knopper schrieb:Nun ja...ich bin ja auch son notorischer Ratschlag-Verweigerer bzw. finde es schon immer ein bisschen nervig und anmaßend wenn andere Leute einem was raten..
Unterlässt Du das Erteilen von Ratschlägen auch mit der gleichen Konsequenz mit der Du das Erhalten ablehnst?
Wenn jemand ab und an einen ungebetenen Rat erteilt und die dann Hand und Fuß haben, dann stört mich das tatsächlich wenig, erfahrungsgemäß ist die Häufigkeit mit der jemand ungefragt Ratschläge erteilt aber auch direkt an die Qualität Dieser "gekoppelt".
Jemand der ständig und zu allem irgendeinen "Rat" hat oder viel mehr zu haben glaubt hat meiner Erfahrung nach auch nen ganz schlechtes Gefühl um zwischen
"Das ist ein objektiv so guter Rat, dass man ihn auch ungefragt anbringen kann oder gar sollte."
und
"Das ist meine persönliche Ansicht zu einer eher mittelmäßig bedeutsamen Sachlage, die behalt ich ungefragt mal besser für mich."
unterscheiden, sodass gewisse "Dauerratschläge" mein Hirn auf dem Weg von einem Ohr zum andern meist nicht einmal mehr passieren...
Wenn mir aber von jemandem von dem ich das so gar nicht gewohnt bin ein ungebetener Rat ins Ohr weht, dann bin ich tatsächlich reproduzierbar geneigt das ernst zu nehmen und zwar "Fass mal besser nicht an das Kabel, der Stromkreis ist noch eingeschaltet - ernst".
Die allerobernervigste Kombo sind Leute, die zu allem nen ungebetenen Rat haben, aber grundsätzlich weg hören oder gar auf beleidigt machen wenn man sie mal ungefragt darauf hinweist, dass man vor Verwendung von "Vorschlaghammer" auf "Gipswand" zum Anlegen von Schutzbrille und idealer Weise Atemschutz rät.
knopper schrieb:Zum Glück ist das bei meinen Arbeitskollegen hier fast gar nicht mehr... denn sowas vermiest einem nur die Arbeitsatmosphäre...
Ok, wie so ein Arbeitsumfeld sinnvoll funktioniert, wenn man jeden Tag die
"Sag mir nicht wie ich meinen Job zu machen hab - Attitüde" in der Brotdose mit zur Arbeit bringt versteh ich allerdings nicht wirklich.
Ich weiß, dass ich ein eher schlechter Teamarbeiter bin, sondern soviel besser wenn ich einfach "meinen mir zugeteilten Bereich" machen und "liefern" kann, dass ich sehr gut weiß, dass ich daran vermutlich bis zu meinem Tode arbeiten und noch etwas verbessern kann.
Das, was man "Führungsqualitäten" hat habe ich sowieso nicht und da ist auch Hopfen und Malz verloren.
Mein Problem beim Arbeiten isses also nicht so sehr Tipps anzunehmen, sondern die Zähne auseinander zu kriegen, wenn ich einen Verbesserungsvorschlag habe, vor allem dann, wenn er jemanden betrifft, den ich als grundsätzlich kompetenter als mich selbst ansehe.
In meiner Ausbildung war das am Anfang echt ein Problem, weil mein Chef im Gegensatz zu mir damals schon wusste, dass man auf der Uni nicht annähernd alles lernt, was man brauchen kann um eine Tierarztpraxis aufzubauen und er mich einfach mal nicht nur als Helfer-Azubi eingestellt hat, sondern auch und insbesondere weil ich bereits auf einen nicht unerheblichen Erfahrungshintergrund als Tierhalter zurückblicken konnte, sondern mir auch schon eine Weile ein Zubrot mit Ernährungs- und Verhaltensberatung verdient hab und deswegen ein bisschen "Wie geht man mit Kunden um - Wissen" hatte, das uns im Tiermedizinstudium irgendwie so gar nicht vermittelt wird
:)Da mein Chef aber im Gegensatz zu mir ein großes Talent im Umgang mit Menschen hatte brauchte er auf dem Feld nicht halb soviel Hilfe wie er selbst glaubte.
Nachdem er beim Lesen und Abzeichnen meiner Ausbildungsberichte mehrfach eine nicht gerade kurze Liste mit "Dingen, die Du mir idealerweise mal direkt mitgeteilt hättest, das wusste ich nämlich nicht" hatte haben wir uns darauf geeinigt, dass ich meine Ratschläge/Verbesserungsvorschläge/Anmerkungen einfach als Fragen formulieren darf.
Eine für mich angenehmere Form, die ich mir schon recht früh angewöhnt hab, die vorm Kunden sowieso besser ankommt und auch ohne Publikum einfacher ist, weil er seine Reaktion darauf dann so begründen kann, dass ich direkt was lerne, wenn er gute Gründe hat etwas anders zu machen.
WinWin-Situation.
Immer wenn ich irgendwo ganz egal ob ehrenamtlich, freiberuflich, als Angestellte oder wasauchimmer auf ein neues "Team" treffe frag ich einfach, wie es dort mit Ratschlägen, Nachfragen usw gehalten wird und meist haben Menschen die miteinander arbeiten da ein "System" selbst wenn sie da nie wirklich drüber nachgedacht haben, scheint sich in einem gesunden Arbeitsklima einfach zu entwickeln.
Mit einem Team indem es heißt "Ne, wir behalten eventuelle Verbesserungsvorschläge, Rückfragen usw für uns" würde ich nicht arbeiten wollen.
Da ist meiner Erfahrung nach ein erheblicher Unterschied zwischen einem privatem und einem professionellem Umfeld.
Im privatem Umfeld kann jeder wie er will und fragt halt, wenn er "externen Input" möchte.
Aber in einem professionellem Umfeld indem man sich gegenseitig ergänzt und die Arbeitsleistung auch von der Zusammenarbeit abhängt schadet es Allen, wenn jemand meint er brauche keine Ratschläge.
knopper schrieb:Ich kann mir das auch überhaupt nicht vorstellen selber zu tun, also mir anzumaßen jemandem zu sagen "ich rate dir das so und so zu machen" usw... das wäre mir super unangenehm.
Dann gehörst Du zu den Leuten, die im Real Life anders ticken als im Internet?
Gibt ja solche und solche.
knopper schrieb:Ich meine was soll es auch groß bringen? Dass man sich sein Umfeld so formt wie man es gern hätte?
Naja, manchmal isses halt sinnvoll jemanden darüber zu informieren, dass auf nem Kabel dass er grad anfassen wollte noch Strom ist
;) auch privat/in der Freizeit.
In einem professionellem Umfeld ist Rat geben und erhalten notwendig um die Zusammenarbeit miteinander stetig zu verbessern und zu optimieren, da haben dann am Ende des Tages Alle was von.