Mein Nachbar, der Querulant
20.05.2021 um 23:23
Nachbarn wären super nette Menschen, wenn sie nur ein bisschen weiter weg wohnten...
Ich hab zum Glück keine Querulanten als Nachbarn, aber hier und da eckt auch mal jemand an.
Über mir wohnt ein Ehepaar, ich würde sagen, im Alter zwischen 50 und 60. Die machen überwiegend die normalen Geräusche, die das Wohnen halt verursacht; wenn sie staubsaugen - was sie oft tun, weil sie einen Hund haben - denk ich, die zerlegen ihre Einrichtung, so laut ist das. Für mich ist das aber kein Grund, was zu sagen. Die Dinge, die man alltags so tut, machen nun mal Geräusche. Trampeln tun sie auch, aber macht nix. Der Hund ist ok, kläfft nicht viel, alles im Rahmen. Die einzige Zumutung ist, wenn die Nachbarin laut singt.
Aber dann zog der erwachsene Sohn bei den beiden ein, vielleicht hatte er sich von seiner Partnerin getrennt oder so, k.A..
Und dann nahm das alles Formen an... Im Schnitt 2 mal pro Woche kam er zwischen Mitternacht und 1 Uhr nachts voll wie ne Strandhaubitze nach Hause und randalierte bis 3 oder 4 Uhr nachts. Es rumpelte und polterte, leere Flaschen rollten über den Boden, er ballerte die Besteckschublade so zu, dass ich es scheppern hören konnte, und er schloss Türen, ohne die Klinke zu drücken, so dass sie laute Schließgeräusche machten.
Ich hab das eine zeitlang hingenommen, weil ich dachte, es hört auch mal wieder auf, aber es blieb bei regelmäßigen 2 Wochentagen bzw. -nächten, und ich musste früh raus zur Arbeit.
In irgendeiner Nacht war es mir dann zu viel und ich ging rauf, klopfen. Die Mutter öffnete und ich bat sie, "das mal abzustellen", es wäre einfach zu laut, um dabei schlafen zu können. Sie sagte, sie würde zusehen, dass es ruhig wird, und ich ging wieder.
Es wurde erstmal nicht leiser. Es wurde noch viel lauter. Sohni fand es nicht gut, dass er leise sein sollte. Er brüllte rum, dass die Wände wackelten. Ich konnte jedes Wort verstehen.
Aber danach wurde es besser, langfristig. Zufällig hörte ich an einem warmen Tag, bei gekipptem Fenster, ein Gespräch an, das Mutter und Sohn führten, als sie das haus verließen. Sie sagte ihm doch tatsächlich, dass das nicht ginge, dass er jede Nacht erst so spät nach Hause käme und dann auch noch betrunken.
Damit war dieses Problem gelöst, es blieb dann alles in einem normalen Geräuschrahmen.
Außer wenn Sohnis kleiner Sohn zu Besuch kommt und im Wohnungsflur Fußball spielt. Aber ich find das so ga-ga, dass es mich eher amüsiert als ärgert.
Dann wurde es richtig lustig.
Denn über denen wohnt eine polnische Familie mit Kindern. Die werfen Müll vom Balkon, streiten laut und ausdauernd, die Kinder sind sehr aktiv - alles in allem eine Wohnung mit deutlich höherem Durchschnitts-Geräuschpegel. Vor allem wenn Mama abends die Wohnung verlässt. Sie zieht dann Schuhe mit sehr harten Sohlen oder Absätzen an, da denkst Du, bei denen trabt ein Pferd durch den Flur. Aber das tut sie nur unmittelbar, bevor sie die Wohnung verlässt, sie läuft nicht stundenlang damit im Haus rum.
Der größte Teil des Lärms kam von den Kindern, und ich dachte mir, auch wenn es mich mal gestört hat, das sind halt Kinder, die sind munter, und die bleiben nicht immer Kinder. Das löst die Zeit. So war es auch.
Aber meine Nachbarn, von denen ich zuvor berichtet habe, fanden, dass das alles zu viel war. Sie wollten sich bei der Hausverwaltung über die Polen beschweren, und sie wollten mich dafür mit ins Boot holen.
Angesichts der Tatsache, dass sie die einzigen Menschen sind, bei denen ich jemals nachts um 3 vor der Tür stand um um Ruhe zu bitten, fand ich das doch irgendwie lustig.
Zum Glück ist aus der Beschwerde nichts weiter geworden und ich musste in keiner Weise dazu Stellung beziehen. Aber ich fand, dass das ein gutes Beispiel für die verzerrte Selbstwahrnehmung der Leute war.
Ach ja, mein erstes "Erlebnis", als ich gerade erst in dem Haus eingezogen war, war mein türkischer Nachbar von ganz oben, der offenbar einen Holzofen in der Wohnung hatte. Ihm war wohl das Brennholz ausgegangen, und dann hat er im Keller welches gehackt. Nachts um eins. :D
Aber nur ein einziges Mal, und er hat sich bei einer späteren Begegnung dafür entschuldigt. :)
Ich glaube, alles in allem geht es mir mit meinen Nachbarn ganz gut.
Sie packen sogar meine Päckchen für mich aus, und wenn ihnen der Inhalt nicht gefällt, so wie meine Bestellung von Solschenizyns Archipel Gulag in 3 Bänden, bekomme ich alles auf den Briefkasten gelegt. :Y: