simson schrieb:Er ist ja nicht zu ihr gezogen, sondern sie hat alles für ihn aufgegeben, sogar ihre Wohnung, sie hat ja geschrieben, zu vor sei bei ihr alles geregelt gewesen. Also ist sie führ ihn umgezogen und hat alles liegen gelassen und nicht umgekehrt!
Dieses Argument zählt aber nicht. Nur weil sie eine Entscheidung für IHR Leben traf, ist er ihr doch nichts schuldig! Meine Frau ist ihrerzeit aus Dortmund in ein 20.000 Seelenkaff gezogen. Ich würde den Teufel tun und sie DESWEGEN anders behandeln als ich es sonst täte. Sie ist ein Erwachsener Mensch, der in der Lage ist, ihre Entscheidungen und Handlungen und die daraus folgenden Konsequenzen selbst zu tragen. Sie ist kein unmündiges Kind, für das man eine Sorgfaltspflicht hätte.
Ich kann auch die Genervtheit des Freundes verstehen - er ist in der "machtvollen" Position und muss sich entsprechend "verantwortungsvoll" der TE gegenüber verhalten. Er kann - oder will - ihr nicht alles vorhalten, was ihn stört, weil er vielleicht einerseits weiß, dass das Verhalten ihrerseits nicht geändert werden kann oder will, ein Streit darüber also nirgends hinführt und er zugleich weiß, dass sie nirgends hin kann, wenn er, vielleicht auch unbeabsichtigt, Brücken zwischen sich und ihr zerstört.
Man muss mal begreifen, dass er keine Möglichkeit hat, der Situation zu entkommen, wenn es ihm zuviel ist. Und jeder Mensch hat das Recht, eine Situation, die ihm zuviel ist, zu beenden.
Ich gehe in solchen Fällen weg. In diesem Fall ist die TE gegangen worden. Was mich nicht wundert.
Ich bin ebenfalls niemand, der über alles Reden muss. Ich hasse das, was soll es nutzen? Wenn ich, für mich, in meinem Kopf, Angelegenheit, Animositäten und Befindlichkeiten für mich selbst regeln und akzeptieren kann, dann brauche ich nicht noch die anstregende, emotionale, nervenaufreibende Konfrontation mit einem Gegenüber, den meine Worte verletzen.
Dann darauf herumzureiten, dass macht meine Frau auch manchmal, und das nervt mich auch. Es ist ein absoluter Irrglaube, dass man über alles reden müsste.
Ich wache regelmäßig angepisst auf, weil meine Frau nachts halb auf mich rauf robbt und ich keinen Platz mehr habe. Sie denkt, ich sei ein Morgenmuffel, ich weiß, dass sie mich ankotzt. Deswegen sind meine Gefühle ihr gegenüber nicht weg oder schwächer oder sonst was. Und reden brauch ich darüber nicht, sie pennt in der Fraglichen Zeit und wird ihr Verhalten nicht ändern.
Ich ändere grundsätzlich ihr Verhalten nicht. Meine Frau und ich waren nach 2 Dates zusammen, wohnten nach 5 Wochen zusammen und haben nach 8 Monaten geheiratet. Es hat mich für diese Frau, so wie sie ist, mit allen Ecken, Fehlern und Kanten vollständig verbrannt. Jede ihrer Eigenschaften gehört zu ihr wie die Haare auf ihrem Kopf und ich liebe diesen Menschen zu sehr, als dass ich ihn nach meinen Vorstellungen verändern wollte. Also akzeptiere ich das, was mich stört und bin mir bewusst, dass es jederzeit an mir liegt, Konsequenzen zu ziehen, aber niemand hat hier die Absicht irgendwen in irgendeine Richtung zu beeinflussen.
Soviel dazu. Akzeptiere deinen Freund, oder tus nicht, aber rumkritteln und hoffen auf Änderung, das klappt nicht und ist unfair. Denn dann liebst du nicht DIESEN Menschen, sondern den Menschen in deiner Vorstellung. Punktum.
cejar schrieb:ist ihm die Hutschnur geplatzt und er hat Sie vor die Tür gesetzt.
Und das ist vollständig legitim. Wenn jemand keinen Bock auf Diskussion hat, ist dieser Wunsch ebenso berechtigt, wie der Wunsch nach Diskussion. So ist das in einer gleichberechtigten Partnerschaft. Wenn der andere nicht nachlässt, muss auch er mit Konsequenzen leben.
Noch ein Wort zu mir: Ich halte derartige Stress- und Streitsituationen nicht lange aus, ich habe dann irgendwann starke körperliche Stressreaktionen - ich schlafe meist sofort danach ein. Ich bin auch nicht in der Lage, irgendwann weiterzustreiten, weil mein Hirn blockiert. Ich denke dann unwillkürlich an Etymologien von Worten, die gebraucht wurden, es ist also ohnehin kein konstruktives Gespräch möglich. Und wenn dann weiter auf mich eingedroschen würde - meine Frau akzeptiert mich aber und tut das nicht - dann würde ich irgendwann auch ausrasten.
Ceterum censeo: Die TE wirkt übermäßig emotional, der Freund so als könnte er damit nicht umgehen. Die TE sollte mal anfangen zu verstehen, wie eine richtige Beziehung funktioniert, nämlich durch Akzeptieren und Annehmen auch der Fehler des Gegenüber und ihn so zu lieben, wie er ist.
Hier ist einfach nur rauszuhören: Er ist nicht wie ich will, er handelt nicht wie ich will, er reagiert nicht wie ich will, also muss er sich ändern.
Das ist das Todesurteil für jede Beziehung, und das hat nicht er, sondern die TE ausgestellt. Glückwunsch, ich hätte da auch keine Lust drauf.