@HornisseDeine links zum Thema sind sehr lesenswert, danke fürs Reinstellen!
Besonders diesen Abschnitt finde ich gut, und ich hatte das hier auch schon mal angsprochen, dass es wohl noch mehr Zeit braucht.
Neues Bewußtsein braucht Zeit
Um ein völlig anderes Problem handelt es sich beim Kinderwunsch homosexueller Paare. Er kann nur durch Adoption erfüllt werden. Der Wunsch ist verständlich, eine öffentliche Diskussion darüber notwendig. Denn das allgemeine Bewußtsein muß sich an diese Familienform gewöhnen, sollen sich die Beteiligten nicht wieder als ausgegrenzt erleben. Da stellt sich zunächst einmal ein ganz praktisches Problem: Es gibt in unserem Land nicht genügend zu adoptierende Kinder. Schon heute warten an manchen Vermittlungsstellen bis zu 30, 40 Elternpaare auf einen Sprößling. Das gilt vor allem für Säuglinge und Kleinkinder. Ältere Kinder haben nicht selten einen Lebensweg hinter sich, der eine sehr stabile und belastbare Partnerbeziehung und eine hohe pädagogische Begabung des Elternpaares voraussetzt. Ein generelles Adoptionsrecht homosexueller Paare würde den Nachfragedruck bei der Adoptionsvermittlung erhöhen und damit diesen Paaren auch eine falsche Hoffnung machen.
Die inhaltliche Debatte ist noch lange nicht abgeschlossen. Gleichwertige Interessen stehen gegeneinander: Für eine Adoptionserlaubnis spricht der Anspruch auf Gleichbehandlung gleichgeschlechtlicher Paare und ihr Kinderwunsch. Auf der anderen Seite brauchen Kinder und Jugendliche zu ihrer Entwicklung Sicherheit und Verläßlichkeit, die gleichgeschlechtliche Partnerschaften bisher wegen ihrer insgesamt geringeren Stabilität oft nur in geringerem Umfang bieten können - wobei sich eine rechtliche Anerkennung dieser Paare durchaus positiv auf ihre Stabilität auswirken kann. Junge Menschen brauchen für ihre Geschlechtsentwicklung weibliche und männliche Identifikationsmöglichkeiten bzw. Gegenüber in der Familie. Zwar repräsentiert auch bei homosexuellen Paaren in der Regel der eine Partner mehr den "männlichen" Anteil und der andere mehr den "weiblichen". Aber es ist eben doch ein Unterschied, ob eine Frau den "männlichen" Part darstellt (wie etwa bei einem lesbischen Paar) oder ob es ein Mann ist.
Dabei geht es überhaupt nicht um die Frage, ob Kinder bei gleichgeschlechtlichen Eltern gut und glücklich aufwachsen können. Daß sie das können, steht außer Zweifel.
Beispiele belegen es. Vielmehr geht es darum, wieweit strukturelle Nachteile berücksichtigt werden sollen, wenn für ein zu adoptierendes Kind eine Familie ausgesucht wird. Fachleute und Öffentlichkeit sind gespalten in ihrer Meinung. Vielleicht ist es gut, über diese Frage erst noch in Ruhe nachzudenken.
Neues Bewußtsein läßt sich nicht verordnen. Es muß wachsen.