Bundesferkel schrieb:Es drängt sich mir hier anhand der meisten Beiträge der Eindruck auf, Autismus wäre quasi stigmatisationswürdig; nach meinem Empfinden wird auf eine simple Frage völlig überzogen gekontert.
Es stellt sich mir die Frage, warum das so ist.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand einen Thread eröffnen würde zum Thema Haarfarbe, Körperbau oder beispielsweise Sommersprossen.
Den Eindruck hatte ich auch.
Meine Vermutung:
- solche Normabweichungen, genauso wie psychische Erkrankungen, werden leider immer wieder als Beleidigung benutzt
- oft falsche Assoziationen mit "Autismus", von denen man sich distanzieren will (z.B.: Gefühlskälte)
Selber würde ich aus diesem Grund, falls mich jemand auf derartiges anspricht (Autismus zählt nun nicht da ich Autistin bin) erstmal neutral reagieren und für mich darüber nachdenken und mich informieren, sofern die Art und Weise darauf angesprochen wurde nicht klar (!) beleidigend ist (Sätze mit "so blöd anstellen", "nicht ganz dichte" und so weiter).
Ich bin Autistin - das ist nichts Schlechtes. Autismus erzeugt bei mir ein etwas ungewöhnliches Begabungsprofil (sprich: mir fallen viele Dinge leicht die den meisten Menschen schwer fallen und umgekehrt fällt mir etliches schwer das als ganz einfach gilt) sowie oft deutlich vom Durchschnitt abweichende Interessen und Vorlieben und eine feinere Wahrnehmung (dadurch ist mir z.B. öfter etwas zu laut oder zu stark riechend oder Kleidung fühlt sich eher hart und kratzig an, dadurch werden dann auch wieder die Vorlieben abweichend). Es könnte ggf. Menschen auffallen die auch autistisch sind.
IlluminatiNWO schrieb:Sondern eher den Eindruck, dass ein möglicher Autismus in den persönlichen Bereich eines Menschen fällt, der ein rein kollegiales Gegenüber einfach nichts angeht.
Ebenso ist eine Frage nach sexueller Orientierung, Erkrankungen, finanzieller Situation genauso unverschämt.
Hier wurde m.E. niemand dazu genötigt eine Aussage dazu zu machen
ob Autismus vorliegt.
Analog dazu:
Ich hatte mal sehr runtergeschundene Hände (temporär) - Gartenarbeit, Renovieren. Ein Kollege sprach mich darauf an dass bei ihm "auch auf den Winter zu Neurodermitis schlechter wird". Ich habe keine Neurodermitis. (Mögliche Intention des Kollegen: Verständnis äußern, im weiteren Gesprächsverlauf etwas empfehlen.) Meine Reaktion: Kurz gesagt dass die Hände nur "vom werkeln" rau sind.
Als Unverschämtheit hätte ich hingegen eine solche Ansprache empfunden: "Ham'se wohl Neurodermitis oder was? Ihre Hände schauen ekelhaft aus, das gehört behandelt".
Man bemerke den Unterschied zwischen letzterem und dem was in dem Fall der Kollege tatsächlich gesagt hat.
Genauso die sexuelle Orientierung: Es geht niemanden etwas an worauf man bei Sex steht (außer potenzielle Partner).
Die Frage nach einer Notfall-Kontaktperson und in welchem Verhältnis man steht kann aber berechtigt sein, woraus man eventuell auf die sexuelle Orientierung rückschließen kann.
Bundesferkel schrieb:Selbst wenn ich einen Kränkungsversuch erahnen würde, bliebe ich neutral und sachlich, denn dann hätte ja nicht ich ein Problem, sondern der Fragesteller mit seiner versuchten Provokation.
Ebenso.
Ich bin niemand der sich einfach was bieten lässt, bin jemand mit einem soliden Selbstbewusstsein. "Trotzdem" gehe ich mit den allermeisten Menschen neutral um (und der Großteil jener mit denen ich nicht "neutral" umgehe sind jene mit denen ich explizit freundschaftlich umgehe). Wenn es sehr schlimm ist: übergeordnete Stellen (Betriebsrat, Ombudsperson, oder in anderen Fällen Polizei) - ansonsten neutral. Einen beruflichen Kontakt kann man z.B. auch auf das Mindestmaß reduzieren, genauso einen z.B. nachbarschaftlichen.