@NachtBlut NachtBlut schrieb:es gibt aber auch eine ganze Menge andere Nutzen, die man ziehen kann, was man wiederum nur dann verstehen und nachvollziehen kann, wenn man selbst schizophren ist/war - wage ich zu behaupten.
Da hast du allerdings Recht! Nachvollziehen kann man es nicht, aber damit umgehen musste ich schon, war schließlich mein Job! Und anfänglich versucht man auch zu verstehen, aber ums verstehen allein geht es ja auch nicht, sondern um das Erkennen um die richtige Therapie, wobei manchmal Dinge vorkamen, bei der ich dieses Wort gar nicht erst benutzen möchte...
Kurz eine Frage:
Ist denn eine "Schizophrenie" bei dir eindeutig diagnostiziert worden? Es gibt ja auch viele, viele Grenzfälle oder auch nur "Anwandlungen", die einige typische Merkmale/Symptome beinhalten, aber weit von einem wirklichem Krankheitsbild dieser Störung -letztendlich- entfernt sind.
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@Thalassa Es gehen leider viele nicht zum Facharzt... viele, die es wirklich nötig hätten in Behandlung zu gehen... man kann eine Menge machen und es gibt sehr viele, die ein einigermaßen unbelastetes Leben mit dieser, auch sehr tückischen Krankheit führen können. Die wirklich schweren Fälle sind dann meist die, die dann in den Medien ausgeschlachtet werden oder auch von recht skrupellosen und ebenfalls mediengeilen Wissenschaftlern/Medizinern (hab ich schon des öfteren auf Tagungen/Konferenzen miterleben müssen)...
Die Masse der Patienten sind in ihrem alltäglichen Leben natürlich beeinträchtigt, aber bei weitem nicht so auffällig, wie manche das vielleicht annehmen würden. Bei einigen Patienten habe ich anfangs (als ich noch am Anfang stand) eigentlich überhaupt nichts auffälliges bemerken können, aber dann, wenn man den Betroffenen etwas näher kennen gelernt hat, war einem schon schnell klar, was Sache ist.
Die Geschichte mit den Antichristen und die "Schübe", die du da geschildert hast, sind einigermaßen besorgniseregend, aber auch nicht wirklich so dramatisch... dennoch... der überschäumenden Phantasie der Betroffenen sind meist keine Grenzen gesetzt und es kann sehr schnell, sehr, sehr böse und auch gefährlich für den Patienten werden...
Beispielsweise wird in den Schüben die Nahrungsaufnahme nicht verweigert, sondern schlicht und einfach verdrängt/vergessen, nicht als wichtig empfunden oder gar nicht erst wahr genommen... es wird zu wenig (Wasser) oder zuviel (Akohol) getrunken... Betroffene leiden unter Flüssigkeitsmangel, dadurch mögliche Austrocknung des Körpers (Exsikkose)... usw.
Extreme Reaktionen sind in diesen Schüben an der Tagesordnung, oder auch das vollkommene Ausbleiben jeder Aktion... vor sich hinstarren, einfach irgendwo liegen bleiben, nicht mehr aus dem Auto aussteigen können, sitzenbleiben auf einem Stuhl, einkoten... alles möglich und drin in dieser extremen Zeit, die eine sehr hohe Belastung für jeden darstellen können...
Ich denke, aber das ist nur meine Meinung, dass in dieser Zeit auf jeden Fall ein Arzt aufgesucht werden muss, aber damit hab' ich auch oft alleine gestanden... viele der Kollegenschaft haben auch da abgewunken und lapidar darauf verwiesen, das ambulant da eh nix zu machen sei: "Was hat denn so einer davon, sich zwei Stunden ins Wartezimmer hinzusetzen und dann in 10 Minuten das zu hören, was er schon längst weiß? Wenn, dann ab auf Station, alles andere ist Schwachsinn."
Nicht meine Meinung... wie gesagt, auch ein Facharzt kann hier schnell und gut helfen.