@Badbrain Da beleidigst Du aber den Ehren-Iren in mir:
Rory Gallagher (* 2. März 1948 in Ballyshannon im County Donegal; † 14. Juni 1995 in London) war ein irischer Gitarrist und Songwriter. Sein musikalisches Schaffen konzentrierte sich auf Blues-Rock und Blues in verschiedenen Spielarten. Gallagher nahm in erster Linie Eigenkompositionen auf, seltener auch Coverversionen alter Blues-Klassiker. Seine Stärke waren hoch virtuose Improvisationen, mit denen er seine Stücke bereicherte.
Im Alter von neun Jahren begann Gallagher Gitarre zu spielen. Ab 1963 spielte er in der Fontana Show Band, aus der später Impact wurde. Er war nach eigener Aussage ein Blues- und Rock-’n’-Roll-Fan. Seine musikalischen Vorbilder waren unter anderem Lonnie Donegan, Muddy Waters und Leadbelly. 1967 gründete er mit Norman Damery (Schlagzeug) und Eric Kitteringham (E-Bass) das „Powertrio“ Taste, eine Art grobe Ausgabe der Zeitgenossen Cream um Eric Clapton. Auf Drängen des Managements ersetzten ab 1968 John Wilson (Schlagzeug) und Richard (Charlie) McCracken (Bass) die Rhythmussektion. Mit dieser Formation gelang Gallagher im Londoner Marquee Club und beim legendären Isle of Wight-Festival der Durchbruch in der britischen Rockszene. Ebenso wurden alle Taste-Alben in dieser Besetzung aufgenommen.
Seit 1970 trat Gallagher mit neuer Band (Wilgar Campbell, Schlagzeug, und Gerry McAvoy, Bass) nur noch unter dem Namen Rory Gallagher auf. Fast alle folgenden Alben produzierte er auch selbst, die Arrangements wurden differenzierter. Ab 1972 vervollständigten Rod de Ath am Schlagzeug und Lou Martin am Klavier die Band. Die Leser des Musik Express wählten ihn von 1971 bis 1973 in Folge zum populärsten Gitarristen. Geprägt war Gallaghers Stil durch ein Blues-Rock-Fundament, das als Schaubühne seines virtuosen E-Gitarrenspiels diente. Aber auch akustische Gitarre, Mandoline, Mundharmonika und Altsaxophon kamen zum Einsatz und zeugten von Gallaghers irischem beziehungsweise keltischem musikalischen Erbe. Die Bilderwelt der Texte bewegte sich dementsprechend zwischen dem Mythos Amerikas und der Melancholie Irlands. Auf seiner Irland-Tour 1974 entstand sein legendäres Album Irish Tour ’74. Zu dieser Tour drehte der Regisseur Tony Palmer den gleichnamigen Film, der die einfache, unprätentiöse Arbeitsweise der Band „on the road“ zeigt, sowie den zurückhaltenden, ausschließlich am Musikmachen interessierten Star ohne Allüren. Allerdings weichen Setlist von Film und Album voneinander ab.
Gallaghers Einstellung und Charakter verboten es ihm auch, auf das Interesse der Rolling Stones zu reagieren, die Gallagher nach dem Ausscheiden ihres Gitarristen Mick Taylor gerne angeheuert hätten.
Im Münchner „Music Land Studio“ nahm Gallagher 1976 sein Album Calling Card auf. Produziert wurde es von Roger Glover, dem Bassisten von Deep Purple. Mit diesem Album beginnt – bedingt durch Glovers Einfluss – ein etwas stärkerer Hardrock-Ton auf den Aufnahmen. Das Album Photo Finish aus dem Jahr 1978 war wieder ein Trio-Album mit Ted McKenna am Schlagzeug. Ab dem Album Jinx spielte schließlich Brendan O’Neal am Schlagzeug. Bis 1982 brachte Gallagher somit in fast jährlichem Rhythmus ein neues Album auf den Markt. Photo Finish, Top Priority und Jinx wurden im Dierks Studio in Köln eingespielt. 1987 meldete er sich nach fünfjähriger Pause mit Defender zurück. 1992 stellte er selbst den Sampler Etched in Blue zusammen, der von seinen 14 Alben jeweils einen Titel enthält.
Gallagher, dessen Markenzeichen eine alte Fender Stratocaster war, wurde einem breiten deutschen Publikum spätestens 1977 durch seinen bemerkenswerten Live-Auftritt in der ersten, europaweit ausgestrahlten WDR-Rockpalast-Nacht in der Grugahalle in Essen bekannt.
Nachdem es Ende der 1980er-Jahre ruhig um den begabten Musiker und Sänger geworden war, startete er, gesundheitlich schon stark angeschlagen, Anfang der Neunziger mit einer neuen Band noch einmal ein Comeback: Mit Mark Feltham (Mundharmonika), Richard Newman (Schlagzeug), David Levy (Bass) und Jim Leverton (Keyboards) ging er auf Tour.
Der als sehr sympathisch und „trinkfreudig“, aber auch als ruhig und gelassen geltende Musiker starb am 14. Juni 1995 an den Folgen einer Lebertransplantation, die infolge seines Alkoholismus notwendig geworden war.
Von den meisten Musikkennern und Kritikern wird Rory Gallagher als der „irische Jahrhundertmusiker“ bezeichnet. Sein Geburtshaus in Ballyshannon und sein Grab auf dem St. Oliver Cemetery in Ballincollig (County Cork), sind für Fans vielbesuchte Pilgerorte.