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Erziehungsfundamentalisten

123 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Kinder, Eltern, Erziehung ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
univerzal Diskussionsleiter
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Erziehungsfundamentalisten

09.12.2009 um 00:53
Aloha,
ehe ich lange lamentiere, zitiere ich lieber Auszüge eines Artikels aus dem Spiegel, Ausgabe 32/09, dann müsste jeder wissen worauf ich hinaus will:

Wenn sich Lisa Mohr Sorgen macht, steht sie am liebsten vorm Bücherregal. Auf Seite 69 in "Unser Baby - das erste Jahr" steht geschrieben, weshalb ihre Tochter Layla, acht Wochen alt, manchmal nicht glücklich ist. Auf zwei Spalten Text wird erklärt, warum Babys weinen. Die Gründe: "Bauchweh", "Nähe brauchen", "Überanstrengung" und "Langeweile". Lisa Mohr blättert weiter. Ab Seite 70 kann sie lesen, wie viel Geschrei normal ist: Fast drei Stunden im Schnitt weinen Babys täglich. Alles andere wäre bedenklich.
Lisa Mohr ist froh. Sie hat es jetzt schwarz auf weiß, ihre Sorgen scheinen berechtigt. Tochter Layla weint oft, mehr als drei Stunden am Tag werden es sein. Nun können Hebamme und Kinderarzt noch tausendmal sagen: "Das Kind ist gesund. Der Anfag ist anstrengend". Lisa Mohr ist für derlei Beschwichtigungen gewappnet. Wenn keiner hilft, werden sich die Mohrs eben selbst helfen. Sie haben ja ihre Bücher.
[...]

Die Mohrs sind eine glückliche Familie. Sie leben in Kornwestheim bei Stuttgart. Lisa Mohr ist 23 Jahre alt, Bürokauffrau, ihr Mann Stefan, 28, arbeitet bei einer Bank. Die beiden haben noch Freunde aus Schulzeiten und wissen, was gerade im Kino läuft. Doch abends, wenn andere "Tatort" gucken, sprechen sie über die Seiten 70 ("Wie viel Babys schreien"), 75 ("Eia, popeia - uralte Tonfrequenz") und 76 ("Wann an die frische Luft" - "Vorsicht vor Extremsituationen"). Sie bitten Besuch, ein paar Monate später vorbeizukommen, um den Rhythmus des Kindes zu wahren. Sie stecken das Telefon aus, damit nicht Geklingel beim Einschlafen stört.

Mit ihrem Kind haben sich die Mohrs in einem Ausnahmezustand eingerichtet, der den Ansprüchen der Seiten 58 bis 83 genügt.
Wie die Mohrs wollen heute viele Eltern alles besonders genau wissen. Es wird nachgeschlagen: Wie kann ich mein Kind richtig erziehen? Ernähren? Fördern? Beschützen? Liebhaben? Vor der Geburt lesen sie "1000 Fragen an die Hebamme", nach der Geburt "Tyrannen müssen nicht sein". 2008 hat sich der Markt für Eltern-Ratgeber nahezu verdoppelt. Unter den wichtigsten Neuerscheinungen dieses Frühjahrs: "Maulende Rebellen, beleidigte Zicken. Der Erziehungscoach für Eltern", "Typgerecht fördern und erziehen" und "AD(H)S - was wirklich hilft".


Und so weiter, nun ist das Thema warm. Die Essenz des Artikels läuft darauf hinaus, dass 'meine' Generation an jungen Eltern, viel mehr geschriebenen Ratschlägen als dem eigenen Bauchgefühl folgen.

Folge davon sind fast schon extreme Anzüge von Beschützerwahn, der beispielsweise in einem vielstündigen Wartemarathon sonntags bei der Kinder-Notfallambulanz ausartet, obwohl der kleine Scheisser lediglich einen üblichen Durchfall hat. Könnte ja ein bösartiger Infekt sein.

Gut, Vorsorge ist besser als Nachsicht. Doch Kinderärzte, Hebammen, Erzieherinnen und vor allem Lehrer leiden seit Jahren unter einem Ansturm militant-besorgter Eltern, deren Erfahrungswerte sich aus einem Halbwissensfundus, genährt durch Ratgeber, Internet und Hörensagen, zusammenschraubt.

Wirklich mitreden kann ich nicht, denn obwohl in meinem Alter die ersten Ansätze der kindlichen Familienplanung durchaus üblich sind, sehe ich solchen Ambitionen eher gelassen entgegen. Allerdings bilde ich dabei wohl langsam die Ausnahme. Denn nach jahrelangen Wiedersehen mit so manch altgediegenen Schulkameraden, stelle ich entsetzt fest, dass deren Fortpflanzungstrategie der von Feldhasen ähnelt. Aber jedem das Seine.

Das kommerzielle Angebot dazu spricht ebenfalls Bände, dabei ist Vorschulyoga nur das geringste Übel. Fördertherapien, Sprachkurse, Musikschulen und weitere sogenannte mehr oder weniger förderliche Begabungsinstitute verzeichnen einen regen Zulauf.

Also, mein Frage an euch, sind diese krassen Fördertendenzen nur ein Spiegel unserer Gesellschaft (man stelle sich mal symbolisch Mäxchen Schmidt mit einem Trichter über den Schädel vor, ergo; höher, schneller, besser) oder nur eine Phase? Quasi ein Beleg der absoluten Totalinformation, die auch -oder besser gesagt vor allem- nicht vor jungen Eltern halt macht?

Ihr seid gefragt.


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Erziehungsfundamentalisten

09.12.2009 um 02:18
Dem kann ich sehr zustimmen. Die Auswüchse militant-besorgter Eltern werden immer absurder, vor allem Schaden sie damit oft unbemerkt den eigenen Kindern mehr, als das es denen nützt. (Stichwort Symbiotische Störung)

Auf der einen Seite stehen Eltern, die ihr Kind von Geburt an den ganzen Tag RTL 2 gucken lassen, auf der anderen Seite Kontrollfreaks, die bloß nichts falsch machen wollen. Der richtige Weg liegt wohl irgendwo in der Mitte.
Das Buch "Warum Kinder Tyrannen werden" fand ich eigentlich ganz unterhaltsam, weil es vor allem auch aussagt: Macht euch nicht so viele Sorgen. Aber bis ich selber Kinder habe, will ich lieber noch ein paar Jahre warten.


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Erziehungsfundamentalisten

09.12.2009 um 03:08
ich hoffe mal es ist eine modeerscheinung.

wenn nicht.. hm...
suggeriert gleichzeitig ein wenig die anforderung an das jeweilige kind. nach dem motto "schau wir behüten dich das du fast steril bist" .. "und nun bring deine leistung, die wir von dir erwarten"

kann mir vorstellen, dass es die nächsten jahre noch ein wenig mehr selbst- und amokläufer geben könnte.


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Erziehungsfundamentalisten

09.12.2009 um 03:14
Bei so manchen Eltern hat man das Gefuehl, es waeren die Kinder, welche die Eltern erziehen.



Fangen wir mal an mit den ganz kleinen:

Mama bringt mich ins Bett - ich bruelle, will nicht schlafen. Ich bin ja noch kein Jahr alt, spreche noch nicht, kann mich also nicht verstaendigen. Bruelle weiter ... und da kommt sie auch schon. Mama holt mich wieder aus dem Bett, ich darf noch mal mit ins Wohnzimmer, noch mal zu Papa auf die Couch. 10 Minuten spaeter geht es wieder ins Bett - und das Spiel geht von vorn los. Ich lerne also ganz schnell: wenn ich bruelle, kommt einer und holt mich wieder aus dem Bett. Ich muss nur bruellen.

Weiter gehts beim Essen. Ich bin jetzt schon 2. Ich kann mich schon ein bisschen ausdruecken und habe auch schon mein Lieblingswort gelernt: NEIN! Es gibt Karotten und Blumenkohl - NEIN! Das Essen wird weggeschoben, das mag ich nicht. Mama probiert es mit dem Loeffel in Flugzeuggestalt. Mund bleibt zu. Der Magen knurrt, aber Ketchup ist leckerer als Blumenkohl, also wird gebruellt. Mama ist verzweifelt, sie versucht es noch einmal, diesmal verspricht sie Eiscreme nach dem Essen. NEIN! Blumenkohl kommt nicht in den Mund. Mama gibt irgendwann nach. Ok, es gibt doch Pommes und Ketchup. Das esse ich wenigstens. Und ich habe gelernt: wenn ich den Mund zumache und NEIN! sage und bruelle, dann bekomme ich, was ich essen will! Mama gehorcht.

Ich bin jetzt 4 und gehe in die KiTa. Mama hat mir Klamotten rausgesucht, die soll ich anziehen, aber auf dem Shirt ist ein Power Ranger und ich will das Shirt mit Spongebob. Das ist in der Waesche, sagt Mama. Ist mir egal, ich will es anziehen. Es wird gebruellt, geheult, mal kurz nach Mama geschlagen mit einem Spielzeug, Mama weint. Sie holt das Shirt mit Spongebob aus der Waesche, sprueht es ein mit Spray, ich ziehe es an, ab geht es in die KiTa. Mama tut, was ich will, ich bin der Boss.

Nun bin ich 5. Mama nimmt mich mit zum Einkaufen. Im Supermarkt gibt es ein Regal mit Spielzeug. Ich will das Auto. Das ist zwar nicht toll, aber es ist Spielzeug und ich werde es morgen sowieso im Wohnzimmer unter die Couch schieben und dort vergessen und ich werde beim naechsten Einkauf das naechste Spielzeug wollen, aber hier ist nun erst mal das Auto und es muss mit. Raus aus dem Regal damit und rein in den Einkaufskorb. Mama sagt NEIN. Ich schau erst mal traurig, mal sehen, ob das klappt. Nein, klappt nicht. Mal ein paar Traenen probieren. Nein? Ok, dann mal laut heulen. Mama schaut sich nach allen Seiten um. Es ist ihr peinlich - ich bin auf dem richtigen Weg. Schnell auf den Boden werfen, bruellen, heulen, mit den Faeusten trommeln - ich bekomme dieses Auto. Und siehe da: Mama sagt "na gut, aber nur dieses einzige mal" und ich habe wieder gewonnen. Sachen die Mama peinlich sind, bringen mir Spielzeug. Wir muessen dringend mal in einen Spielzeugladen!

Ich bin jetzt 6 und heute war mein erster Schultag. Das war echt bloede, der Lehrer hat nicht reagiert als ich geheult habe und als ich den doofen Lars in der Bank vor mir mit meinem Pausenbrot beworfen habe, weil der ein doofes Shirt anhatte, da bekam ich Aerger. Hier stimmt was nicht. Hier muss ich machen, was der Lehrer sagt. Ich bin irgendwie irritiert. Kann Mama nicht mal mit dem Lehrer reden und ihm sagen, dass ich der Boss bin? Wer haette ahnen koennen, dass in der Schule keiner meine Regeln kennt? Warum hat mich da niemand vor gewarnt? Irgendwas ist da gar nicht in Ordnung, das kann so nicht weiter gehen.

Aber wenigstens bin ich zuhause der Chef. Mal sehen, ob ich heute Mama ueberzeugen kann, dass 50 Euro Taschengeld echt wenig sind. Wenn sie es nicht einsieht, werfe ich ihre Lieblingsvase aus dem Fenster ...



SO muss es doch nun wirklich nicht sein!


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Ilvi ehemaliges Mitglied

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Erziehungsfundamentalisten

09.12.2009 um 03:49
Klar muss man zu solchen Methoden greifen um sein Kind zu Erziehen.

Speziell junge Eltern haben Erziehung nicht mitbekommen. Wie denn auch? Die eigenen Eltern waren den ganzen Tag im Job, die Großeltern zu jung um sich um die Enkel zu kümmern und den Mutterersatz haben falls man Glück gehabt hat die Kindergartentanten und Lehrer übernommen. Hat man kein Glück gehabt, so hat einen der Schlüssel erzogen.

Wie oft kommt man noch zum Genuss durch einen Park zu gehen, die Eltern sitzen auf der Bank und die Kinder spielen gemeinsam? Kann mich jetzt gar nicht so schnell erinnern wann ich so etwas zuletzt gesehen hab. Oder wars in einen Film?

Aber keine Sorge, es wird noch schlimmer werden. Und vor allem können wir uns freuen wenn die heutigen Babys älter werden ;)
Den Beginn davon kann man ja schon sehr oft sehen allem voran in den Medien.

Die heutigen jungen Erzieher/innen werden so wie unsere Eltern auch versuchen das gut zu machen was man bei ihnen falsch gemacht hat aber das wird weils ja durch Bücher und nicht aus den Bauch kommt genauso in die Hose gehen.
Allem voran werden auch sie nicht länger als ein paar Jährchen bei ihren Kindern zu Hause sein ;)
Keine Ahnung wie lange man bei seinen Kiddys bleiben darf, ich glaube aber nicht das es achtzehn Jahre sind. So lange braucht nämlich zumindest laut Gesetz ein Kind um als erwachsen zu gelten.
Und so lange braucht ein Kind auch seine Mutter.

Der Satz "kleine Kinder kleine Sorgen, große Kinder große Sorgen" kommt nicht von ungefähr.
So ists nämlich!


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Erziehungsfundamentalisten

09.12.2009 um 06:03
Also, mein Frage an euch, sind diese krassen Fördertendenzen nur ein Spiegel unserer Gesellschaft (man stelle sich mal symbolisch Mäxchen Schmidt mit einem Trichter über den Schädel vor, ergo; höher, schneller, besser) oder nur eine Phase? Quasi ein Beleg der absoluten Totalinformation, die auch -oder besser gesagt vor allem- nicht vor jungen Eltern halt macht?

Ja ich sehe es als Spiegel der Gesellschaft. Der Gesellschaft, die sich durch den rasanten Fortschritt und der riesigen Flut an Informationen lenken und auch blenden lässt. Die heutige Entwicklung zeigt deutlich das der Mensch nach Perfektionismus strebt, dabei aber das Wichtigste auf der Strecke bleibt.

Viele Menschen schalten nicht mehr ihren eigenen Kopf ein, bzw. so wie du schon erwähntest hören nicht mehr auf ihr Bauchgefühl. Es wird auf alles was vorgegeben wird vertraut und umgesetzt. Diese Entwicklung zeigt deutlich das der Mensch sich immer mehr von Mensch sein entfernt und langsam zur Maschine mutiert.

Wir sind aber keine Maschinen. Das zeigt deutlich das immer mehr Menschen krank werden und diesem Streben nach Perfektionismus nicht gewachsen sind.
In diesem Sinne hoffe ich das der Mensch endlich aufwacht.....


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Doors ehemaliges Mitglied

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Erziehungsfundamentalisten

09.12.2009 um 08:27
In dem Maße, in dem Kinder ein knappes, seltenes und teures Gut werden, verwenden Eltern mehr Zeit auf Pflege, Instandhaltung und Tuning.

Logisch: Ein teurer Ferrari verlangt mehr Pflegeaufwand als ein billiger VW Prolo.

In Zeiten, als Familien mehr Kinder hatten - und weniger Zeit, sich um sie zu kümmern, liefen die Kinder irgendwie "am Rande" mit.
Ging eins buchstäblich vor die Hunde, machte das nichts - waren ja noch genug andere da, oder man machte eben schnell ein neues.

Heute sind Kinder kostbare Einzelstücke wie die Designer-Vase - und entsprechend werden sie behandelt.

Dummerweise gilt das in der BRD nicht für alle Kinder. Nach wie vor werden Kinder von ihren Eltern erschlagen, zu Tode gequält, man lässt sie verhungern oder verweigert ihnen medizinische Behandlung, von Zuwendung oder gar Liebe ganz zu schweigen, wenn man sie nicht gleich aus dem Fenster wirft oder im Blumenkübel bzw. in der Kühltruhe endlagert.

Das spart den Gang in die Buchhandlung und vermiest den Ratgeber-Verlagen das Geschäft. PFUI!


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Erziehungsfundamentalisten

09.12.2009 um 08:33
Immer wieder schoen dich zu lesen Doors ^^


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Erziehungsfundamentalisten

09.12.2009 um 09:38
dieses dilemma entsteht mE aus einer im wandel begriffenen familiensituation heraus. ich will jetzt nicht mit der alten leier von den goldenen, vergangenen tagen kommen – ganz im gegenteil. es war früher nicht besser, sondern einfach anders als heute.

ich spreche hier insbesondere von der höheren scheidungsrate, dem plus an alleinerziehende elternteilen, der neudefinition der geschlechterrollen, (insbesondere bei frauen), aber es geht im weitestens sinne auch um kleinere haushalte, sinkende geburtenraten, urbanisierung und um mehr mobilität und dynamik - doch dies haben meine vorposter ebenfalls schon vermerkt ;)

um mich kurz zu fassen: für mich resultieren diese "erziehungsfundamentalisten" aus dem wandel der gesellschaft und der dadurch verursachte „bewusstseinsveränderung“ beim thema erziehung.

gleich vorweg: ich habe selbst noch keine kinder, aber gewisse „trends“ sind auch für laien wie mich ersichtlich:

wo früher ein eher autoritäter erziehungsstil anwendung fand, sind heutzutage mehr antiautoritäre ansätze zu finden. das kind wird zum gleichwertigen „partner“ ernannt, die hierarchie innerhalb der familie stetig „abgeflacht“… was sich nun grundsätzlich nach einer positiven entwicklung anhört, bringt aber auch den ein oder anderen nachteil mit sich. kinder werden nicht mehr wie kinder, sondern wie erwachsene behandelt. auch wenn dies nur in bester absicht passiert, die daraus resultierende entscheidungsvielfalt kann das eine oder andere kind durchaus überfordern.

ein zusätzliches problem stellen mE die fehlenden grenzen und somit auch der nicht vorhandene „rückhalt“ innerhalb der familie dar. manchen kindern fehlen schlichtweg orientierungs- oder anhaltspunke – das verhalten, dass aus diesem mangel resultiert, wird dann fatalerweise als „ungezogenheit“ interpretiert – doch wie sollen kinder es (ohne anleitung) besser wissen?!

zuletzt gibt es noch die ein oder andere sendung, die sich mit dieser problematik befasst und (mehr oder weniger) hilfreiche tipps für eltern parat hat. was mich an solchen formaten immer fasziniert ist der umstand, dass selbst gravierende verhaltensprobleme (um nicht zu sagen "verhaltensstörungen") bereits nach 30 - 45 minuten sendezeit gekonnt behoben sind. das kind fuktioniert wieder nach „plan“ – alles eine frage der „bedienungsanleitung“ für die maschine kind.

gefühlsregungen wie frust und enttäuschung würden allerdings eher die reaktionen der elterlichen zusehen beschreiben, vor allem wenn die im fernsehn angepriesenden bombenfesten mittel am heimischen herd nicht wirklich anwendbar sind bzw. schlichtweg nicht das gewünschte resultat erziehlen.

aus all diesen faktoren (externen und internen) ergibt sich nun eine wachsende verunsicherung in reihen der eltern, die sich natürlich bestmöglichst abzuhelfen versuchen… es werden unmengen an bücher gelesen, probleme, (die eigentlich gar keine sind), bis zum umfallen diskutiert, belangloses verhaltenweisen der kleinen werden gekonnt analysiert und bis ins kleinste detail zerlegt... jeder spontane gefühlsausbruch wird fachmännisch seziert und bis zur unkenntlichkeit breitgetreten...
btw: fehler werden erst recht nicht gemacht - schließlich sind wir alle perfekt :)

and last but not least: es gibt ca. 100.000 verschiedene sachbücher über die "richtige" kindeserziehung - widersprüche und verschiedene meinungen zu indenten themen sind somit wahrscheinlich keine seltenheit. hier wird zum einen der nährboden bei den ohnehin schon verunsicherten erziehenden geschaffen und gleichzeitig ein samen gesät... die autoren und verläge sind schließlich nicht dumm und wissen, wo und vor allem WIE die marie zu holen ist...

ein buch mehr oder weniger bringt das regal schließlich nicht mehr zum einsturz...


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Erziehungsfundamentalisten

09.12.2009 um 10:22
@Cathryn

Hm.... ich habe so einen Fall in Realität noch nicht kennen gelernt, kann mir aber durchaus vorstellen, dass es sowas gibt...

Meine Tochter Nadine hat das auch mal so versucht, als sie noch klein war... so mit 5 Jahren...

Wenn sie was nicht bekam, also ihren Willen im allgemeinen, dann hielt sie die Luft an, bis sie blau anlief... zu anfangs haben wir auch ab und an nachgegeben... gebe ich zu... aber dann wurde uns das doch zu blöd, uns von einer 5 Jährigen tyrannisieren zu lassen und haben mal zugesehen, was passiert, wenn die Eltern auch nach erpresserischen Versuchen nicht "ja" sagen...

Na ja... einmal ist Nadine dann tatsächlich im Laden zusammen gebrochen, weil sie das Spielzeug nicht bekommen hat... die hat doch tatsächlich so lange die Luft angehalten, bis der Körper reagieren musste... ich wußte gar nicht, dass das möglich ist...

Na ja.. das hat sie dann nochmal versucht, aber nach diesem Ereigniss hat sie dann tatsächlich auch mal eine gescheuert bekommen... ich weiß, soll man nicht machen, aber das war einfach zuviel!

Also bevor sie wieder umfiel, gab's ne kleine Ohrfeige... und dann, was sehr selten passierte, auch richtig Schimpfe und danach Gespräche, dass wir das in Zukunft nicht wieder sehen wollen... diese Gespräche gab es zwar schon auch vorher, aber jetzt erst waren wir eisern und haben ihr klar gemacht, dass man so nicht zusammen leben kann und sie eben nicht alles, was sie sieht, auch haben kann...

Das können wir Erwachsene auch nicht... auch wir müssen an vielen Sachen, die wir gerne haben möchten, vorbeigehen.

Das Ganze hörte dann zum Glück schnell wieder auf und heute ist sie sowas von ruhig und absolut lieb, das man sich fragt, was da los war... (sie ist jetzt 16 J.).

Es war wohl einfach die Grenzen austesten... das war nicht einfach, auch für uns...

Also ich denke, dass Ratgeben auch helfen können... es gibt viel, wahrscheinlich zu viel, aber durch diese Vielfältigkeit des Angebotes ist es ja schon statistisch gegeben, dass unter viel Schund auch einige Perlen zu finden sind... DIE muss man eben herausfischen aus dem Meer der Buchstaben, und DAS ist wahrscheinlich die hohe Kunst...

Dafür gibts aber das Internet und Seiten, in denen Bücher besprochen werden, ich finde da beispielsweise Amazon gar nicht so schlecht... gibt aber bestimmt noch wesentlich bessere Homepages...


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Erziehungsfundamentalisten

09.12.2009 um 11:10
Ein jeder verzieht seine Kinder, aber eben jeder nach seiner Art.


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Erziehungsfundamentalisten

09.12.2009 um 14:16
Wenn ich ein Baby hätte, würde ich es im selben Zimmer schlafen lassen, wo auch ich schlafe..


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Doors ehemaliges Mitglied

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Erziehungsfundamentalisten

09.12.2009 um 14:28
@Mindslaver


Das würdest Du Dir ganz schnell abgewöhnen.


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Erziehungsfundamentalisten

09.12.2009 um 14:30
@Doors

Wieso?

Wegen dem Geschrei? Daran würde ich mich wohl gewöhnen müssen...


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Erziehungsfundamentalisten

09.12.2009 um 14:31
@Mindslaver

Warum?
Wenn du das ueber eine laengere Zeit tust, wird dein Kind noch mit 10 bei dir im Schlafzimmer schlafen. Vielleicht eine ungewoehnliche Verhuetungsmethode und Schutz vor noch weiteren Kindern, aber keine Vorbereitung fuer dein Kind auf das spaetere Leben. Es wird spaeter einmal nicht allein schlafen wollen/koennen, wenn es daran gewoehnt ist, immer eine andere Person nachts atmen zu hoeren. Ein direkter Stoss in die Unselbstaendigkeit :(


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Erziehungsfundamentalisten

09.12.2009 um 14:32
@Cathryn

Glaub mir, das Kind würde es nicht tun. Ich würde es vielleicht bis zum 3. Lebensjahr machen. Bis es selbstständig laufen kann.


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Doors ehemaliges Mitglied

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Erziehungsfundamentalisten

09.12.2009 um 14:33
Weil man sich gegenseitig sehr stört - und unnötige Abhängigkeiten schafft.


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Erziehungsfundamentalisten

09.12.2009 um 14:34
Ich sehe kein problem, dass das Baby im Schlafzimmer schläft.Was soll daran verkehrt sein?


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Erziehungsfundamentalisten

09.12.2009 um 14:35
@Mindslaver

Und mit drei Jahren kennt dein Kind dann das Wort "Nein" und wie es dieses Wort zu benutzen hat und es wird bei dir im Schlafzimmer bleiben wollen und das auch lautstark mitteilen, bis die Nachbarn mit dem Jugendamt drohen. Wenn du dein Kind nicht von Anfang an daran gewoehnst, auch allein in einem Raum zu schlafen, bekommst du es aus dem Schlafzimmer nicht wieder raus. Als Elternteil will man dem kleinen Wesen ja nicht wehtun, aber du musst eben auch daran denken, dass du dem Kind auch schaden kannst, indem du ihm ZU VIEL Naehe entgegen bringst.


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Erziehungsfundamentalisten

09.12.2009 um 14:36
kann, muss aber nicht! mir wurd auch komplett davon abgeraten das kind mit im schlafzimmer schlafen zu lassen. alle guten ratschläge zum trotz hatte das kind sein bett neben dem meinen. ein zweites bett wurde dann mit der zeit (1,5 jahre ca.) ins kinderzimmer gestellt. dort wurd dann anfangs der mittagschlaf gehalten und kurz darauf wurd auch nachts das schlafen dort geprobt - absolut problemfrei.

das gute nacht ritual wurd einfach ins andere schlafzimmer verlegt und gut war. wenn ich dazu abraten würd, dann aus einem anderen grund: drehst du dich, dreht sich das kind auch, hustest du, hast du schnell jmd im bett stehen der dir was von der welt erzählen möchte :)

und wer pringelt denn nur im bett? :D


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Erziehungsfundamentalisten

09.12.2009 um 14:39
@Mindslaver
Zitat von MindslaverMindslaver schrieb:Glaub mir, das Kind würde es nicht tun.
Aus Erfahrung kann ich sagen: wenn du ein Kind einmal an etwas gewoehnst, wird das abgewoehnen sehr viel schwerer.

@Vymaanika
Zitat von VymaanikaVymaanika schrieb:Ich sehe kein problem, dass das Baby im Schlafzimmer schläft.Was soll daran verkehrt sein?
Das ist nachts vielleicht naeher am Bett, wenn man aufstehen muss, aber versuche dann spaeter mal, den Kruemel in einem anderen Zimmer schlafen zu lassen. Er wird dich wahnsinnig schreien, weil er daran gewoehnt ist, im Schlafzimmer zu schlafen und das wird immer so weiter gehen, bis dein Kind in die Pubertaet kommt und DANN wird es richtig kritisch.


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