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Politische Korrektheit - political correctness

275 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Political Correctness ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Politische Korrektheit - political correctness

17.06.2010 um 23:36
@kiki1962

Fällt Dir eigentlich nicht auf, wie Du auf meine Antworten auf die von Dir gestellten Fragen immer beschönigend und relativierend eingehen musst?
Zitat von kiki1962kiki1962 schrieb:oh - danke der mühe - ich lese "vorurteilslos" -
Am Verstehen scheint es aber zu hapern.
Zitat von kiki1962kiki1962 schrieb:aber ich lasse es nicht unkommentiert stehen . .
Mach nur weiter.


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Politische Korrektheit - political correctness

18.06.2010 um 07:54
@SirMaunz-A-Lot
deine sicht auf die "dinge" kann ich nicht einnehmen -

man muss nicht "unten" sein um verhältnisse, situationen zu bechreiben - man muss auch nicht alles selbst erlebt haben, um darüber berichte zu verfassen

auch ein arzt muss eine krankheit nicht bekommen, um mitfühlen zu können oder die richtige therapie anzuwenden (beispiele hinken immer)

eine gesellschaft ist normaler weise geprägt von ethik, humanität, moral - das ganze gerät aus den fugen, wenn äußere einflüsse (z.b. banken, firmen, polit. entscheidungsträger) abgenabelt agieren und nicht das gesamte volk bei ihrem tun im blick haben

diese situation haben wir seit jahren

nicht das volk an sich ist "schuld" für die missstände


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Politische Korrektheit - political correctness

18.06.2010 um 08:08
@kiki1962

Die nach seiner Ansicht "Schuldigen" hat Prayteka doch schon des mehrfachen klar benannt:

Die Achtundsechziger, die Linken und die Ausländer im Verbund mit dem Kapital.

Also das klassische kulturzerstörende jüdisch-bolschewistisch-kapitalistische Untermenschentum.

DIE Argumentation kennt man doch schon seit "Mein Kampf".


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Politische Korrektheit - political correctness

18.06.2010 um 15:07
@Doors
Prayteka gehört nicht in die "rechte" ecke

wir leben in einer "verkommenen" gesellschaft - es wird öffentlich nicht genug kritisiert, dass menschen denunziert werden

muss man moral, ethik lehren oder hat man das nicht schon drin?

verantwortung , feingefühl, takt , achtung , vor dem anderen ? - - wo liegt der vermittlungsschwachpunkt

elternhaus, schule, freunde . ... ????


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Politische Korrektheit - political correctness

18.06.2010 um 15:21
@kiki1962


Moral, Ethik etc. sind allerdings keine im DAX aufgeführten Werte. Daher sind sie im entwickelten Spätkapitalismus höchst überflüssig. Luxus für Menschen mit viel Zeit.


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Politische Korrektheit - political correctness

18.06.2010 um 15:26
@Doors
du meinst alles muss sich "rechnen" - - und das bezeichnete hat nun mal keinen "wert" - - -

wie könnte man das politisch korrekt so ausdrücken, dass sich keiner dran stößt . .. )?

sag nicht, dass dir dazu nichts einfällt - -


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Politische Korrektheit - political correctness

18.06.2010 um 15:30
@kiki1962


"Wertedebatten" um Ethik, Moral und sonstigen Sonntagsreden-Schmusedecken-Inhalt werden in der Öffentlichkeit immer dann geführt, wenn es den Leuten an die materiellen Werte geht. Behalten sie so wenigstens die immateriellen Werte. Das Bild vom armen, aber philosophischen Clochard.


Besitz belastet nur, wie der Sozialabbauer und Lohnräuber gern zu sagen pflegt.


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Politische Korrektheit - political correctness

18.06.2010 um 15:32
wow - "wertedebatte" - - und sonst so ?

du gehörst sicher auch zu den journalisen, die klartext reden . .

aber wäre schöne, wenn es noch mehr "polit. korrekte" aussagen gibt, die alles und somit nichts wirklich aussagen

vielleicht taugst du dann auch für die bild - - jetzt bin ich gleich tod - - und werde von dir ausgewiesen . .


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Politische Korrektheit - political correctness

18.06.2010 um 15:44
@kiki1962


Das diskutieren wir lieber nicht öffentlich.


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Politische Korrektheit - political correctness

02.03.2011 um 01:19
Zitat von DoorsDoors schrieb am 18.06.2010:Also das klassische kulturzerstörende jüdisch-bolschewistisch-kapitalistische Untermenschentum.

DIE Argumentation kennt man doch schon seit "Mein Kampf".
Im Zusammenhang mit einem anderen Thread bin ich wieder auf diesen gestossen. Ich sehe, dass du gerade anwesend bist.

Darf ich fragen, wie du auf sowas kommst? Das ist eine zeimlich derbe Unterstellung, ist dir das bewusst?


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Politische Korrektheit - political correctness

02.03.2011 um 01:25
@SirMaunz-A-Lot
Nein, das ist eben keine Unterstellung, sondern ein Vergleich, der wohl eher etwas sensibleren Geistern einleuchten mag, That´s it. Traurig aber wahr.


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Politische Korrektheit - political correctness

02.03.2011 um 01:35
@schmitz

Dass bei Juden mit ihrer grausamen Vorgeschichte, dem Holocaust, die Alarmglocken schneller klingeln als bei anderen, dürfte klar sein. Nur darf man nicht von jedem Nichtjuden erwarten, dass er dieselbe Sensibilität mitbringt. Was ich auf den vorhergehenden Seiten kritisiert habe, war sicher nicht antisemitisch; Wer das so sehen mag, bitte schön. Allerdings stelle ich mir die Frage, wie man darauf kommt. Ist die Kritik an den 68ern antisemitisch, weil viele Vordenker Juden waren?


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Politische Korrektheit - political correctness

02.03.2011 um 01:37
@SirMaunz-A-Lot
Keine Ahnung, was Du für Filme schiebst, was Du herausliest, wie Dein Denkapparat funktioniert, echt nicht.^^ Ich kann Dir jedenfalls nicht folgen, eines weiß ich aber sicher, sensibel gedacht, hast Du nicht!


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Politische Korrektheit - political correctness

02.03.2011 um 01:39
@schmitz

Vielleicht wäre es ratsam, die vorhergehenden Seiten zu lesen?


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Politische Korrektheit - political correctness

02.03.2011 um 01:42
@schmitz

Erspar es dir lieber. Schone deinen Blutdruck. ^^


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Politische Korrektheit - political correctness

02.03.2011 um 01:43
@SirMaunz-A-Lot
Vielleicht wäre es ratsam, wenn Du nicht immer alles in einen Topf werfen, verklausisieren, verkomplizieren würdest?

Hier wurde lediglich festgestellt, dass gewisse Agitationen denen früherer geschichtlich dokumentierter Aussprachen merkwürdig gleichen. Was dazu kommt ist, dass sich die Leute, die sich dieser althergebrachten Polemik bedienen, dann auch gleich mit anderen Denkweisen in der Vergangenheit ziemlich wohl zu fühlen scheinen. Was Du da raus liest eröffnet sich mir da allerdings immer noch nicht, ohne dass ich Vorurteile meinerseits abwägen müsste.


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Politische Korrektheit - political correctness

02.03.2011 um 01:54
Politische Korrektheit ist sehr wichtig. Wir sahen es aktuell im Fall Guttenberg. Wird die politische Korrektheit nicht gewahrt - nicht dass sie das alleinige Wort haben soll - aber wird sie nicht als unumstössliche Majorität anerkannt, treten fatale Extreme an die stelle der Wahrheit. Wahrheit also welche die Summe aus vielen Quellen ist.

Die politisch korrekte Stimme IST geschliffen, ja.
Sie ist auch sicher manchmal zu lasch, zu blass - bekennt sich nicht für oder gegen etwas.
Weil sie das Kondensat aus Diskursen ist. Wissenschaftliche Lehrmeinungen treffen auf wirtschaftliche Interessen und zudem auf die Stimme des Volkes, Vox Populi.#

Diskurs und Wahrheits-erprobt, das ist kompliziert und das gefällt nicht jedem.

Aber das Gegenteil ist der politische Extremismus.


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Politische Korrektheit - political correctness

17.03.2011 um 21:08
@DeadPoet
wie du richtig sagst, führt kein weg an political correctness vorbei, weil sie demokratische positionen vertritt und minderheiten schützt. der vorwurf einer meinungsdiktatur hat schon seltsam komische züge, und kommt wohl aus dem rechtsextremen lager, wo man mit dem stigmawort und kampfbegriff eben diese demokratischen positionen in frage stellen und bisher unsagbares wie rassistische, antifeministische, antisemitische oder andere diskriminierenden äußerungen salonfähig machen möchte.


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Politische Korrektheit - political correctness

17.03.2011 um 23:40
@richie1st

Den Vorwurf muss "die Demokratie" natürlich aushalten, das ist klar. Aber du hast recht, dieser Generalverdacht einer Meinungsdiktatur, weil bestimmten Gruppen politische Positionen nicht gefallen kommt besonders häufig in rechten Kreisen vor. Als letzter, manchmal sogar einziger Strohhalm kommt der Verschwörertrumpf. Kleinere Gruppen mit radikalpolitischen Inhalten haben da leichtes Spiel, wenn sie diesen David gegen Goliath Mythos nutzen wollen. Sie als die vermeidtlich Schwachen in der Unterzahl gegen das Herr der Manipulatoren, das ja eigentlich eine kleine verschwörerische Clikke ist. Es ist in gewissen Dosen schon paranoid. Das politische Geschehen ist komplex. Aussen und Innenpolitik Weltwirtschaft und Binnenmarkt, Werte und Geschichte, das ist kompliziert und viele können sich nicht damit arrangieren dass es ZU kompliziert für sie ist. Der Glauben dabei reale Probleme in einem feingliedrigen manchmal fast unüberschaubaren System radikal vereinfachen zu können und schlussendlich zu beseitigen ist omnipräsent. Da steht was im Weg und das muss weg. Ich glaube, sie stehen sich mit ihrer Dummheit selbst im Weg.


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Politische Korrektheit - political correctness

10.05.2011 um 16:00
Die öffentliche Kontrolle durch die Medien bildet ein bedeutsames Gegengewicht gegen
Missstände und Fehlentwicklungen. Die Selbstheilungskräfte der Demokratie sind eng mit
den Medien verbunden. Ohne sie würden Missbräuche leichter unter den Teppich gekehrt,
und es fehlte der öffentliche Druck, Fehlentwicklungen abzustellen. Beispiele gibt es zuhauf:
die verschiedenen Parteispendenaffären sowie die Versuche, die Beteiligten durch ein
Amnestiegesetz straflos zu stellen, die am öffentlichen Protest scheiterten, oder die Diäten-
und Versorgungsfälle in Hessen, Hamburg, im Saarland und im Bund, wo durch öffentliche
Kritik die Rücknahme unangemessener Gesetze erzwungen wurde. Gerade wenn die
politische Klasse in eigener Sache entscheidet, ist Öffentlichkeit oft die einzige wirksame
Kontrolle.

Andererseits reagiert die Politik auf die zunehmende Bedeutung der Medien für ihr
Erscheinungsbild mit der strategischen Inszenierung der Wirklichkeit. Positiv Erscheinendes
wird grell beleuchtet, Negatives ausgeblendet. Die gelungene Inszenierung der Wirklichkeit
wird zum Erfolgskriterium, obwohl die produzierten Wirklichkeitsbilder nur das Spiegelbild
von Interessen sind - das Gegenteil von Authentizität.

Themen, welche die politische Klasse insgesamt belasten, gelten ohnehin als tabu. Insofern
existiert geradezu eine Art Schere im Kopf auch vieler Journalisten, die es erschwert, die
wichtigsten Themen zum Gegenstand öffentlicher Diskussion zu machen. Hier zahlt sich der
Einfluss der politischen Klasse auf Rundfunk- und Fernsehanstalten aus. Und was die Medien
ausblenden, scheint gar nicht zu existieren. Es kommt deshalb - und danach handeln die
politische und mediale Klasse geradezu instinktiv - darauf an, Bilder und Vorstellungen in
den Köpfen der Menschen zu verankern, die Zweifel am System erst gar nicht aufkommen
lassen. Dass das offizielle System schwere Mängel aufweist und sich dahinter ein inoffizielles
System gebildet hat, in welchem die Ursachen für Mängel und die Schwierigkeiten ihrer
Behebung zu suchen sind, rührt so sehr an Grundfragen und an die Interessen der etablierten
Mächte, dass bereits die Fragestellung entrüstet zurückgewiesen zu werden pflegt.

Das Fernsehen, das für die große Mehrheit der Bevölkerung zur Hauptinformationsquelle
geworden ist, hat seine eigenen Gesetze. Da Personen leichter als verbale Aussagen
rüberzubringen“ sind, gewinnen die optische Erscheinung und persönliche
Ausstrahlung immer größere Bedeutung. Die Undurchsichtigkeit der politischen Strukturen
und Verantwortlichkeiten verleiht dem Faktor „Vertrauen“ zentrales Gewicht. Der am
Bildschirm, wo man dem Politiker sozusagen direkt ins Gesicht sehen kann, gewonnene
Eindruck der Vertrauenswürdigkeit entscheidet. Die zentrale Bedeutung der Telegenität hat
Rückwirkungen auf die Spitzenkandidaten der Parteien, aber auch auf die Arbeit, das Denken
und Handeln aller Personen, die ihnen zuarbeiten, ihre Mitarbeiter und Berater.

https://www.youtube.com/watch?v=Afns5_F2Zcs

Was die Medien leisten sollen, ist klar. Medienfunktionäre besitzen, wie das
Bundesverfassungsgericht betont, nur eine „dienende Freiheit“. Die Vielfalt der
bestehenden Meinungen müsse „in möglichster Breite und Vollständigkeit Ausdruck
finden und „auf diese Weise umfassende Information geboten“ werden. Doch gerade
über die wichtigsten Themen „spricht man nicht“. Das trägt dazu bei, dass die
veröffentlichte Meinung und die tatsächliche Mehrheitsmeinung stark voneinander abweichen
können, ein Phänomen, das der türkisch-amerikanische Politikwissenschaftler Timur Kuran
als „öffentliches Lügen“ bezeichnet. Der Kommunikationswissenschaftler Peter Glotz
sprach schlicht von der „immer größer werdenden Kluft zwischen öffentlicher und
veröffentlichter Meinung
. Die veröffentlichte Meinung erweckt den Eindruck, Menschen
mit anderer Auffassung seien in der Minderheit, was diese tendenziell verstummen lässt. So
wird der Anteil der Lauten immer lauter, immer größer, während der Anteil der Stummen
schrumpft, eine Entwicklung, die Elisabeth Noelle-Neumann, die große alte Dame der
Demoskopie, die „Schweigespirale“ nennt

Dazu auch eine Panorama Reportage: Das Lügenfernsehen - Wenn Ihr Fernseher lügt
Misstrauen Sie Ihrem Fernseher! So manche scheinbar wahre Geschichte, die dort
erzählt wird, ist manipuliert, erfunden und erlogen. Scheinbar "echte" Familien streiten nicht
tatsächlich, sondern nur nach Drehbuch. Teenager verzweifeln nach Regieansage. Helfer
entpuppen sich als Schauspieler. Panorama-Moderatorin Anja Reschke hat sich in die Welt
des Privatfernsehens begeben, die immer schriller die angebliche Wirklichkeit abbildet. In
zahlreichen Beispielen weist sie nach, wie in reportagehaften Formaten und Doku-Soaps
getrickst wird. Eine Jobsuche wird als bizarre Familientragödie inszeniert. Gecastete Familien
spielen Geschichten nach. Eine Hausversteigerung wird schlicht gefälscht. Eine Spurensuche
im Treibsand der neuen Fernsehlandschaft….

http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/panorama_die_reporter/luegenfernsehen105.html
(Link ist mit dem Video zur Reportage)

Hier wird eine Art „geistige Sperrklausel“ praktiziert, die aber nicht nur fünf Prozent
der Bürger unter den Tisch fallen lässt, sondern über fünfzig Prozent und damit oft gerade
diejenigen Themen ausgrenzt, welche die Menschen am meisten interessieren. Solche
Publizistenideologie“ wirkt wie eine innere Zensur und fördert die Entmündigung
der Bürger, weil sie vorsortiert, welche Tatsachen und Meinungen den Menschen frommen,
statt diesen selbst die Entscheidung zu überlassen. Die umfassende Information der
Öffentlichkeit fällt vielen Redakteuren im täglichen Betrieb umso schwerer, als jedenfalls die
öffentlich-rechtlichen Medien unter dem Einfluss der politischen Klasse stehen und
Redakteure, die dem nicht Rechnung tragen, ihre Karriere gefährden. Die Verengung macht
die politische Diskussion zudem fad und uninteressant.

Die Tabuisierung gerade der wichtigsten Themen relativiert den Wert der
Kommunikationsgrundrechte. Das Recht, „sich aus allgemein zugänglicher Quelle
ungehindert zu unterrichten
“ (Art. 5 Abs. 1 Satz 1 GG), die Basis aller anderen
politischen Grundrechte, verliert an Bedeutung, wenn bestimmte Informationen von den
Medien gar nicht mehr zur Verfügung gestellt werden. Die Ausblendung wirkt voraus und
lähmt bereits die Fähigkeit, wichtige Grundfragen überhaupt nur zu denken. Es mangelt
deshalb an Analysen, die den Problemen wirklich auf den Grund gehen, und an
konzeptionellen Handlungsalternativen. Die Reaktion auf neue Herausforderungen wird
erschwert und die Erneuerungsfähigkeit des ganzen Systems beeinträchtigt.

Doch wehe, wenn das Eigeninteresse der Medienfunktionäre betroffen ist…

In seinem Buch »1984« beschreibt George Orwell die perfiden Techniken der Macht, mit
denen Diktaturen den Menschen selbstständiges Denken austreiben und sie zu gefügigen Mit-
läufern machen. Der offizielle Wortschatz wird von allen Elementen „gereinigt“, die
zur Kritik an der Herrschaft dienen könnten. Die ideologisch aufgeladene politische
Kunstsprache (Neusprech) soll es von vornherein unmöglich machen, für Alternativen
zum herrschenden System zu werben, ja sie auch nur zu formulieren.

In einem Rechtsstaat sind derartige mit physischem Zwang durchgesetzte Praktiken natürlich
untersagt. Doch die herrschende Ideologie hat auch bei uns in den Köpfen der Menschen
politisch-gesellschaftliche Barrieren errichtet, die die Freiheit kaum weniger massiv
einschränken können. Die Vorab-Tabuisierung bestimmter Fragen erscheint bisweilen
wirksamer als gesetzliche Verbote, die den verfassungsrechtlich verbürgten Freiheiten des
Denkens, der Meinungsäußerung und des Handelns offen widersprechen würden. Diese
mentalen Barrieren lassen sich in dem Begriff „politische Korrektheit
zusammenfassen. Unter diesem Deckmantel werden vielfach wichtige Themen von
Demokratie, Wirtschaft und Gesellschaft ausgespart. „Darüber spricht man nicht,
zumindest nicht öffentlich
“, lautet die Devise…
Wer dagegen verstößt, riskiert Isolation und gesellschaftliche Ächtung. Hier bestätigt sich die
alte Weisheit, dass die Besetzung von Begriffen und Denkmustern in der politischen
Auseinandersetzung genauso wichtig ist für den Erwerb und Erhalt der Macht wie die
Besetzung strategischer Schlüsselpositionen im Krieg.

Inzwischen hat der Begriff politische Korrektheit aber seine Stoßrichtung erweitert
und umfasst auch Themen, deren offene Diskussion angeblich die Fundamente des politischen
und wirtschaftlichen Systems erschüttern und das offizielle Geschichtsbild gefährden könnte.
Dahinter stecken jetzt aber nicht mehr die Interessen von - tatsächlich oder angeblich -
Unterdrückten, sondern die der Machthaber, die um Pfründen und Privilegien bangen. Ihr
Einfluss auf praktisch alle öffentlichen Institutionen zeigt sich in der Verdrängung bestimmter
kritischer Fragen aus dem allgemeinen Sprachgebrauch. Die sachliche Argumentation und
Auseinandersetzung wird durch moralische Ächtung ersetzt. Dieses „Kartell des
Schweigens
“ macht es so schwer, strukturelle Defizite in Staat und Gesellschaft
öffentlichkeitswirksam zu thematisieren - trotz deren fundamentaler Bedeutung -, von
wirksamen Reformen ganz zu schweigen.

Dieser Effekt wird verschärft, weil auch viele Journalisten ganz gezielt nicht das zur Debatte
stellen, was die Gesellschaft bewegt, sondern das, was die Gesellschaft ihrer Meinung nach
bewegen sollte. Und das bestimmt sich meist wieder nach dem Maßstab der
politischen Korrektheit. Die Aussperrung zentraler Themen, die die Menschen zutiefst
berühren, durch die Medien bewirkt eine Spaltung in öffentliche und veröffentlichte Meinung,
die oft völlig voneinander abweichen.
In dieser Situation kommt es zu einem geradezu tragischen kollektiven Irrtum: In ihrer
Vereinzelung glauben sich die Menschen mit ihrer privaten Meinung in der Minderheit und
scheuen sich deshalb, gegen die herrschende scheinbare Mehrheitsauffassung aufzumucken,
um nicht ins soziale Abseits zu geraten, selbst wenn ihre Auffassung den Kern des Problems
trifft. Diese bereits zitierte „Schweigespirale“ verführt die Menschen dazu, ihre
privaten Wahrheiten öffentlich zu verleugnen.

Solche Formen der Tabuisierung betreffen nicht nur fertige Gedanken, sie beeinträchtigen
auch den Konzeptions- und Entstehungsprozess. Die Ausblendung hindert nicht nur daran,
bestimmte Fragen öffentlich anzusprechen. Sie wirkt unterschwellig voraus und beeinträchtigt
bereits die Fähigkeit, sie überhaupt nur zu denken. Diesen Teufelskreis gilt es zu
durchbrechen. Das verlangt eine unvoreingenommene Analyse der Probleme und
Zusammenhänge sowie ein Zurechtrücken der Begriffe.


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