kore schrieb:du mußt ein sehr glücklicher bevorzugter Mensch sein, wenn du annehmen kannst, es gäbe keine Ausgrenzung! Möglicherweise beginnt diese früher als machem lieb ist und auch schon vor der totalen Katastrophe einer Obdachlosigkeit. Junge Menschen wittern die Gefahr und daß sie nicht zu richtigen Mitteln greifen oder greifen können, liegt daran, daß sie es nicht beigebracht bekommen haben. Wer kann erwarten daß 15-19jährige ohne Weiteres über diplomatisches Können und gesellschaftliches Know How verfügen? Und täten sie es, würden sie gehört werden?
Ältere haben möglicherweise bereits ihre Hoffnungen begraben. Was bedeuten aber diesen gegenüber ein paar Blechkisten?
@koreIch war dabei, als ein Freund von mir auf einem Sommerfest von Nazis verprügelt wurde, weil er Dreads trägt. Ich war dabei und habe die hälfte abbekommen, als mein bester Freund von Türken ins Krankenhaus geprügelt wurde, weil er offen gesagt hat, dass er an keinen Gott glaubt. Und ich stand daneben und habe auch Flaschen abbekommen, als eine krebskranke Klassenkameradin von ein paar Ultras mit Flaschen beworfen und als "Nazif*tze" beschimpft wurde, als ihr Kopftuch durch den Wind weggerissen wurde und ihre chemobedingte Glatze zum Vorschein kam. Außderm war ich auch dabei, als besagtes Mädchen und ich von der halben Klasse gemobt wurden, weil wir die einzigen Deutschen in unserer Klasse waren. Glaube mir, ich weiss, was Ausgrenzung ist, ich weiss was Rassismus ist und ich weiss auch, dass wir solange wir versuchen unsere Konflikte mit Gewalt zu lösen immer wieder mindestens zwei weitere Konflikte hervorrufen.
Niemand, der Ausländer verprügelt, weil diese "Unrein" sind, niemand der in andere Länder einmarschiert, weil diese Schurkenstaaten sind und niemand der Schaufenster einwirft, weil er sich vom System ausgegrenzt fühlt versucht wirklich die Gersellschaft zu ändern oder für Frieden zu sorgen. Nein, diese Menschen haben nur ein Ziel. Und das ist es, noch mehr Konflikte zu schüren, weil sie die Gewalt als einzige Daseinsberechtigung in ihrem, von der von ihnen selbst angenommen Opferrolle dominierten, armseligen Leben sehen.
Wenn man versucht eine Gesellschaft nach den Vorstellungen eines einzelnen zu ändern, so wird man immer im Chaos enden und weitere Konflikte hervorrufen. Die einzige gesellschaftliche Veränderung, die dauerhaft funktioniert ist die, die von allen Menschen mit der Zeit aufgrund ihrer Erfahrungen, den Dingen, die sie täglich erleben, getan wird.
Natürlich würde ich auch zurückschlagen, um mein Leben oder das eines mir wichtigen Menschen zu retten. Das ist der Überlebenstrieb, dagegen kann man nichts machen und das ist vielleicht auch gut so.
Aber jeder andere Gewaltakt, der nicht dazu dient, im Moment der Anwendung Leben zu retten, ist dumm. Und jeder, der diese Gewalt anwendet oder verteidigt und gutheisst ist in meinen Augen genauso dumm!