@Becky Sicher wären die Scheidungsraten damals sogar noch höher gewesen, vorausgesetzt, es hätte die Möglichkeit bestanden. Damals wurden auch hierzulande Ehen meist nicht aus Liebe geschlossen, sondern arrangiert. Beim Adel, bei Kaufmannsfamilien und Bauern war dies das übliche Verfahren. Die "Liebesheirat" ist ein Konstrukt des 20. Jahrhunderts.
Die Zeiten sind eben absolut nicht vergleichbar. Damals konnte eine unverheiratete Frau höchstens Nonne werden, Hure - oder sich als Hexe verbrennen lassen.
"Scheidung auf Italienisch" war lange Zeit ein Synonym für den Mord am Ehepartner. Auch heute noch gibt es Gesellschaften, in denen (meist der Frau) die Scheidung unmöglich ist. Aus der Arbeit mit Geflüchteten weiss ich, dass inzwischen viele Frauen aus solchen Ländern hier, wo sie es können, die Scheidung, zumindest aber Trennung vom "arrangierten Zwangsehepartner" anstreben. Trotz aller Komplikationen, die es in rechtlicher wie kultureller Hinsicht mit sich bringt. Da gibt es schon spannende und dramatische Geschichten.
Aber wir erinnern uns: Hier ist es erst ein paar Jahrzehnte her, dass der Mann als "Familienoberhaupt" den Job seiner Frau kündigen durfte, allein über Wohnsitz und Finanzen bestimmen konnte und seine Frau straffrei vergewaltigen durfte.