sind menschen besser als tiere ?
08.02.2005 um 09:45
Nur mal so zum Nachdenken wie unser Verhältnis zu Tieren ausschaut, für die wir die Verantwortung tragen. Und das sind nur einige wenige Beispiele. Wollt ihr immer noch sagen, wir Menschen sind besser?
Tödliches Vertrauen
Endlose Stille bei dunkler Nacht, die Stute über ihre Herde wacht.
Glasklare Augen schauen ruhig in die Weite,
beruhigende Wärme des Menschen an ihrer Seite.
Zuerst beunruhigten sie die Schritte im Gras,
Anspannung aller Muskeln,die sie am Körper besaß.
Warnendes Schnauben für ihre Herde, furchtsames Wiehern der
ihr anvertrauten Pferde. Als Wächter blieb sie bis zum Schluß stehen
und sah die Mähnen der angstvoll galoppierenden Pferde wehen.
Sie hatte die Gefahr früh genug erkannt und wäre bei einem Wolf
wohl auch weggerannt.
Doch die Silhouette eines Menschen im letzten Licht
fiel bei ihrer Entscheidung ins Gewicht, gebannt auf ihrem Fleck zu verharren
und neugierig auf den Menschen zu starren.
Freundlich wiehernd begrüßt sie den Unbekannten,
sich nicht bewußt, dass die anderen Pferde um ihr Leben rannten.
Stöbert gierig nach einem Apfel in den Taschen,
lässt sich hoffnungslos vonihm überraschen.
Leuchten der Klinge im Mondlicht - hier spricht die Gewalt, kein Gericht.
Schmerzverzerrte ungläubige Augen,Instinkte der Natur zu nichts mehr taugen.
Zustechen der Klinge immer wieder,Zusammenbrechen der alten Glieder.
Den Kopf hebt sie mit letzter Kraft, aus tiefen Wunden strömt der Lebenssaft.
Instinkte der Natur waren erwacht, nicht das Raubtier Mensch bedacht.
Letztes Schnauben als Warnung für ihre Herde,
im Mondlicht wild galoppierende Pferde.
Die Sonne geht strahlend aufam nächsten Tag, keiner diese schreckliche Tat
zu verstehen mag. Stumm steht die Herde bei ihrem Artgenossen,
ein Pferd hat noch nie eine Träne vergossen.
Zitternd leidend in endloser Qual, das Pferd hatte hier keine andere Wahl.
Vertrauen und bedingungslose Treue,
der Täter Mensch kennt keine Reue.
Wenn ein Pferd sich benimmt sehr schlecht,
schimpfst du es mit Recht.
Doch wenn es verspannt, ängstlich oder wütend ist,
schau dich an,bist DU es nicht?
Mit den Augen eines Wolfes
Seit den Zeiten, als nur Sonne und Mond uns Licht
gaben, kannte ich dich. Aus den riesigen und undurchdringlichen Wäldern beobachtete ich dich. Ich war Zeugeals du das Feuer bändigtest und fremdartige, neue Werkzeuge machtest.
Von den Kämmen der Hügel und Berge aus sah ich
dich jagen und beneidete dich um deine Jagderfolge.
Ich fraß deine Beutereste und du fraßt meine.
Ich lauschte deinen Gesängen und sah deinen Schatten
um die hellen Feuer tanzen. In einer Zeit, so weit zurück,
dass ich mich kaum mehr daran erinnern kann, schlossen
sich einige von uns dir an um mit dir an den Feuern
zu sitzen.
Sie wurden Mitglieder deines Rudels, jagten
mit dir, beschützten dein Welpen, halfen dir, fürchteten
dich, liebten dich.
Und für sehr lange Zeit lebten wir so zusammen, denn
unsere Wesen waren sich sehr ähnlich. Deswegen
hast du die Zahmen von uns adoptiert. Ich weiß, einige
von euch respektieren auch mich, den Wilden.
Ich bin ein guter Jäger. Auch ich respektiere dich.
Auch du warst ein guter Jäger. Ich sah dich oft,
gemeinsam mit den Zahmen, Beute erlegen.
In jenen Zeiten gab es alles im Überfluß. Es gab nur
einige von euch. Die Wälder waren groß. Wir heulten
zusammen mit den Zahmen in der Nacht.
Einige von ihnen kehrten zu uns zurück, um mit uns zu
jagen. Einige von ihnen fraßen wir, denn sie waren uns
zu fremd geworden. So lebten wir zusammen für lange,
lange Zeiten. Es war ein gutes Leben.
Manchmal stahl ich von deiner Beute und du von meiner
Erinnerst du dich, wie dein Rudel hungerte als der
Schnee hoch lag?
Du fraßt die Beute die wir erlegt hatten. Das war unser
Spiel. Es war unsere gegenseitige Schuld. Manche
nannten es ein Versprechen.
Wie viele der Zahmen, wurdest auch du uns immer
fremder. Wir waren uns einst so ähnlich, aber jetzt
erkenne ich einige der Zahmen nicht mehr und ich
erkenne auch einige von euch nicht mehr.
Du machtest auch die Beute zahm. Als ich begann
deine zahme Beute zu jagen ( es waren dumme
Kreaturen auf die die Jagd keine Herausforderung war,
aber die wilde Beute war verschwunden), jagtest du mich
und ich verstand nicht warum.
Als deine Rudel immer größer wurden und begannen,
gegeneinander zu kämpfen, sah ich eure großen Kriege.
Ich fraß jene, die du erschlagen hast. Dann jagtest du
mich noch mehr, denn für mich waren sie Nahrung,
aber du hattest sie getötet.
Wir Wilden sind nur noch wenige. Du zerstörtest unsere
Wälder und brachtest viele von uns um. Aber ich, ich jage
immer noch und füttere meine versteckten Welpen,
wie ich es immer getan habe. Ich frage mich, ob die
Zahmen eine Weise Wahl trafen, als sie sich euch
anschlossen. Sie haben den Geist der Wildnis
vergessen. Es gibt viele, viele von ihnen, aber sie sind
mir so fremd. Wir sind nur noch wenige und ich
beobachte dich immer noch, um dir auszuweichen.
Ich denke, ich kenne dich nicht mehr länger!!
( Canis Lupus)
Wie Konntest Du Nur ?
Als ich noch ein Welpe war, unterhielt ich Dich mit meinen Possen und brachte Dich zum Lachen. Du nanntest mich Dein Kind, und trotz einer Anzahl durchgekauter Schuhe und so manchem abgeschlachteten Sofakissen wurde ich Dein bester Freund. Immer, wenn ich böse war, erhobst Du Deinen Zeigefinger und fragtest mich "Wie konntest Du nur?" - aber dann gabst Du nach und drehtest mich auf den Rücken, um mir den Bauch zu kraulen. Mit meiner Stubenreinheit dauerte es ein bisschen länger als erwartet, denn Du warst furchtbar beschäftigt, aber zusammen bekamen wir das in den Griff. Ich erinnere mich an jene Nächte, in denen ich mich im Bett an Dich kuschelte und Du mir Deine Geheimnisse und Träume anvertrautest, und ich glaubte, das Leben könnte schöner nicht sein. Gemeinsam machten wir lange Spaziergänge im Park, drehten Runden mit dem Auto, holten uns Eis (ich bekam immer nur die Waffel, denn "Eiskrem ist schlecht für Hunde", sagtest Du), und ich döste stundenlang in der Sonne, während ich auf Deine abendliche Rückkehr wartete. Allmählich fingst Du an, mehr Zeit mit Arbeit und Deiner Karriere zu verbringen - und auch damit, Dir einen menschlichen Gefährten zu suchen. Ich wartete geduldig auf Dich, tröstete Dich über Liebeskummer und Enttäuschungen hinweg, tadelte Dich niemals wegen schlechter Entscheidungen und überschlug mich vor Freude, wenn Du heimkamst und als Du Dich verliebtest. Sie, jetzt Deine Frau, ist kein "Hundemensch" - trotzdem hieß ich sie in unserem Heim willkommen, versuchte ihr meine Zuneigung zu zeigen und gehorchte ihr. Ich war glücklich weil Du glücklich warst. Dann kamen die Menschenbabys, und ich teilte Deine Aufregung darüber. Ich war fasziniert von ihrer rosa Haut und ihrem Geruch und wollte sie genauso bemuttern. Nur dass Du und Deine Frau Angst hattet, ich könnte ihnen wehtun, und so verbrachte ich die meiste Zeit verbannt in einem anderen Zimmer oder in meiner Hütte. Oh, wie sehr wollte auch ich sie lieben, aber ich wurde zu einem "Gefangenen der Liebe". Als sie aber größer waren, wurde ich ihr Freund. Sie krallten sich in meinem Fell fest, zogen sich daran hoch auf wackligen Beinchen, pieksten ihre Finger in meine Augen, inspizierten meine Ohren und gaben mir Küsse auf die Nase. Ich liebte alles an ihnen und ihre Berührung - denn Deine Berührung war jetzt so selten geworden - und ich hätte sie mit meinem Leben verteidigt, wenn es nötig gewesen wäre. Ich kroch heimlich in ihre Betten, hörte ihren Sorgen und Träumen zu, und gemeinsam warteten wir auf das Geräusch Deines Wagens in der Auffahrt. Es gab einmal eine Zeit, da zogst Du auf die Frage, ob Du einen Hund hättest, ein Foto von mir aus der Brieftasche und erzähltest Geschichten über mich. In den letzten Jahren hast Du nur noch mit "Ja" geantwortet und das Thema gewechselt. Ich hatte mich von "Deinem Hund" in "nur einen Hund" verwandelt, und jede Ausgabe für mich wurde Dir ein Dorn im Auge. Jetzt hast Du eine neue Berufsmöglichkeit in einer anderen Stadt, und Du und sie werdet in eine Wohnung ziehen, in der Haustiere nicht gestattet sind. Du hast die richtige Wahl für "Deine" Familie getroffen, aber es gab einmal eine Zeit, da war ich Deine einzige Familie. Ich freute mich über die Autofahrt, bis wir am Tierheim ankamen. Es roch nach Hunden und Katzen, nach Angst, nach Hoffnungslosigkeit. Du fülltest die Formulare aus und sagtest "Ich weiß, Sie werden ein gutes Zuhause für sie finden". Mit einem Achselzucken warfen sie Dir einen gequälten Blick zu. Sie wissen, was einen Hund oder eine Katze in "mittleren" Jahren erwartet - auch mit "Stammbaum". Du musstest Deinem Sohn jeden Finger einzeln vom Halsband lösen, als er schrie "Nein, Papa! Sie dürfen mir meinen Hund nicht wegnehmen!" Und ich machte mir Sorgen um ihn und um die Lektionen, die Du ihm gerade beigebracht hattest: über Freundschaft und Loyalität, über Liebe und Verantwortung, und über Respekt vor allem Leben. Zum Abschied hast Du mir den Kopf getätschelt, meine Augen vermieden und höflich auf das Halsband und die Leine verzichtet. Du hattest einen Termin einzuhalten, und nun habe ich auch einen. Nachdem Du fort warst, sagten die beiden netten Damen, Du hättest wahrscheinlich schon seit Monaten von dem bevorstehenden Umzug gewusst und nichts unternommen, um ein gutes Zuhause für mich zu finden. Sie schüttelten den Kopf und fragten "Wie konntest Du nur ?" Sie kümmern sich um uns hier im Tierheim so gut es eben geht. Natürlich werden wir gefüttert, aber ich habe meinen Appetit schon vor Tagen verloren. Anfangs rannte ich immer vor ans Gitter, sobald jemand an meinen Käfig kam, in der Hoffnung, das seiest Du - dass Du Deine Meinung geändert hättest - dass all dies nur ein schlimmer Traum gewesen sei ... oder ich hoffte, dass es zumindest jemand wäre, der Interesse an mir hätte und mich retten könnte. Als ich einsah, dass ich nichts aufzubieten hatte gegen das vergnügte Um -Aufmerksamkeit -Heischen unbeschwerter Welpen, ahnungslos gegenüber ihrem eigenen Schicksal, zog ich mich in eine ferne Ecke zurück und wartete. Ich hörte ihre Schritte als sie am Ende des Tages kam, um mich zu holen und trottete hinter ihr her den Gang entlang zu einem abgelegenen Raum. Ein angenehm ruhiger Raum. Sie hob mich auf den Tisch und kraulte meine Ohren und sagte mir, es sei alles in Ordnung. Mein Herz pochte vor Aufregung, was jetzt wohl geschehen würde, aber da war auch ein Gefühl der Erleichterung. Für den Gefangenen der Liebe war die Zeit abgelaufen. Meiner Natur gemäss war ich aber eher um sie besorgt. Ihre Aufgabe lastet schwer auf ihr, und das fühlte ich, genauso wie ich jede Deiner Stimmungen erfühlen konnte. Behutsam legte sie den Stauschlauch an meiner Vorderpfote an, während eine Träne über ihre Wange floss. Ich leckte ihre Hand, um sie zu trösten, genauso wie ich Dich vor vielen Jahren getröstet hatte. Mit geübtem Griff führte sie die Nadel in meine Vene ein. Als ich den Einstich fühlte und spürte, wie die kühle Flüssigkeit durch meinen Körper lief, wurde ich schläfrig und legte mich hin, blickte in ihre gütigen Augen und flüsterte "Wie konntest Du nur?" Vielleicht verstand sie die Hundesprache und sagte deshalb "Es tut mir ja so Leid". Sie umarmte mich und beeilte sich mir zu erklären, es sei ihre Aufgabe dafür zu sorgen, dass ich bald einem besseren Ort wäre, wo ich weder ignoriert noch missbraucht noch ausgesetzt werden könnte oder auf mich allein gestellt wäre - einem Ort der Liebe und des Lichts, vollkommen anders als dieser irdische Ort. Und mit meiner letzten Kraft versuchte ich ihr mit einem Klopfen meines Schwanzes zu verstehen zu geben, dass mein "Wie konntest Du nur ?" nicht ihr gegolten hatte. Du warst es, mein geliebtes Herrchen, an den ich dachte. Ich werde für immer an Dich denken und auf Dich warten. Möge Dir ein jeder in Deinem Leben so viel Loyalität zeigen.
Woran sollte man sich von der endlosen Verstellung, Falschheit und Heimtücke der Menschen erholen, wenn die Hunde nicht wären, in deren ehrliches Gesicht man ohne Misstrauen schauen kann?
A. Schopenhauer, Parerga und Paralipomena
LG
SnuffyDog
Er ist treu. Er ist ehrlich.
Er hört mir zu. Er tröstet mich.
Er beschützt mich. Er begleitet mich.
Er ist stets an meiner Seite -mein Freund, der HUND