xLacrima schrieb:Mir macht es einfach so zu schaffen, dass er net aus seiner Haut kann...
Na, in diesem Satz steckt doch ein guter Ansatz zum Umgang mit der Situation, die eher etwas mit dir als mit ihm zu tun haben scheint.
So könntest du dir die Frage stellen, weswegen es DIR zu schaffen macht, statt anscheinend IHM, dass ER nicht aus "seiner Haut" kann. Ich kann deine Enttäuschung super nachvollziehen, da ein plötzlicher, wenn auch nachfolgend erklärter, Kommunikationsabbruch vollzogen wird. Nicht die feine englische Art. Da gibt es nun einen gesunden Anteil in dir, der auch Wut verspürt und einen, ich würde sagen, weniger gesunden Anteil, der trotz der Wut unbedingt Verständnis aufbringen und grübeln und festhalten möchte.
Man könnte sich also statt mit IHM mit folgenden Fragen beschäftigen:
(1) Warum macht man sich eine Baustelle zu eigen, die eigentlich die Baustelle eines Anderen ist und die in SEINER Verantwortung liegt - nicht in deiner?
(2) Warum leidest DU unter SEINER Baustelle, unter der eigentlich ER leiden und diese daher verändern müsste?
(3) Warum hält man an etwas fest, das einem nicht gut tut, obwohl man sich gerade erst aus einer Beziehung befreit hat, die einem nicht gut tat?
(4) Warum geht man immer wieder in Resonanz mit Menschen, die ihrerseits Baustellen mitbringen, die eine gesunde, tragfähige Beziehung kaum ermöglichen?
(5) Warum ist der Umstand, dass ER aus seiner Haut nicht heraus kann, wichtiger, als die Erkenntnis, dass der eigene Selbstwert gerade leidet?
(6) Warum setzt man sich bereitwillig als treuer Hund vor eine Tür, die einem immer und immer wieder vor der Nase zugeschlagen wird? Ist es das, was man sich wert ist?
(7) Ist Freundschaft nicht auch eine Form von Liebe? Und meint "Liebe" nicht auch "Respekt" und Akzeptanz, in einem solchen Moment zu sagen: "Ich akzeptiere deine Entscheidung und ich respektiere meinen Selbstwert in gleichem Maße" ?
(8) Warum sollte eine psychische Erkrankung des Anderen herhalten, um nicht das akzeptieren zu müssen, was er sagte, nämlich: Ich kann bzw. ich will nicht.
(9) Warum sollte man nicht wütend sein dürfen?
(10) Warum ist man geneigt, einen Unterschied zu machen, ob ein psychisch Gesunder sagt "Ich will nicht" oder ob es ein psychisch Kranker sagt?
(11) ...vielleicht deswegen, weil man Schiss davor hat, etwas hinnehmen zu müssen, was man nicht aushalten kann, nämlich: rein gar nichts tun zu können? Ist die psychische Erkrankung da nicht eher Balsam auf die Seele, wenn man sich selbst vormachen kann, er könne eben nicht anders der Arme, er meine es ja nicht so, im Grunde seines Herzens..., und wenn die Störung nicht wäre, dann.... und ich würde ihm so gern helfen und ich nehme ihn ja tausendprozentig so, wie er ist?
Ich frage mich: Wo ist da dein Selbstwert, dein Respekt? Ist es dein Wesen, all das zu opfern, für etwas, das so wenig tragfähig ist, dass es nicht mal für einen nächsten Kinobesuch reicht?