dpa Natascha Kampusch hat nach längerer Funkstille ein Interview gegeben
Lange Zeit war nur wenig von Natascha Kampusch zu hören. Sie hat sich Zeit genommen für ihr Privatleben und ihre Lebenspläne überdacht. Nun spricht sie in einem Interview über Vergangenheit, Zukunft, die Liebe - und Twitter.
Es war lange still um Natascha Kampusch. In einem Interview mit der „Bild am Sonntag“ erklärt sie nun warum: „Ich habe es absichtlich ruhiger werden lassen, bin momentan in einer Selbstfindungsphase, versuche, meine Talente und Bedürfnisse rauszufinden.“ Außerdem wolle sie nach wie vor das Abitur nachholen, doch bisher war dies aufgrund ihrer Ängste nicht möglich: „Es scheiterte bislang auch an den sozialen Kontakten, die unweigerlich folgen würden. Das regelmäßige Sehen von Mitstudenten war für mich eine Horrorvorstellung. Auch wenn die Menschen vielleicht noch so dezent und sympathisch sind, für mich ist es sehr unentspannt, mit vielen von ihnen in einem Raum zu sein.“ Diese Angst habe bisher auch verhindert, dass Kampusch den Führerschein macht.
Im Interview verrät Kampusch auch, was sie von sozialen Netzwerken im Internet hält: „Ich war mal auf Facebook, aber dann ist mein Handy abgestürzt, ich wusste den Code nicht mehr, und dann hab ich nicht mehr gedurft, weil mich Facebook für eine Fälschung hielt. Bei Twitter bin ich noch, aber was soll ich da schon schreiben?“
Eigene Kinder? Keine Priorität mehr
Allgemein achte Kampusch sehr auf ihre Privatsphäre und genieße es, wenige Menschen um sich zu haben. Mit einigen Freunden aus ihrer Kindheit sei sie aber auch jetzt wieder befreundet. Ob sie verliebt sei,, möchte sie in der „Bild am Sonntag“ nicht beantworten, allerdings verrät Kampusch, wie ein potentieller Kandidat aussehen müsste. „Verantwortungsbewusst, er sollte halbwegs gut aussehen, gepflegt sein, interessant und halt nicht spießig. Das mag ich überhaupt nicht.“ Kampusch könne sich auch immer noch vorstellen Kinder zu haben, es müssten aber keine eigenen sein: „Vielleicht gibt es ja auch irgendwo einen Menschen, der hat Kinder, und den lern ich eventuell einmal kennen. Dann stellt sich ja diese Frage, ob man eigene Kinder kriegt oder nicht, gar nicht mehr.“
Hinsichtlich ihrer Entführung rechnet sie mit keinen neuen Ermittlungsergebnissen mehr: „Da wäre viel zu klären, aber die Leute, die dafür verantwortlich sind, dass ich jahrelang nicht gefunden wurde, die werden sich sicher nicht melden und sagen: Ich war’s. Leider.“
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