@surfer:
"Schön" ist natürlich immer relativ. Schliesslich finden auch Wampen-Willy und Pickel-Paula einen Sexualpartner. Manchmal sogar für lebenslänglich.
Über "innere Werte" kann man durchaus reden, über das Besondere an einer Persönlichkeit. Ihre Licht- und Schattenseiten.
Ich betrachte meine Partnerin als Ergänzung, nicht als Spiegel meiner Eitelkeit oder als Spielball meiner Bedürfnisse.
An meiner jetzigen Frau, mit der ich 17 Jahre verheiratet bin, schätze ich ihre Spontanität, ihre Emotionalität, ihre Sorg- und Achtlosigkeit, die "Nimm das Leben nicht so schwer..."-Mentalität. Ja, durchaus auch eine gewisse "katholische Wurstigkeit" und "irische Schlampigkeit" - aber auch andererseits die Klarheit im Wissen, was man will und was nicht, sowie die spannende Mischung aus Flippigkeit (wenn's geht) und Disziplin (wenn's drauf ankommt).
Ich bin eher der klassische wortkarge norddeutsche Schwerdenker, der preussisch-protestantische Pedant mit ausgeprägter Arbeitssucht, das ganze gewürzt mit einem Hauch von Pessimissmus.
Da lobe ich mir mein Schätzchen: Immer 110%, immer etwas zu laut, zu albern, zu sexy, zu gesprächig und für jeden Blödsinn gut, as long as it is shocking!
Manchmal scheint es mir, als sei ich mit einer Kreuzung aus einer schlanken und jüngeren Bette Midler mit einer leicht sedierten Fran Drescher verheiratet. Gelegentlich einen Hauch Amy Winehouse.
Meine erste Ehefrau Salwa war Palästinenserin, Ärztin und PFLP-Mitglied.
Ich lernte sie im Rahmen meiner Berichterstattung aus dem libanesischen Bürgerkrieg im Jahre 1975 kennen. Ich war damals für eine politische Zeitschrift als freier Mitarbeiter tätig und berichtete aus dem Palästinenserlager Tel as Satar. Bei meiner Tätigkeit während der Kämpfe dort wurde ich von Teilen einer Hausfassade relativ heftig am Rücken verletzt. Die GenossInnen der PFLP kümmerten sich um meine medizinische Versorgung, in deren Rahmen ich meine spätere Ehefrau kennenlernte. Um es kurz zu machen: Wir heirateten, damit sie die deutsche Staatsbürgerschaft bekam,ausreisen konnte und ihre politische Arbeit hier in der BRD fortsetzen konnte. 1978 wurde unsere Tochter Leila geboren.
Salwa starb am 16.9. 1982 in Beirut, als christliche Milizen in das Palästinenserlager Sabra eindrangen, das zuvor von der israelischen Armee abgeriegelt worden war. Dort ermordeten sie zwischen 800 und 1000 palästinensische Männer, Frauen und Kinder, darunter auch nahezu das gesamte medizinische Personal eines kleinen Lazaretts, in dem meine Frau zu diesem Zeitpunkt tätig war.
Manchmal vermisse ich Salwa heute noch. Sie war eine Kerze, die an beiden Enden brannte. In erster Linie Ärztin, Kommunistin aus Überzeugung, Palästinenserin von Geburt und sie wurde letztlich auf Grund dieser Kombination ermordet.
Es können also durchaus unterschiedliche Motive sein, warum man bereits ist, sein Leben mit einem Menschen zu teilen. Sicher nicht nur die Optik.