dachte wirklich die Zeiten des Köpfe rollens wäre vorbei.

Das geht doch schon arg an die Menschenwürde.
Da gibt es weitaus "harmlosere" (falls man das in diesem Zusammenhang überhaupt gebrauchen kann) Methoden einen Menschen zu töten. Auch wenn ich das generell ziemlich, naja unmenschlich finde.


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Wie fühlt sich ein Delinquent kurz vor der Exekution?

20.07.2011 um 17:26
@SmokeyEyes
Stimmt - aber noch schlimmer stelle ich mir die Steinigung vor!


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Wie fühlt sich ein Delinquent kurz vor der Exekution?

20.07.2011 um 17:31
@Krokogator

Ja, die stelle ich mich auch mitunter am Qualvollsten vor.
Mit ertrinken (die ja nun keine Tötungsart im rechtlichen Sinne ist, außer bei den Mafio´ís ;) )
Zitat von KrokogatorKrokogator schrieb:Der Zeitpunkt, an dem verurteilte Gefangene von ihrer bevorstehenden Hinrichtung in Kenntnis gesetzt werden, ist von Land zu Land verschieden. In Japan wird ein Häftling höchstens ein oder zwei Tage vorher unterrichtet und in einigen Fällen überhaupt nicht. Ein Gefangener, der alle Rechtsmittel ausgeschöpft hat, lebt ständig in der Furcht, daß man ihn aus der Zelle holen und zur Hinrichtung führen wird.
Das ist doch eine Qual im höchsten Maße.
Ich kann meinen Ekel darüber kaum ausdrücken. Wie man einen Menschen (auch wenn er evtl unrecht begangen hat) so lang warten lassen kann, im ungewissen sitzen lässt.
Dann doch lieber gleich relativ Zeitnah geschehen lassen


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Wie fühlt sich ein Delinquent kurz vor der Exekution?

20.07.2011 um 17:33
@SmokeyEyes
Und genau auf diese Qual bezieht sich dieser Thread - willkommen ;)


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Wie fühlt sich ein Delinquent kurz vor der Exekution?

20.07.2011 um 17:34
@Krokogator

Ich habe schon verstanden worum es hier geht ;)
Ich wusste nur nicht das es in so vielen Ländern noch die Todesstrafe gibt und in welcher Form alles nicht. Das war gedanklich für mich schon längst alles Geschichte ;)


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Chips ehemaliges Mitglied

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Wie fühlt sich ein Delinquent kurz vor der Exekution?

20.07.2011 um 17:36
@SmokeyEyes

Interessanter Weise hat sich der Beruf des Scharfrichters im Laufe der Jahrhunderte "gewandelt".
Im deutschsprachigen Raum waren die Scharfrichter noch bis ca. 1880 rum verpönt, lauit einer Doku meiner Heimatstadt wurde der dort tätige Henker während seiner " Berufspausen" regelrecht geächtet. Keiner wollte etwas mit ihn zu tun haben, sein Haus war außerhalb der Stadtmauern gelegen. Er stellte auf gewisse Weise die lebende, menschgewordene Verbindung zum Tod dar, und wurde u.a. deswegen gemeiden.
Nur zu Hinrichtungen wurden ihn sämtliche Vergünstigungen dargeboten, die die damalige Zeit zu bieten hatte: Umsonst genug zu Essen, Wein ( nach der Hinrichtung ) in größeren Mengen, hin und wieder mal ein paar Hühner oder ein Schwein. Dies gab es sozusagen als Bonus hinzu, wenn eine Hinrichtung schnell und erfolgreich absolviert wurde.
Der Beruf wurde oft vom Vater auf den Sohn übertragen, nicht selten über Generationen hinweg.
Im Falle meiner Heimatstadt war der letzte dort tätige Scharfrichter ein wahrer Künstler mit dem Richtschwert. Die letzte öffenliche Enthauptung dürfte sich so um 1870 zugetragen haben, mit dem Schwert auf dem Richtstock enthauptet wurde ein vermeintlicher Mörder. Die genauen Daten weiß ich nicht mehr, aber im Stadtmuseum war über lange Jahre hinweg - in einer richtig alten Vitrine das Richtschwert ( wundervolle Schmiedearbeit ) mit einer Klingenlänge von 109 cm, einer ursprünglichen Klingenbreite von 8 cm ausgestellt. Dabei ware auch, in einen kleinen Glasröhrchen verpackt, ein Stoffetzen, getränkt mit dem Blut des letzten Deliquenten.
Interessant war der Hinweis, das sich die Klinge des Schwertes auf Grund der häufigen Benutzung über die Jahre hinweg an einer Stelle um 1,5 cm in ihrer Breite verjüngt hat. Dies dürfte von der Materialverdichtung beim Aufprall der Klinge auf dem Richtstock, und dem damit verbunden stumpf werden und wieder Nachschleifen der Klinge herrühren.

Das händische, und später das mechanisierte Enthaupten galt über mehrere hundert Jahre lang als die humanste Hinrichtungsmethode, das durch die Klinge der Kopf innerhalb von Sekundenbruchteilen vom Körper getrennt wurde. Vorrausgesetzt der Henker mit dem Schwert war nicht besoffen und beherschte sein Handwerk.

Über die Reaktionen der Delinquenten unmittelbar vor deren Hinrichtung sind kaum bzw. gar keine Aufzeichnungen im Stadtarchiv zu finden. Lediglich in alten Büchern, wo die Finanzaufwendungen der Stadt, und somit auch die Entlohnung des Henkers festgehalten wurden kann man bei manchen Todeskanidaten Vermerke finden die darauf schließen lassen, das diese vor ihrer Hinrichtung eine
"angemessene Menge Wein bekamen, um deren Wehhaftigkeit beim Weg zum Schaffot zu verringern".

Mit anderen Worten, die wurden zuerst besoffen gemacht, damit sie sich relativ ruhig und wehrlos auf den Hackstock führen liesen.


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Wie fühlt sich ein Delinquent kurz vor der Exekution?

20.07.2011 um 17:39
@SmokeyEyes


Hier mal eine Liste, in welchen Ländern noch exekutiert wird (kannst ja mal zählen :D)

Afghanistan
Ägypten
Albanien
Algerien
Angola
Antigua
Äquatorialguinea
Äthiopien
Bahamas
Bangladesch
Barbados
Belize
Benin
Birma
Botsuana
Bulgarien
Burkina Faso
Burundi
Chile
China
Dominica
Gabun
Gambia
Ghana
Grenada
Guataemala
Guinea
Guinea-Bissau
Guyana
Indien
Indonesien
Irak
Iran
Jamaika
Japan
Jemen
Jordanien
Jugoslawien
Kamerun
Kamputschea
Katar
Kenia
Kongo
Korea
Kuba
Kuwait
Laos
Lesotho
Libanon
Liberia
Libyen
Malawi
Malaysia
Mali
Marokko
Mauretanien
Mauritius
Mongolei
Mosambik
Namibia
Nepal
Nigeria
Oman
Pakistan
Polen
Ruanda
Rumänien
Sambia
Saudi-Arabien
Sierra Leone
Simbabwe
Singapur
Somalia
St. Christoph
St. Lucia
St. Vincent
Sudan
Südafrika
Suriname
Swasiland
Syrien
Taiwan
Tansania
Thailand
Tonga
Trinidad
Tschad
CSFR
Tunesien
Türkei
GUS
Uganda
Ungarn
USA
Ver.Arab.Emirate
Vietnam
Zaire
Zentralafrik.Rep.


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Wie fühlt sich ein Delinquent kurz vor der Exekution?

20.07.2011 um 17:43
Zitat von ChipsChips schrieb:Über die Reaktionen der Delinquenten unmittelbar vor deren Hinrichtung sind kaum bzw. gar keine Aufzeichnungen im Stadtarchiv zu finden. Lediglich in alten Büchern, wo die Finanzaufwendungen der Stadt, und somit auch die Entlohnung des Henkers festgehalten wurden kann man bei manchen Todeskanidaten Vermerke finden die darauf schließen lassen, das diese vor ihrer Hinrichtung eine
"angemessene Menge Wein bekamen, um deren Wehhaftigkeit beim Weg zum Schaffot zu verringern".
Daher also auch die "henkersmahlzeit" wurde nur noch erweitert mit Essen ;)

Und nein danke, das scrollen hat mir gerade schon gereicht.
Genug Länder also noch. Polen? In Polen soll es noch die Todesstrafe geben?
Kann ich bald garnicht glauben.

Ich würde mal sagen der Beruf des Schafrichters hat schon einige negative Lebenswege mit sich gezogen, aber immerhin haben die meisten sich ihren Beruf ja selbst ausgesucht.
Mitleid kassieren sie jedenfalls keines von mir ;)


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Wie fühlt sich ein Delinquent kurz vor der Exekution?

20.07.2011 um 17:43
Ach übrigens: Sind nicht alle Länder - sondern nur die, in denen sie praktiziert wird. Erlaubt ist sie in weitaus mehr!

Habt ihr eigtl. gewusst, dass Hessen in seiner "Landesverfassung" (nennt man das so? :D) noch die Todesstrafe stehen hat?


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Wie fühlt sich ein Delinquent kurz vor der Exekution?

20.07.2011 um 17:45
@SmokeyEyes
Stimmt - muss wohl ein Fehler sein. Soweit ich weiss, ist Weißrussland das einzige Land der EU, das die Todesstrafe noch praktiziert.


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Wie fühlt sich ein Delinquent kurz vor der Exekution?

20.07.2011 um 18:45
@Krokogator
Diese Frage wird dich wohl ein Leben lang quaelen, da du nie eine Antwort finden wirst.
Niemand kann sagen, wie sich diese Menschen fuehlen, wenn sie wissen, dass sie hingerichtet werden.
Aber ich denke, dass es kurz vor der Exekution am schlimmsten fuer den, der ermordet wird, ist.
Denn er weiss, dass sein Leben gleich vorbei sein wird und er nichts dagegen tun kann.


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Wie fühlt sich ein Delinquent kurz vor der Exekution?

20.07.2011 um 19:09
Innerlich ohnmächtig und hilflos, denke ich.

Mir wird schlecht bei diesem Thema. :(


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Chips ehemaliges Mitglied

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Wie fühlt sich ein Delinquent kurz vor der Exekution?

20.07.2011 um 19:10
Zitat von meteorameteora schrieb:Aber ich denke, dass es kurz vor der Exekution am schlimmsten fuer den, der ermordet wird, ist
Davon kann man - und frau natürlich auch - ausgehen.

Selbst wenn man - ufna - die Möglichkeit hätte, es unter realistischen Bedingungen auszuprobieren, wäre es nicht dasselbe, weil man - ufna - ja weiß - es gibt keine echte Hinrichtung, das Leben ist eben nicht in 3 Minuten zu Ende.

Wenn wir uns die Filmszene aus " Papillion" ansehen, könnten wir vermuten, das dem " Kanidaten", der zur Hinrichtung gezerrt wird, plötzlich sein hartes Leben in der Strafkolonie wohl mehr als angenehm erschienen ist, im Vergleich zu dem was ihn erwartet.

Der ultimative Moment - zumindest bei Hinrichtungen, die bis zum Eintreten des Todes bei vollen Bewusstsein miterlebt wurden ( Hängen, Enthaupten,Verbrennen ect. ) dürften die letzten Emotionen wohl so individuell wie einmalig sein / gewesen , und genau deshlab auch für Uns kaum nachvollziehbar sein.


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