Menschen...
25.06.2006 um 20:47
cybele, zu deiner Frage, warum man Angst hat...
FURCHT
Die Furcht isteines der grössten Lebensprobleme. Ein Mensch, der von Furcht ergriffen ist, lebt inVerwirrung, in Konflikt und muss daher verkrampft und aggressiv sein.
In einerverdorbenen, stumpfsinnigen Gesellschaft wie der unseren zu leben, mit ihrer aufWettbewerb ausgerichteten Erziehung, die man uns angedeihen lässt und die die Furchthervorruft, sind wir alle mit Ängsten irgendwelcher Art belastet, und Angst ist etwasSchreckliches, sie verdüstert unsere Tage , macht sie wirr und glanzlos.
Es gibtdie physische Furcht, aber das ist eine Reaktion, die wir von den Tieren übernommenhaben. Wir befassen uns hier mit den psychologischen Ängsten, denn wenn wir dietiefverwurzelten psychologischen Ängste verstehen, werden wir fähig sein, denanimalischen Ängsten zu begegnen. Wenn wir uns dagegen zuerst mit den animalischenÄngsten beschäftigen, wird uns das nicht dabei helfen, die psychologische Furcht zuverstehen.
Wir alle fürchten uns vor irgend etwas, die meisten, welche ehrlichsind, jedenfalls. Es gibt keine abstrakte Furcht. Furcht besteht immer in Bezugauf ein Objekt. Kennen wir unsere eigenen Ängste - die Furcht, die Arbeit zu verlieren,nicht genug Nahrung oder Geld zu haben, die Furcht vor dem, was der Nachbar oder dieÖffentlichkeit von uns denkt, die Furcht, keinen Erfolg zu haben, den Rang zu verlieren,verachtet oder lächerlich gemacht zu werden? Da ist die Furcht vor Kummer und Krankheit,vor Willkür, die Furcht, niemals zu erfahren, was Liebe ist oder nie geliebt zu werden,die Frau oder die Kinder zu verlieren, die Frucht vor dem Tode oder davor, in einer Weltzu leben, die dem Tode gleichkommt, die Furcht vor hässlicher Langeweile oder davor,nicht dem Bilde gerecht zu werden, das andere von uns aufgerichtet haben, den Glauben aneine Religion zu verlieren oder nicht in das Paradies zu kommen - alle diese undunzählige Ängste gibt es.
Kennst Du deine ureigenen Ängste? Und was fängstDu im allgemeinen mit ihnen an? Läufst Du von ihnen weg oder erfindest Du Ideen undTrugbilder, um sie zu verstecken? Aber vor der Furcht zu fliehen bedeutet nur, sie zuverstärken.
Eine der Hauptursachen der Furcht liegt darin, dass wir nichtwünschen, uns so zu sehen, wie wir sind. So müssen wir den zugleich mit den Ängsten dasNetz der Fluchtmöglichkeiten entflechten, das wir geknüpft haben, um uns von den Ängstenzu befreien. Wenn der Verstand versucht, die Furcht zu überwinden, sie zu unterdrücken,zu disziplinieren, sie unter Kontrolle zu halten, sie anders zu benennen, entstehtSpannung und Konflikt und dieser Konflikt ist Energieverschwendung.
DieAngst entsteht aus dem Wunsch nach einem störungsfreien Leben und dem Wunsch nachGewissheit, wir möchten unbedingt Sicherheit in allen Belangen.
In diesemAugenblick, da ich hier sitze, fürchte ich mich nicht. Ich habe momentan keine Angst, mirgeschieht nichts, niemand bedroht mich oder nimmt mir etwas fort. Aber neben diesemaugenblicklichen Zustand gibt es eine tiefere Schicht in mir, die bewusst oder unbewusstdarüber nachdenkt, was sich in der Zukunft ereignen könnte oder die sich damit abquält,dass vielleicht etwas aus der Vergangenheit über mich herfallen mag.
So fürchtetman sich vor der Vergangenheit und vor der Zukunft, man hat die Zeit durch das Denken inVergangenheit und Zukunft eingeteilt. Das Denken mischt sich ein und sagt: "Seivorsichtig, dass es nicht wieder passiert" oder "Sei auf die Zukunft vorbereitet." DieZukunft mag gefahrvoll sein, Du besitzt jetzt etwas, aber du kannst es verlieren. Dukannst morgen sterben, Deine Frau kann dir davon laufen, du wirst vielleicht nie berühmt.Du könntest vereinsamen. Du möchtest in Bezug auf die Zukunft völlig sicher sein.
So sehen wir, wie der Gedanke die Frucht hervorruft. Die Frucht ist ein Resultat desDenkens. Der Gedanke ist auf einer gewissen Ebene notwendig im Alltag, aber wo er sichpsychologisch als Zukunft und Vergangenheit projiziert und Frucht erzeugt, wird der Geistdumpf und unvermeidlich träge.