LordBennet
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Tiermenschen
18.12.2008 um 20:58Zwei bahnbrechende Entscheidungen hat das Unterhaus am Montagabend gefällt, wodurch sich Großbritannien an die Spitze forschender Wissenschaft stellt in einem Bereich, der in den meisten Teilen der Welt noch verboten ist. Mit 336 zu 176 Stimmen lehnten die Parlamentarier einen Versuch ab, die Novellierung des Embryonenschutzgesetzes zu blockieren. Damit dürfen in Zukunft Stammzellenforscher sogenannte "Chimären-Embryonen" herstellen, bei denen menschliches Erbgut mit Eizellen von Tieren vereint wird.Naja diese Nachricht kennen wir ja bereits.
Das Verfahren sieht vor, menschliche DNA in die entkernte Eizelle etwa einer Kuh zu injizieren und das Ei dann mit Stromstößen zur Teilung anzuregen, sodass aus dem sich entwickelnden Embryo Stammzellen entnommen werden können. Sie dienen der Forschung zur Bekämpfung von bisher unheilbaren Krankheiten wie Alzheimer oder Parkinson. Mit der Freigabe der Produktion von solchen auch "Admix" genannten Embryonen - allein für die medizinische Forschung und unter strenger Beobachtung der "Human Fertilisation and Embryology Authority" - soll der Mangel an menschlichen Embryonen bei der Stammzellenforschung ausgeglichen werden. Die "Chimären-Embryos" dürfen nur maximal 14 Tage am Leben bleiben.
Die zweite Entscheidung betraf die sogenannten Retter-Geschwister. Das erlaubt die Untersuchung von Embryonen auf genetische Merkmale, um solche "saviour siblings" herauszufiltern. Sie sollen einem erkrankten älteren Geschwister die für die Behandlung notwendigen Stammzellen liefern. Das Prozedere beginnt mit der Befruchtung der Eizellen der Mutter mit Spermien des Vaters. Anschließend wird der Embryo, der die größte genetische Übereinstimmung mit dem erkrankten Kind aufweist, in die Gebärmutter eingepflanzt und normal ausgetragen. Mit Zellen aus der Nabelschnur oder dem Rückenmark des Retter-Geschwisters solle dann dem kranken Kind geholfen werden. Auch diese Neuerung sollte blockiert werden, was die Abgeordneten mit einer noch größeren Mehrheit als beim Thema Chimären-Embryos ablehnten, mit 342 zu 163 Stimmen.
Zwei weitere wichtige Abstimmungen standen gestern im Parlament zur Debatte, die aber vor Redaktionsschluss noch nicht beendet war. Dabei geht es um die Verkürzung der bisher genehmigten Abtreibungsfrist von 24 Wochen des Embryos auf 20 Wochen, was von Lebensschützern und kirchlichen Kreisen vehement gefordert wird. Außerdem soll alleinstehenden oder lesbischen Müttern Zugang zu künstlicher Befruchtung ermöglicht werden. Das würde zur Abschaffung der bisher gesetzlich verankerten "Notwendigkeit eines Vaters" führen sowie zur Anerkennung auch lesbischer Paare als eingetragene Lebensgemeinschaften, mithin als Eltern.
Diese Fragen wühlten das Parlament in den beiden Tagen der Debatten zutiefst auf. Die Abgeordneten waren von jeglichem Fraktionszwang befreit und konnten sich rein nach ihrem Gewissen entscheiden. Unter den Befürwortern eines Durchbruchs in der Stammzellenforschung hin zu "Chimären-Embryonen" befanden sich die beiden Parteichefs von New Labour und den Tories, Gordon Brown und David Cameron. Der Premier hatte schon am Sonntag im "Observer" geschrieben, solche neuen Forschungsansätze "schulden wir uns selbst und künftigen Generationen". In der Unterhaus-Debatte forderte er, der Zukunft diese Tür zu öffnen, "um so möglicherweise Millionen Menschen mit unheilbaren Krankheiten das Leben zu retten". Beide, Brown und Cameron, haben zufällig jeweils ein mit schwerer Krankheit behaftetes Kind - Browns bald zweijähriger Sohn James Fraser leidet an Mukoviszidose, während der sechsjährige Sohn Iwan der Camerons mit Epilepsie und zentraler Lähmung ("cerebral palsy") geboren wurde und Rund-um-die-Uhr Pflege benötigt. "Ich sehe, wie mein Sohn leidet", sagte Cameron in einem TV-Interview, "aber wenn wir auch nur irgendetwas tun könnten, um sein Leiden zu stoppen oder andere Kinder davor zu bewahren, es zu entwickeln - sollten wir nicht alles daransetzen, es zu versuchen?"
Die Gegner, gerade auch die Kirchen, sprachen abwechselnd von "Frankenstein"-Forschungen oder "Designer Babys" und warnten vor der Überschreitung solcher Grenzen. Auch gebe es keinen Beleg dafür, dass wesentliche Fortschritte in der Stammzellenforschung von "Chimären-Embryonen" zu erwarten seien. Doch die Absicht der Mehrheit, die Tür zur Zukunft weiter zu öffnen, setzte sich durch.
Ich wollte jetzt aber doch noch einmal zu einer Diskusion über die Moralischen Dinge
des ganzen aufrufen!!!
1. Frage) Wie werden sich solche "Menschen" in unserer Gesellschaft eingliedern?
2. Frage) Werden wir sie tolerieren können?