Drogen
10.12.2005 um 13:00
Trotz des vorrangigen Themas "Kiffen" will ich hier mal einen Text zitieren, den ich im Netz gefunden habe, und der gewissermaßen Erinnerungen weckt. Auch auf die Gefahr hin, dass es niemanden interessiert! ;)
Betrifft das Thema "Entzug"- der Text hat mich sehr beeindruckt, besser hätte ich selbst es nicht schildern können...
Der Entzug
De Ropp (1964) schildert eine solche Prozedur:
Etwa zwölf Stunden nach der letzten Dosis Morphium oder Heroin beginnt der Süchtige, unruhig zu werden. Ein Schwächegefühl überkommt ihn, er gähnt, erschaudert und schwitzt gleichzeitig, während ihm eine wässrige Flüssigkeit aus den Augen und durch die Nase rinnt, was ihm vorkommt, als 'liefe heißes Wasser' in den Mund empor.
Für ein paar Stunden fällt er, sich ruhelos wälzend, in einen abnormen Schlaf, den die Süchtigen als 'Gierschlaf' bezeichnen. Beim Erwachen, 18 bis 24 Stunden nach Einnehmen der letzten Dosis, betritt er die tieferen Regionen seiner 'persönlichen Hölle'....
Das Gähnen kann so heftig werden, dass er sich die Keifer verrenkt. Aus der Nase fließt ein dünner Schleim, die Augen tränen stark. Die Pupillen sind sehr erweitert, die Haare auf der Brust sträuben sich, die Haut selbst ist kalt. Sie wird zu einer extremen Gänsehaut, welche die Süchtigen Nordamerikas treffend als cold turkey (wörtlich kalter Truthahn - wegen der eigenartigen Oberfläche des Kammes dieser Tiere) bezeichnen; der Jargon-Ausdruck wird auch für die Entzeihung selbst gebraucht, wenn man sie abrupt und nicht durch allmähliche Reduzierung der Dosis durchgeführt wird.
Der Zustand des Kranken verschlimmert sich zusehends, denn seine Därme beginnen mit unerhörter Gewalt zu arbeiten. Die Magenwände zeihen sich ruckweise stark zusammen, und verursachen explosives Erbrechen, wobei oft auch Blut mit austritt. So gewaltig sind die Kontraktionen der Eingeweide, dass der Leib außen ganz geriffelt und knotig aussieht, als seien unter der Haut Schlangen in einen Kampf verwickelt. Die starken Leibschmerzen steigern sich rapid. Der Darm wird immerfort entleert, so dass es bis zu 60 wässrigen Stuhlgängen am Tag kommen kann.
36 Stunden nach seiner letzten Dosis ist der Süchtige völlig am Ende. In verzweifelten Versuchen, die Kälteschauer, die seinen Körper quälen, zu mildern, legt er sich sämtliche Decken über, die er finden kann. Der ganze Körper wird von Zuckungen geschüttelt, und seine Füße machen unfreiwillig tretende Bewegungen, für die die Süchtigen den makaberen, aber höchst anschaulichen Ausdruck kicking the habit (wörtlich: "Die Gewohnheit wegtreten") geprägt haben.
An Schlaf oder Ruhe ist während der Entziehung nicht zu denken. Schmerzhafte Krämpfe der gesamten Körpermuskulatur werfen den Sterbenskranken unaufhörlich umher. Nicht selten fängt er entsetzlich zu brüllen an. Am Ende dieses Stadiums passiert es nicht selten, dass er sich in seinem eigenen Erbrochenen und seinen eigenen Exkrementen wälzt und völlig vertiert wirkt.
... Es darf deshalb nicht verwundern, wenn selbst erfahrene Ärzte (geschweige denn befreundete Helfer) gelegentlich schwach werden, weil sie - nicht zu Unrecht - um das Leben ihres Patienten fürchten.
Schon die kleinste Dosis Morphium oder Heroin schaltet die die scheußlichen Symptome aus. Es ist ein dramatisches Erlebnis zu beobachten, wie ein jammervoller, elender Mensch, sobald ihm etwas Morphin intravenös eingespritzt wurde, eine halbe Stunde später rasiert, sauber, lachend und scherzend vor einem steht.
Heutzutage wendet man diese radikale Kur - zumindest in Deutschland - kaum noch an. Vor allem wenn hohe Dosen gespritzt wurden, baut man die Dosis behutsam ab. Bleiben die Helfer standhaft, so klingen die Symptome nach einer Woche von alleine ab. Die Angst vor einer offiziellen Entziehung an einer normalen Klinik lohnt sich nicht - es ist weniger schrecklich, diese Prozedur in einer Klinik und von Fachkräften betreut (die vor allem nicht im entscheidenden Stadium schwach werden) über sich ergehen zu lassen. Allerdings sind, vor allem bei älteren Süchtigen, die Heilerfolge auch unter günstigen Voraussetzungen zur Zeit noch minimal. Nach Angaben der Berliner Psychotherapeutin Lilian Barth ist "die Erfolgsziffer gleich Null".
Man schätzt, dass 1997 rund 20.000 Opiatabhängige Methadon als Ersatzdroge nehmen und 30.000 als Substitut Kodein, das sich inzwischen ebenfalls etablieren konnte). Zwar befreit das Methadon nicht von der Sucht, aber der Rausch und der Katzenjammer werden wesentlich abgeschwächt. Somit können die Abhängigen beispielsweise einer geregelten Arbeit nachkommen und damit versuchen in das normale soziale Niveau zurückzustoßen.
Gr,
A.
Bedenkt ihr alle, daß das Dasein reine Freude ist; daß all die Sorgen nichts als
Schatten sind; sie ziehen vorbei & sind getan; aber da ist das, was bleibt.