@Yooo Ohne mich jetzt als einen besonders schwierigen Fall darstellen zu wollen, habe ich glaube ich wirklich das Pech, an einer besonders tiefgreifenden Störung im Gehirn zu leiden. Und ich meine mit ,,tiefgreifend" in dieser Hinsicht nicht die Unfähigkeit ein Leben halbwegs normal führen zu können oder sozial absolut unverträglich zu sein, da gibt es ganz andere psychische Störungen, bei denen das diesbezüglich viel schwerwiegender ist, sondern eher, dass sich meine Störung tiefgreifend auf das Bewusstsein, wie empfindlich ich meine Umwelt und emotionale Schmerzen wahrnehme, auswirkt. Bei mir verknüpft sich da glaube ich eine besonders empfindliche Wahrnehmung sämtlicher zwischenmenschlicher Signale mit einer ausgeprägten Fähigkeit, diese Signale im Gehirn unmittelbar in Emotionen umzuwandeln bei gleichzeitig fehlender oder stark eingeschränkter Fähigkeit, diese Emotionen regulieren zu können bzw. sie mit der Rationalität so abzugleichen und zu verarbeiten, dass das Gehirn wieder in den Zustand kommen kann, bevor das zwischenmenschliche Signal wahrgenommen wurde.
Und die Ursache dieser anormalen Wahrnehmung und Emotionsregulation ist glaube ich eine Störung im grundlegendsten Bereich eines Systems in der Hirnchemie, welches maßgeblich an der grundlegenden Wahrnehmung und Emotionsregulation eines Menschen beteiligt ist. Also da kommt dann beides bei mir zusammen. Störung im untersten Glied eines Systems, welches grundlegend die Wahrnehmung und die Emotionsregulation beeinflusst. Das würde dann auch erklären, warum es dann logischerweise nur sehr wenige Lösungen für diese Problematik gibt, aber diese wenigen Lösungen gleichzeitig zu einer tiefgreifenden Verbesserung der Problematik führen. Und genau so kommt es mir ja auch vor. Angenommen mein Körper produziert genetisch bedingt zu wenig Endorphine oder aber die Endorphine werden zu schnell abgebaut, dann wäre das eine Störung im untersten Glied des Endorphin-Systems. Und das Endorphin-System bzw. das ganze endogene Opioid-System beeinflusst grundlegend die Wahrnehmung und die Emotionsregulation.
Da bei mir dann schon die Problematik in den Endorphinen selbst liegt, sind dann logischerweise auch alle Versuche wirkungslos, die Endorphinausschüttung durch die Beeinflussung anderer hirnchemischer Stoffe indirekt zu beeinflussen. Die Endorphine werden zwar durch unzählige andere hirnchemische Stoffe beeinflusst, aber diese Beeinflussung kann natürlich nur dann funktionieren, wenn es keine Störung bei der Produktion der Endorphine selbst gibt. Als Beispiel nehme ich jetzt mal Serotonin. Bei Serotonin ist bekannt, dass es durch die Aktivierung eines Rezeptors unter anderem die Endorphine beeinflusst bzw. zu einer Ausschüttung dieser führt. Hat jetzt eine Person einen Serotoninmangel oder irgendeine Störung in dem Rezeptor, durch den Serotonin unter anderem eine Ausschüttung von Endorphinen bewirkt, dann kann diese Person aufgrund der fehlenden Serotonin-Wirkung an diesem Rezeptor und der daraus resultierenden unzureichenden Ausschüttung von Endorphinen Symptome zeigen, die auf eine zu geringe Ausschüttung von Endorphinen hinweisen können. Erhöht man jetzt bei dieser Person durch Medikamente den Serotoninspiegel oder aktiviert direkt den Rezeptor, durch den Serotonin zu einer Ausschüttung von Endorphinen führt, dann bessern sich durch diese Maßnahmen auch die Symptome der zu geringen Ausschüttung von Endorphinen. Da man aber ohne eine Messung, welche so auch nicht so einfach möglich ist, die Symptome eines wirklichen Mangels oder gar Fehlens an Endorphinen oder "nur" einer zu geringen Ausschüttung von Endorphinen nicht voneinander unterscheiden kann, ist das problematisch. Denn das führt dazu, dass man meinen könnte, ein serotonerges Medikament kann zuverlässig auch die Symptome eines Endorphinmangels beheben, aber man vergisst dabei, dass das serotonerge Medikament nur die durch den Serotoninmangel zu geringe Ausschüttung von Endorphinen behoben hat. So gibt es auch noch unzählige andere Beispiele (Sonnenlicht, Sport etc.), die die Symptome eines augenscheinlichen Endorpin"mangels" beheben können. Aber sie haben keinen Endorphinmangel behoben, was sie auch gar nicht können, da sie nicht direkt mit Opioid-Rezeptoren interagieren können, sondern sie haben durch den Einfluss auf andere hirnchemische Stoffe zu einer erhöhten Ausschüttung von Endorphinen beigetragen. Vereinfacht ausgedrückt bei diesen beiden Beispielen:
Sonnenlicht --> Proopiomelanocortin --> beta-Lipotropin --> beta-Endorphin
Sport --> Interleukin 6 --> Proopiomelanocortin --> beta-Lipotropin --> beta-Endorphin
Sind aber natürlich nicht die einzigen Wege, auf denen Sonnenlicht und Sport die Ausschüttung von Endorphinen beeinflussen.
Was ich damit sagen will, ist, dass man es immer als gegeben und selbstverständlich sieht, dass der menschliche Körper genug Endorphine produzieren kann und die Problematik immer nur in der zu geringen Ausschüttung begründet liegt. Und die Lösung soll dann sein, das für sich Richtige zu finden, was dann zu einer stärkeren Ausschüttung von Endorphinen führen soll. Aber sollte ein Mensch wirklich einen Mangel oder gar ein Fehlen an Endorphinen haben, sind diese ganzen "Lösungen" hinfällig.
Und das meinte ich auch mit ,,tiefgreifend". Ich vermute da einen Endorphinmangel bei mir, der mich zwar nicht umbringt, mich in meinem Leben aber so tiefgreifend beeinflusst, dass alle Maßnahmen, die nur bei einer zu geringen Ausschüttung von Endorphinen und nicht bei einem wirklichen Mangel an Endorphinen wirksam sind, bei mir zwangsläufig wirkungslos sind.