Tollwood schrieb am 07.01.2019:Findet ihr so etwas übertrieben?
"Übertreibung" ist ein Begriff dessen Existenzberechtigung ich grundsätzlich in Frage stelle.
Welche Reaktion auf einen Reiz individuell angemessen erscheint ist doch nun berechtigter Weise vollständig individuell.
Tollwood schrieb am 07.01.2019:"Die Gedenkaktion für den toten Hund auf der Schloßbrücke gefällt nicht jedem.
Gab es je irgendwas das "jedem gefällt"? Die Unmöglichkeit es "allen Recht zu machen sollte Grund genug sein die Bedeutung davon in Frage zu stellen.
Tollwood schrieb am 07.01.2019:Als von eben jener Brücke im April ein junger Mann in die Ruhr gesprungen und ertrunken war, seien keine Kerzen aufgestellt worden"
Da es eine selbstauferlegte Übereinkunft gibt über Selbstmorde nicht zu berichten und die meisten Medien sich daran halten zieht sowas auch kleinere Kreise.
Bei einem Menschen ist außerdem anzunehmen, dass es eine "offizielle Trauerfeier" gab und dann ist das wie bei Verkehrstoten:
Manche Angehörige stellen an der Unfallstelle ein Kreuz auf, das passiert allerdings nicht immer um dort zu trauern, sondern weil viele Menschen sich wünschen das aus dem Tod eines Nahestehenden irgendwas "Gutes" rauskommt und ein Kreuz am Straßenrand, das laut genug: "Die Stelle hier ist gefährlich, echt jetzt!" schreit ist ein valides Mittel das zu Erreichen.
Bei Gedenkversammlungen an der Brücke mag es einem Teil der Teilnehmer um eine "Trauerfeier" eines ihnen vermutlich unbekannten Hundes gegangen sein, anderen wohl eher um eine Art "Mahnwache" weil es fraglos keine gute Sache ist, dass sowas überhaupt passiert.
Tollwood schrieb am 07.01.2019:Wenn ein neugeborenes Baby getötet und danach in einem Altkleidercontainer "entsorgt" wird, kräht auch kaum ein Hahn danach
Sorry, aber das ist schlicht und ergreifend nicht wahr.
Wann immer irgendwo eine Babyleiche gefunden und darüber berichtet wird stapeln sich an irgendwelchen Gedenkstätten Spielzeuge und Co, nicht selten in Massen über die jedes Kinderheim, Kinderkrankenhaus usw ziemlich happy wäre.
Tollwood schrieb am 07.01.2019:Haben Tiere, für manche Zeitgenossen mittlerweile einen höheren Stellenwert als Menschen?
Selbst wenn, das hat meist mehr als eine Facette und ist auch nicht von großer Aussagekraft.
AlteTante schrieb am 07.01.2019:Bei menschlichen Mordopfern wird so etwas häufig gemacht. Der Hund wird sozusagen wie ein (menschliches) Mordopfer behandelt. Der Fall ist ja auch so ähnlich.
Mit dem kleinen Unterschied, das man bei einem Mordopfer weiß, dass es Ermittlungen und ein juristisches Nachspiel geben wird, während an diesen Hund nach diesem "Gedenkspektakel" vermutlich keine Rede mehr sein wird.
Picassoratio schrieb am 07.01.2019:Aber die Frage ist,warum der dann nicht das Tier ins Tierheim gebracht hat..
Manche Menschen haben schlicht nicht die "Eier" um ein Tier dort abzugeben und somit zuzugeben sich nicht kümmern zu können oder zu wollen.
Andere scheuen schlicht und ergreifend die Gebühr die sie im Tierheim zahlen müssen, damit ihr Tier aufgenommen wird.
Vorhangschiene schrieb am 09.01.2019:Ich finde es interessant, dass der Erstbeitrag - vielleicht auch unbewusst - intendiert, dass menschliches Leben anders zu beurteilen ist als das Leben anderer Wesen. Wenn dies damit gesagt werden will, würde mich interessieren, woher diese Annahme rührt und ob sich dies wissenschaftlich nachvollziehbar argumentieren lässt.
Ich finde das ganz und gar nicht verwunderlich. Wir leben in einer Gesellschaft in der ein Menschen- und ein Tierleben schon rein juristisch keineswegs miteinander vergleichbar ist.
Da braucht man sich doch nur die Frage zu stellen wie viele der Teilnehmenden an dieser "Trauerfeier"/"Mahnwache" oder wasauchimmer sich beim nächsten Ei, Milchprodukt, Wurstbrot oder auch nur dem Erschlagen einer Fliege/Spinne/Mücke auf einmal doch irgendwelche Gedanken machen, oder man nimmt einfach an, dass das Leben "anderer Wesen" auch ohne Bedeutung für die meisten bleibt nachdem sie an der Brücke um die Wette geschluchzt haben.
Vidamia schrieb am 09.01.2019:Übertrieben finde ich die öffentliche Trauer um diesen Hund nicht, die Menschen drücken so auch aus, dass sie gegen solch grauenhafte Taten sind!
So lange niemand durch dieses Treiben gefährdet oder behindert wird fällt sowas für mich unter "Freie Meinungsäußerung".
Wenn es den Teilnehmern ein gutes Gefühl gibt Geld für Schleifen, Kerzen und Co auszugeben und an der Brücke rumzustehen, dann sollte das deren gutes Recht sein, dessen "Verhältnismäßigkeit" zu beurteilen anderen nicht zusteht.
cejar schrieb:Ich war am ersten Weihnachtstag mit meinem Hund in einer Notfalltierarztpraxis und habe in der Zeit mitbekommen wie ein völlig fremder Hund eingeschläfert wurde und musste anfangen zu weinen...
Aber ich war noch Tage danach geflasht, wieviel Empathie es an dem Tag gab.
Das ist in unserem Kulturkreis irgendwie so ne "Weihnachtssache". Für viele Menschen sind Tragödien und andere unschöne Dinge irgendwie "automatisch schlimmer", wenn sie sich Weihnachten oder einem sonstigen Feiertag zutragen.
Habe ich dieses Jahr, ja auch am eigenen Leib erfahren.
Warum das so ist entzieht sich meinem Verständnis.
Doors schrieb: Der Hund kriegt Trauerfeiern und Demonstrationen, die arme Sau kommt in die Wurst.
Tjo und obwohl das völlig normal ist fühlen sich trotzdem massenweise Menschen provoziert, wenn man Begriffe wie "Doppelmoral" benutzt.
Denn damit, dass Doppelmoral etwas vollkommen menschliches und Normales ist fällt vielen Menschen extrem schwer zu akzeptieren.