@callingEs gibt jede Menge Kinder, über die Du Dir Sorgen machen kannst, etwa 30.000 elendig verreckende Kinder pro Tag:
UNICEF fordert eine Verstärkung des Kampfes gegen Kindersterblichkeit. Zwar gelang es, die Todesraten bei Kindern in Entwicklungsländern zwischen 1960 und 2000 zu halbieren. In 98 Nationen der Erde gibt es heute jedoch kaum Fortschritte beim Kampf gegen Kindersterblichkeit. In zehn Ländern des südlichen Afrika, aber auch im Irak, Kambodscha und in Staaten der früheren Sowjetunion ist die Sterblichkeitsrate sogar wieder angestiegen.
Dies geht aus einem am Donnerstag veröffentlichten UNICEF-Bericht „Fortschritt für Kinder“ hervor, der neue Daten zur Kindersterblichkeit aus allen Ländern der Erde im Zeitraum von 1990 bis 2002 vergleicht. Demnach sterben Tag für Tag fast 30.000 Kinder unter fünf Jahren an behandelbaren oder vermeidbaren Krankheiten wie Durchfall, Bronchitis, Masern oder Malaria; das sind fast 11 Millionen pro Jahr. Am höchsten ist die Kindersterblichkeit in Afrika südlich der Sahara. Hier sterben 174 von tausend Kindern vor ihrem fünften Geburtstag - diese Rate ist 25 Mal höher als in den Industrienationen.
Die Untersuchung von UNICEF gibt einen Zwischenstand zu dem von den Vereinten Nationen beschlossenen Millenniumsziel, die Kindersterblichkeit bis 2015 weltweit um zwei Drittel zu senken. Das Fazit: die bisherigen Anstrengungen der Mitgliedsstaaten reichen bei weitem nicht aus. Zwar sind insgesamt 90 Länder dieser Erde auf dem richtigen Weg. Vor allem in vielen Ländern Lateinamerikas und der Karibik sowie in allen reichen Industriestaaten sank die Kindersterblichkeit, wie in dem Millenniumsbeschluss 2000 versprochen, um jährlich durchschnittlich mindestens 4,4 Prozent. Doch 98 Entwicklungsländer werden dieses Ziel verfehlen, wenn sie nicht deutlich mehr tun. Investieren die Staaten weiter für das Überleben der Kinder so wenig wie bisher, wird die Kindersterblichkeit weltweit nur um ein Viertel zurückgehen statt der angestrebten zwei Drittel.
„Trotz medizinischem Fortschritt sterben Millionen Kinder an den Folgen von Armut und Unterentwicklung. Wenn Kinder gesundheitlich versorgt würden, sauberes Wasser und ausreichende Ernährung erhielten, könnte ihr Leben gerettet werden. Doch viele Regierungen nehmen ihre Verantwortung nicht wahr“, sagte der Vorsitzende von UNICEF Deutschland, Reinhard Schlagintweit.
Mangelernährung entscheidet über die Hälfte aller Todesfälle mit
Durch einfache Maßnahmen könnte der Tod von weltweit fast 11 Millionen Kleinkindern pro Jahr vermieden werden. Da häufig jede Gesundheitsfürsorge für werdende Mütter und Neugeborene fehlt, haben in den Entwicklungsländern vor allem Säuglinge in den ersten vier Wochen ein besonders hohes Todesrisiko. Die häufigsten Krankheiten, die bei Kleinkindern zum Tod führen, sind Atemwegserkrankungen, Durchfall, Malaria, Masern und AIDS. Mangelernährung ist bei 54 Prozent aller Todesfälle eine der entscheidenden Ursachen.
Kluft zwischen Arm und Reich
Der UNICEF-Bericht macht die breite Kluft zwischen armen und reichen Ländern hin-sichtlich der Kindersterblichkeit deutlich. So wurde die relativ niedrige Kindersterblichkeit in den reichen Nationen noch einmal deutlich gesenkt: sieben von tausend Kindern erleben hier ihren fünften Geburtstag nicht - gegenüber zehn Todesfällen auf tausend Geburten in 1990. Spitzenreiter ist Schweden, wo nur drei von tausend Kindern vor ihrem fünften Geburtstag sterben. In Deutschland liegt diese Rate bei fünf von tausend Kindern. In den am wenigsten entwickelten Ländern waren die Fortschritte gering: hier sterben immer noch durchschnittlich 158 von tausend Kindern, bevor sie fünf Jahre alt werden.
Afrika: AIDS-Epidemie und Kriege töten Kleinkinder
Dramatisch hoch ist die Kindersterblichkeit in Afrika südlich der Sahara. Gleichzeitig ver-zeichnet diese Region weltweit den geringsten Fortschritt. So sterben dort immer noch 174 von tausend Kleinkindern. Vor allem in Botswana, Simbabwe, Swaziland und Kenia stieg die Kindersterblichkeit sogar an. Hauptursache für diese Entwicklung ist die AIDS-Epidemie. Die HIV-Infektionsraten dieser Länder sind die höchsten weltweit. Der gefährlichste Platz der Welt für Kleinkinder bleibt das jahrzehntelang von bewaffneten Konflikten gezeichnete Sierra Leone, gefolgt von Niger und Angola. In Sierra Leone stirbt eines von vier Kindern bevor es fünf Jahre alt wird - das sind 284 Todesfälle auf tausend Geburten.
Stagnation und Rückschritte in Osteuropa und Asien
In allen Staaten der früheren Sowjetunion - mit Ausnahme Litauens - verzeichnen die UNICEF-Forscher bestenfalls marginale Fortschritte. In Kasachstan, Usbekistan, Lettland und Turkmenistan stieg die Kindersterblichkeit sogar an. In Russland und Bulgarien stagniert die Entwicklung. Am drastischsten verschlechtert hat sich die Situation im Irak: Hier starben 2002 mehr als doppelt so viele Kleinkinder wie 1990. In Asien ist Afghanistan das Land mit der absolut höchsten Kindersterblichkeit mit 257 Todesfällen auf tausend Geburten.
Was getan werden muss:
Mit einfachen Mitteln und geringen Kosten ließe sich die Kindersterblichkeit drastisch reduzieren. Dazu zählen vor allem:
mit Insektenschutzmitteln imprägnierte Moskitonetze zum Schutz vor Malaria,
einfache Zucker-Salz-Lösungen gegen die Austrocknung des Körpers bei Durchfall,
Förderung des Stillens,
besserer Zugang zu sauberem Wasser,
Impfungen gegen Krankheiten wie Masern oder Tetanus,
Aufklärung für Eltern, damit sie ihre Kinder gesund ernähren und Krankheitszeichen erkennen können,
besserer Zugang zu sauberem Wasser und medizinischer Versorgung.
(UNICEF)
Vielleicht lässt Du das "Gedanken machen" und überlegst Dir, wo und wie Du Dich gegen das Elend der Welt engagieren kannst.
Hirn allein ändert nichts - es braucht auch Mund und Hand.