Dekadenz, unser Untergang?
26.08.2008 um 15:04Hat die westliche Welt bereits ihren Zenit überschritten und ist im Begriff ihrem Winter zu begegnen? Wird sie überhaupt noch einmal einen Frühling ihrer Kultur erleben?
Die industrialisierte Welt hat einen rasanten Fortschritt erlebt und überholt noch heute alle Erwartungen. Doch wie stet es mit der Kultur; konnte sie mit uns Schritt halten? Ist sie es, die unsere Gesellschaft zusammenhält: ein inneres Bewusstsein für Recht, Ordnung und Leben? Oder sehen wir vielmehr eine Zivilisation, die ihrer kulturellen Wurzeln überdrüssig geworden ist und uns ein Trugbild vorspielt, um hinter dem Vorhang unsere Bindungen zu zerreißen?
Der heutige Mensch sieht sich gerne als individuelles und freies Lebewesen. "Sei Dein eigener Herr" ist die Devise. Doch wie sieht dieser Herr aus? Gerne betrachtet er die Freiheit als Möglichkeit, alle Dinge zu tun, die ihm belieben und im Normalfall auch als "gut" betrachtet werden. Doch wem dienen diese Dinge? Es ist doch in der Regel so, dass wir es selbst als Individuen sind. Zwar geben wir gerne vor unsere Taten in den Dienst der Allgemeinheit zu stellen, doch wer ehrlich mit sich selbst ist erkennt, dass kaum eine Handlung in Wirklichkeit nicht dem eigenen Ich dient. Ist es gar eine Form des Sozialdarwinismus, der die Zivilisation, unsere Gesellschaft aufrecht erhält?
Was passiert, wenn die Notwendigkeit Gutes zu tun zur Profilierung entfällt? Dann ist es an der Kultur, die Ordnung und den Fortschritt nicht sterben zu lassen. Im Gegensatz zu dem eigenen Ich und der Familie, deren Lebenserhaltung in unserem biologischen Code, aber auch unserem aktiven Bewusstsein fest verankert ist benötigt es zur Gesellschaft eine besondere Bindung, da diese für den einzelnen Menschen schwer greifbar ist und somit eine Identifikation besonders in harten Zeiten eine Herausforderungen darstellen kann. Zur Notwendigkeit der Gesellschaft sei hier nur kurz gesagt, dass es nicht primär der Kampf mit anderen Mächten ist, der die Menschen zur Gruppierung veranlasst, sondern besonders der Kampf mit sich selbst. Zum einen um ein Gefühl der Verantwortung zu schaffen und diese auszudehnen um dem denkenden Menschen zur Sinnerkennung zu verhelfen, zum anderen um einer Not zu entkommen, wenn die Kräfte des einzelnen nicht mehr ausreichen.
Die Identifikation mit der Gemeinschaft ist eines der wichtigsten Aufgaben der Kultur. Sie personifiziert das gemeinsame Ziel; sei es durch Religion, Ästhetik oder einem anderen Auswuchs des immer selben Prinzips, welches wir "Liebe" nennen: eine schwer greifliche Verbundenheit zu einer schwer beschreibbaren Sache im Bewusstsein, das Richtige zu tun. Es ist die Liebe zu unserer Kultur, die auch in Zeiten der Not und Zweifel uns im Sinne der Gemeinschaft vorantreibt.
Der moderne Mensch ist dabei, seine Kultur zu verlieren. Aus dem Wohlstand ist die Langeweile, aus dem Überfluss die Wertlosigkeit entwachsen. Der gemeinsame Kampf für ein besseres Leben ist vorerst in den Hintergrund gerückt, die Kultur als aktive Definition unseres Lebens zunehmend im Begriff ein Relikt der Vergangenheit zu werden. Wir sehnen uns nach neuen Weltbildern, neuen Zielen, und bekommen reichlich Angebote durch unsere Spaßgesellschaft. Die vermeindlich eigenen Träume auszuleben und möglichst viel subjektive Freude zu empfinden ist das erklärte Ziel der meisten von uns. Der Tatendrang entsteht somit nicht mehr zur Erhaltung des Lebens und ist damit entbehrlich geworden. Aus der Sicherheit ist Bequemlichkeit geworden und selbst die offensichtlichsten Traditionen wie die Familie und der eigene Nachwuchs werden zunehmend eine untragbare Last. Die Kultur löst sich auf und hinterlässt eine Trugwelt, eine Zivilisation, die scheinbar einen Idealzustand erreicht hat, diesen aber nicht aufrechterhalten kann. Zum einen durch den inneren Zerfall, zum anderen durch den äußeren Druck.
Da unsere Zivilisation nicht durch innere Stärke, sondern durch materielle Überlegenheit aufrecht erhalten wird, benötigt es technischen Fortschritt bishin zum Krieg um diese Position aufrecht, den übersättigten Menschen weiter bei Laune zu halten. Der Rest der Welt lebt größtenteils, nicht zuletzt durch unsere Methoden, die uns zu dem gemacht haben, was wir heute sind, in großer Not, die das Gedeien einer starken Kultur fördert. Das Erstarken des Islams oder der neuen Wirtschaftsnationen sind nur einige der populären Formen des kulturellen Aufschwungs von Gesellschaften. Da diese jedoch mehr oder minder unfreiwillig in unser Spiel gezogen wurden, müssen sie uns nun mit unseren Waffen schlagen um ihrer Not zu entkommen.
Sicherlich ein Teufelskreis, da dies zwangsläufig bedeutet, dass wir in unserem System Abstriche machen müssen aber auch dass aus dieser Not einmal der Wohlstand entwachsen wird; jedoch soll uns momentan erstmal unsere Rolle beschäftigen.
Werden wir unseren Fall noch bremsen können, oder hat sich der Krebs bereits zu tief in unsere kulturellen Wurzeln gefressen? Werden wir aus neuer Not ein neues Bewusstsein entwickeln können oder wird auch die westliche Welt wie so viele der Dekadenz verfallenen Zivilisationen untergehen und Platz für eine neue Gesellschaft machen müssen?
Oder ist das Szenario gar völliger Blödsinn? ;)
Ich freue mich auf eure Antworten.
Die industrialisierte Welt hat einen rasanten Fortschritt erlebt und überholt noch heute alle Erwartungen. Doch wie stet es mit der Kultur; konnte sie mit uns Schritt halten? Ist sie es, die unsere Gesellschaft zusammenhält: ein inneres Bewusstsein für Recht, Ordnung und Leben? Oder sehen wir vielmehr eine Zivilisation, die ihrer kulturellen Wurzeln überdrüssig geworden ist und uns ein Trugbild vorspielt, um hinter dem Vorhang unsere Bindungen zu zerreißen?
Der heutige Mensch sieht sich gerne als individuelles und freies Lebewesen. "Sei Dein eigener Herr" ist die Devise. Doch wie sieht dieser Herr aus? Gerne betrachtet er die Freiheit als Möglichkeit, alle Dinge zu tun, die ihm belieben und im Normalfall auch als "gut" betrachtet werden. Doch wem dienen diese Dinge? Es ist doch in der Regel so, dass wir es selbst als Individuen sind. Zwar geben wir gerne vor unsere Taten in den Dienst der Allgemeinheit zu stellen, doch wer ehrlich mit sich selbst ist erkennt, dass kaum eine Handlung in Wirklichkeit nicht dem eigenen Ich dient. Ist es gar eine Form des Sozialdarwinismus, der die Zivilisation, unsere Gesellschaft aufrecht erhält?
Was passiert, wenn die Notwendigkeit Gutes zu tun zur Profilierung entfällt? Dann ist es an der Kultur, die Ordnung und den Fortschritt nicht sterben zu lassen. Im Gegensatz zu dem eigenen Ich und der Familie, deren Lebenserhaltung in unserem biologischen Code, aber auch unserem aktiven Bewusstsein fest verankert ist benötigt es zur Gesellschaft eine besondere Bindung, da diese für den einzelnen Menschen schwer greifbar ist und somit eine Identifikation besonders in harten Zeiten eine Herausforderungen darstellen kann. Zur Notwendigkeit der Gesellschaft sei hier nur kurz gesagt, dass es nicht primär der Kampf mit anderen Mächten ist, der die Menschen zur Gruppierung veranlasst, sondern besonders der Kampf mit sich selbst. Zum einen um ein Gefühl der Verantwortung zu schaffen und diese auszudehnen um dem denkenden Menschen zur Sinnerkennung zu verhelfen, zum anderen um einer Not zu entkommen, wenn die Kräfte des einzelnen nicht mehr ausreichen.
Die Identifikation mit der Gemeinschaft ist eines der wichtigsten Aufgaben der Kultur. Sie personifiziert das gemeinsame Ziel; sei es durch Religion, Ästhetik oder einem anderen Auswuchs des immer selben Prinzips, welches wir "Liebe" nennen: eine schwer greifliche Verbundenheit zu einer schwer beschreibbaren Sache im Bewusstsein, das Richtige zu tun. Es ist die Liebe zu unserer Kultur, die auch in Zeiten der Not und Zweifel uns im Sinne der Gemeinschaft vorantreibt.
Der moderne Mensch ist dabei, seine Kultur zu verlieren. Aus dem Wohlstand ist die Langeweile, aus dem Überfluss die Wertlosigkeit entwachsen. Der gemeinsame Kampf für ein besseres Leben ist vorerst in den Hintergrund gerückt, die Kultur als aktive Definition unseres Lebens zunehmend im Begriff ein Relikt der Vergangenheit zu werden. Wir sehnen uns nach neuen Weltbildern, neuen Zielen, und bekommen reichlich Angebote durch unsere Spaßgesellschaft. Die vermeindlich eigenen Träume auszuleben und möglichst viel subjektive Freude zu empfinden ist das erklärte Ziel der meisten von uns. Der Tatendrang entsteht somit nicht mehr zur Erhaltung des Lebens und ist damit entbehrlich geworden. Aus der Sicherheit ist Bequemlichkeit geworden und selbst die offensichtlichsten Traditionen wie die Familie und der eigene Nachwuchs werden zunehmend eine untragbare Last. Die Kultur löst sich auf und hinterlässt eine Trugwelt, eine Zivilisation, die scheinbar einen Idealzustand erreicht hat, diesen aber nicht aufrechterhalten kann. Zum einen durch den inneren Zerfall, zum anderen durch den äußeren Druck.
Da unsere Zivilisation nicht durch innere Stärke, sondern durch materielle Überlegenheit aufrecht erhalten wird, benötigt es technischen Fortschritt bishin zum Krieg um diese Position aufrecht, den übersättigten Menschen weiter bei Laune zu halten. Der Rest der Welt lebt größtenteils, nicht zuletzt durch unsere Methoden, die uns zu dem gemacht haben, was wir heute sind, in großer Not, die das Gedeien einer starken Kultur fördert. Das Erstarken des Islams oder der neuen Wirtschaftsnationen sind nur einige der populären Formen des kulturellen Aufschwungs von Gesellschaften. Da diese jedoch mehr oder minder unfreiwillig in unser Spiel gezogen wurden, müssen sie uns nun mit unseren Waffen schlagen um ihrer Not zu entkommen.
Sicherlich ein Teufelskreis, da dies zwangsläufig bedeutet, dass wir in unserem System Abstriche machen müssen aber auch dass aus dieser Not einmal der Wohlstand entwachsen wird; jedoch soll uns momentan erstmal unsere Rolle beschäftigen.
Werden wir unseren Fall noch bremsen können, oder hat sich der Krebs bereits zu tief in unsere kulturellen Wurzeln gefressen? Werden wir aus neuer Not ein neues Bewusstsein entwickeln können oder wird auch die westliche Welt wie so viele der Dekadenz verfallenen Zivilisationen untergehen und Platz für eine neue Gesellschaft machen müssen?
Oder ist das Szenario gar völliger Blödsinn? ;)
Ich freue mich auf eure Antworten.