@BitburgerSo etwas ist hart und trifft einen meist unvorbereitet wie ein Keulenschlag.
Das Unglück liegt noch nicht einmal eine Woche zurück, deine Trauer ist ganz, ganz frisch und deine Seele extremst aufgewühlt. In dieser Situation ist man oft so verzweifelt, daß man weder ein noch aus weiß und im Grunde nur den Wunsch hat, mit dem geliebten Menschen wieder zusammen zu sein. Du hast durch den Verlust ein großes Trauma erlitten und deine Gefühlswelt "verhält" sich völlig normal, es ist ein sehr wichtiger Prozeß der Trauer(bewältigung), diese zuerst einmal überhaupt anzunehmen, sie zuzulassen und auch aus sich heraus kommen zu lassen. Wenn du viel weinst ist das das beste was du in dieser Phase tun kannst, auch wenn es sich in den Momenten grausam anfühlt;
viel schlimmer wäre nämlich eine Verdrängung, die statt der großen Verzweiflung und Trauer bei vielen Menschen einsetzt, sie stürzen sich sehr schnell nach dem Trauerfall in ihr altes Leben, arbeiten und tun so viel wie möglich um sich nur irgendwie abzulenken. Man kann dabei regelrecht in einen Rausch geraten der vorgaukelt, man hätte bereits alles überstanden, doch das ist ein fataler Irrtum, denn so ein tiefgreifender seelischer Schmerz wird sich immer auf die eine oder andere Art bemerkbar machen, und je länger man ihn unterdrückt bzw. je später man ihn akzeptiert und bearbeitet, umso härter wird das ganze dann.
Weißt du, ich kann dir nicht einfach nur zur Beruhigung sagen, daß der Schmerz auf jeden Fall ganz verschwinden wird, das wäre gelogen.
Es kann so sein, aber es gibt dafür keine Garantie.
Leider heilt die Zeit nicht alle Wunden, auch wenn es so heißt, aber du mußt dich nicht fürchten, denn sie kann uns Pflaster über die Wunden kleben mit denen es sich gut leben läßt, Pflaster, die man auch nicht ständig spürt.
Ja, ich kann dir versichern, auch wenn es jetzt noch durch den Schmerz, den du trägst, unglaubhaft klingt, der Schmerz wird weniger werden, eines Tages wirst du bemerken, daß du wieder leben kannst ohne dich ständig wie in den Fängen eines Seelenfolterers zu befinden, daß das Leben weitergeht und auch so gar nicht mal schlecht ist. Daß du wieder Lächeln kannst und daß die Erinnerung an deinen Freund nicht mehr zwingend mit Schmerz, sondern mit vielen schönen, lebhaften Bildern verbunden ist, du wirst vielleicht ab und an lachen müssen über das, was ihr zusammen erlebt hat, und dann wirst du erst den wahren Wert eurer Verbindung begreifen, das, was du jetzt suchst, das, was den Tod überdauert und wahre Verbundenheit schafft, die nicht an eine irdische Hülle gebunden ist.
Das was wir sterben nennen ist nichts weiter als ein Ablegen einer bestimmten Art von Kleidung (dem Erdenkörper). Aber ich möchte dir keine Meinung aufdrängen, sondern dich nur zu deiner eigenen Intuition ermutigen.
Was ich dir wärmstens empfehlen kann, ist Lektüre von Dr. Elisabeth Kübler Ross.
Sie hat lange nicht nur als Ärztin, sondern auch speziell mit todkranken Menschen, gearbeitet, und dabei sehr wertvolle Erfahrungen und Erlebnisse erhalten dürfen, die sie auf durchweg sensible und würdevolle Weise in ihren Büchern schildert.
Nach dem Tod meiner Mutter habe auch ich ein Buch von Fr. Kübler Ross gelesen und es als sehr ... wärmend, heilsam empfunden.
Ich denke, du brauchst vor allem nun eine lange Zeit, in der du dir einfach nur Ruhe gönnst und nicht schon an die fernere Zukunft denkst, denn in dieser ganz frischen Trauer wirst du keine verünftige Entscheidung fällen können und solltest es auch gar nicht.
Was erwartest du denn ... du darfst dich doch nicht so unter Druck setzen, bitte gib' dir Zeit und Raum, nehme deine Trauer ernst, noch nichtmal einen Monat ist es her, sei nicht so hart zu dir.
Hast du vielleicht jemanden, der sich ein bißchen um dich kümmern kann?
Bleibe nicht alleine, bitte jemanden um Hilfe, aber isoliere dich nicht völlig, dieser Schuß würde nach hinten losgehen. Du wirst sehen, daß alleine die Tatsache, wenn man mit jemandem reden und weinen kann, wohltuend wirkt.
Du hast dich hier angemeldet und uns deinen Schmerz gezeigt, so kann man ihn vielleicht besser ertragen, indem man einfach nur mit anderen Menschen spricht, ihre Erfahrungen hört, nicht alleine ist; alleine das schreiben an sich ist eine gute Methode, etwas von dem unerträglichen Schmerz aus dir herauszubringen.
Lasse deiner Trauer freien Lauf, so lange und so oft du willst und mußt. Niemand hat das Recht, dir dabei ein Limit zu setzen, tue was dir guttut und wenn du Hilfe benötigen solltest, nimm' sie ohne Scheu und Scham in Anspruch, sehr viele Menschen tun das und oft wirkt schon der Kontakt mit gleich Betroffenen helfend.
Wann immer dir danach ist, rede mit ihm, suche den Kontakt, es muß dir nicht peinlich sein.
Du kannst dir jetzt natürlich nicht vorstellen, auch einmal dahin kommen zu können, daß das Leben wieder lebenswert ist.
Aber es wird dir gelingen. Ich weiß das aus Erfahrung.
Bis dahin wirst du viel Zeit und vor allem Ruhe brauchen.
Gönne sie dir, nur verzweifele nicht. Das hätte dein Freund ganz sicher nicht gewollt. Ich glaube, er würde dich lieber beizeiten ein glückliches Leben führen sehen.