Minamalia schrieb:Ich bemerke schon seit längerer zeit, dass die meisten menschen immer egoistischer werden. Leider erlebe ich dies auch innerhalb der familie. Denkt ihr, dass das immer schon so war oder doch auch mit unserer zeit zu tun hat?
Es war schon immer eine schwankende Gratwanderung zwischen "egoistisch" und "solidarisch", die menschen seit Jahrtausenden vollzogen haben. Dass vielen der Egoismus heute ausgeprägter scheint als zu Zeiten, als wir gerade vom Baum stiegen, mag u. a. daran liegen, dass wir mehr Menschen und ihr Verhalten erleben, nicht nur, weil es sieben Milliarden von uns gibt, sondern auch, weil wie jederzeit an jedem Ort darüber informiert sein können, was zu jeder Zeit und an jedem Ort geschieht. Da wir selektiv wahrnehmen, nehmen wir nur das bewusst wahr und speichern es, was wir wahrnehmen und speichern wollen. Der weitaus grössere Rest wird ausgeblendet. Es hängt natürlich auch immer damit zusammen, welche Erfahrungen wir im Laufe unseres Lebens bereits gesammelt haben und was wir daraus für uns ableiten.
Das individuelle Erleben in der Familie ist natürlich etwas, das wir Dir weder abnehmen noch mit Dir teilen können oder wollen. Per Ferndiagnose die Familienkosntellation und die Psyche der beteiligten Personen auszuloten ist ebenso unmöglich wie eine Fernheilung durch das Netz. Im Zweifelsfalle rate ich immer, krank machende Systeme zu verändern - oder sie zu verlassen. Das muss jede/r für sich entscheiden. Das kann Dir niemand abnehmen.
Egoismus hat nichts mit der bösen Jetztzeit zu tun. Wann sollte der Egoismus denn weniger ausgeprägt gewesen sein? 2005? 1965? 1945? 1905? Oder noch viel früher? Dazu befrage man entweder Zeitzeugen oder nehme ein Geschichtsbuch zur Hand.