Suizidenlogik
19.03.2006 um 08:16
Hallo quentin,
nun, was anderen "Kandidaten" durch den Kopf geht weiss ichnicht, denke dass in dem Moment jeder seine eigene Gedankenwelt hat, in der er/sie sichtreiben lässt. Also kann ich hier nur von dem berichten was es bei mir damals war, wasmich bewegte !
Bei meinem ersten Suizidversuch als Teeny waren es Gedankendarüber, wie es dazu kommen konnte, dass ich mich so hilflos gefühlt habe. Es warenErinnerungen, die mit viel Schmerz einhergingen, Erinnerung an angeblich schönere Tagemit meiner Familie. Ich fragte mich, warum sich meine Eltern hatten scheiden lassen unddanach wie es sein konnte, dass ihre Liebe füreinander starb, obwohl man doch in dieser"Freide, Freude, Eierkuchen-Welt" nach Aussen immer bemüht war eine heile Familie zusein. Auch fragte ich mich, ob ich schuld sei, da man mir immer wieder erklärte, dass ichihnen das Leben schwer machen würde, da ich schon als Kind ständig krank war. Ich dachtedarüber nach, dass ich keine Kraft mehr hatte, weil keiner da war, der mir bei meinenProblemen zuhörte, mich mit meinen Sorgen wahrnahm und versuchte zu verstehen. Ich sahgedanklich auf die Familie, die im Grunde schon lange zerrüttet war und ich fühlte michhin und hergerissen.
Ich sprach damals das alles auf Band (anstatt einesAbschiedsbriefes), in diesem Text wollte ich auch klarstellen, dass niemanden die Schuldan diesem Freitod traf, denn ich war einfach zu schwach, zu schwach meinen Elterngegenüber zu stehen und ihnen wirklich zu sagen, dass ich mich als Versager empfand unddass sie mit ihren Intrigenspielchen aufhören sollten. Ich war zwischen Vater und Mutter(bei der ich wohnte, da sie das Sorgerecht für uns Kinder zugesprochen bekam) hin undhergerissen und das im wortwörtlichen Sinn. Beide Elternteile und Familien benutzten michum sich gegenseitig ein schlechtes Gewissen zu machen und ich stand in der Mitte undwusste bald nichtmehr was ich noch glauben sollte, jeder bescheinigte dem anderen seinUnvermögen seine Familie vernünftig und aufrecht "halten" zu können. Es war aber nichtderen Schuld, dass ich daran zerbrach keinen sicheren Hafen zu haben, bei ihnen waren esverletzte Gefühle und falscher Stolz, die sie dazu veranliessen sich so zu verhalten wiesie es nunmal taten.
Vorallem dachte ich, dass mich eh niemand wirklich liebenkonnte, denn immer wieder wurde mir vermittelt, ich sei ein Klotz am Bein, weil ich zuall dem Übel ihnen weitere Probleme mit meiner Gesundheit und "Aufmüpfigkeit" machte. AlsJugendliche verstand ich es nicht, dass ihren Konflikten einzig ihre mangelnde Fähigkeitaufeinander zuzugehen ein vernünftiges miteinander umgehen erschwerte. Ich empfand michals Störenfried und sah keinen Sinn mehr zu leben, weil ich glaubte der Grund zu sein,dass andere in meiner Familie litten.
Auch bei den späteren Suizidvorhabengingen mir eher die Dinge durch den Kopf, die mit meinem sehr negativen Selbstbild einhergingen. Ich war verzweifelt, weil die Probleme in und um die Familie nicht abnahmen,selbst als Psychologen eingeschalten wurden, die die Hintergründe beleuteten und zu einerFamilientherapie geraten hatten, die Schlammschlacht um den "schwarzen Peter" gingweiter. Ich sah mich immer mehr als Versager, da ich dachte ohne mich umd meine Probleme(mir wurde in meinem Leben immer wieder gesagt, dass ich das Problemkind sei und man baldnichtmehr wüsste was man noch machen sollte), wären alle Beteiligten besser dran undkönnten vielleicht wieder glücklich werden, wenn ich ihre Hauptlast nichtmehr da wäre.Dieses Gefühl Schuld daran zu sein, dass meine Familie immer weiter zerbrach und ichnicht´s auf die Reihe brachte, worauf sie hätten stolz sein können frass sich regelrechtin mein Denken und ich schuf mir damit immer mehr ein Selbstbild, welches vorallemschlichtweg den Versager schlehthin wiederspiegelte.
Ich glaubt wiklich siewären besser dran, würde ich nichtmehr leben !
Es warn zwar auch Gedanken ob esihnen nicht mehr Schmerzen bereiten würde, wenn ich nichtmehr wäre, aber der Gedankenendlich alles Leid abzustellen war stärker und vordergründiger. Tiefe Verzweiflung, dasGefühl nicht´s wert zu sein und keine Zukunft zu haben, dies waren meine Gedanken diemich während der Versuche begleiteten. Rückblickend kann ich sagen es war dersprichwörtliche Tunnelblick und die Hoffnung danach endlich frei zu sein...
Wiegesagt für andere kann ich nicht sprechen, nur das erzählen was es bei mir war und wieich mich damals gefühlt habe. In den Momenten wo ich dann das Bewusstsein verlor war eseine Mischung aus endlich frei sein und Zweifel ob es denn der wirklich einzige Weg war,doch ich kann mich an zwei Fälle erinnern da fühlte ich mich wirklich richtig gut, alsich dachte es endlich geschafft zu haben !
Was mich heute daran hindert, bzwwarum ich heute nichtmehr so schnell aufgeben will ist die Tatsache, dass ich glaube,nicht im christlichen Sinne, sondern ich glaube daran, dass jeder seine Zeit hat, dieer/sie hier auf Erden verbringen muss, denn unter diesen Versuchen waren welche dabei diehätten funktionieren müssen, auh laut späterem behandelnden Arzt (die Vergiftungen hättenausreichen müssen), doch irgendetwas scheint kampfwilliger in mir zu sein, als ich es vonmir selbst gedacht hatte. Im Grunde hänge ich an meinem Leben so schlimm es in derVergangenheit auch gewesen war und es mitunter heute noch ist. Vielleicht will ich aberauch einfach nicht der Versager bleiben, den man mir früher unbewusst eingerdedet hat...
Lieben Gruss Sis
Gegensätze müssen sich nicht abstossen, vielmehr gewinnt man, wenn man andere Ansichten zulässt, sich selbst erkennt und wertfrei überlegt ob nicht beide Seiten ihre Berechtigung haben...
-=üRveR=-
Ich sag´s mit Oomph : Gott ist ein Popstar...