Welche Ausbildung mit Ü40?
15.02.2020 um 19:31grätchen schrieb am 26.06.2018:Ich bin jetzt Mitte 40 und seit 28 Jahren Krankenschwester. Ich habe in Pflegeheimen, der ambulanten Pflege und Krankenhäusern gearbeitet. Aktuell arbeite ich seit einigen Jahren in einer großen Uniklinik.Hallo Leidensgenossin, Kollegin etc.,
Mir ist schon länger klar, dass ich diesen Beruf nicht bis zur Rente machen möchte bzw. kann.
Die Arbeitsumstände werden immer übler, eine vernünftige Versorgung der Patienten ist kaum noch möglich, das mache ich einfach nicht mehr mit, ich halte es nicht mehr aus. Auch die Schichtarbeit packe ich nicht mehr.
Bisher gab es immer eine ganze Reihe von Gründen, warum es für mich noch nicht möglich war, den Beruf zu wechseln. Diese Gründe sind jetzt nach und nach alle weg gefallen.
Außerdem gab es in meiner Klinik Anfang des Jahres eine große Umstrukturierung die als Ergebnis das Arbeiten dort fast unerträglich macht; das empfinde nicht nur ich so. Viele Kollegen sind dabei, sich nach etwas anderem umzusehen oder sind schon weg.
Letzte Woche auf dem Weg zum Dienst, als ich wieder einmal Bauchschmerzen und Herzklopfen hatte, wurde mir klar, dass es für mich JETZT der Zeitpunkt gekommen ist, zu gehen.
Ich habe noch am gleichen Tag meine Kündigung eingereicht.
Da ich noch nie eine Stelle gekündigt habe ohne vorher einen neuen Job in der Tasche zu haben, sind meine Gefühle natürlich gemischt. Überwiegen tut aber die Erleichterung dass es bald vorbei ist.
Die Konsequenzen, die meine Kündigung seitens des Arbeitsamtes nach sich ziehen, sind mir bekannt und herzlich egal. Ich habe die Möglichkeit, in unserer Klinik erst einmal etwas anderes zu machen, entweder putzen oder im Service. Das wird natürlich wesentlich geringer bezahlt, dafür habe ich aber meinen Seelenfrieden. Und ich bin mir für keine Arbeit zu schade.
Grundsätzlich soll das aber nur eine Zwischenlösung sein. Ich habe große Lust, noch einmal eine Ausbildung zu machen. Es gibt auch Berufe, die mich Interessieren und ich werde mich darum bemühen, in den entsprechenden Bereichen Praktika zu machen. Wobei das dann natürlich auch eine Zeitfrage ist, wenn ich Vollzeit tätig bin, aber da werde ich schon eine Lösung finden.
Da ich aber für vieles offen bin jetzt meine Frage an Euch:
Habt Ihr Ideen zu Berufen, in denen auch Azubis Ü40 genommen werden? Ist jemand von Euch schon diesen Weg gegangen und kennt eine Branche, die auch Älteren eine Chance gibt?
als ehemaliger Pfleger, Fachpfleger usw. kann ich mit Dir fühlen, mich in Dich und die Situation hineinversetzen und verstehe die ganze Situation.
Ich war aus gesundheitlichen Gründen auch schon in dieser Zwickmühle/Situation, aber war viel jünger. Dennoch hatte ich mit den Problemen zwecks Alter und Ausbildung, Umschulung, Weiter- und Fortbildung zu kämpfen. EIne reguläre Ausbildung wurde seitens Arbeitgebern abgelehnt, da man schon eine Ausbildung hätte und den "jungen" Leuten die Chance auf einen Platz nicht vergeben wolle. Mein Pech war, dass damals genau zu dieser Zeit der doppelte Abiturjahrgang verfügbar war, sodass viele Firmen lieber Absolventen respektive Abgänger genommen haben.
Nun, zum einen sind die Chancen schlecht und zum anderen ist es auch eine finanzielle Frage!
Bei etlichen BEwerbungsgesprächen wurde mir zwar seitens der Firmen immer gesagt, dass es lobenswert ist, wenn man etwas (anderes) macht, nicht ruht und sich auch sonst weiterbildet, aber StandardFloskelGetue hat mir auch nichts gebracht.
Ich habe mich einfach weiterhin beworben und bin hartnäckig geblieben!
Die Frage ist doch auch, ob Du im Sektor x bleiben oder etwas Neues anstreben möchtest?
Mein Tipp: Bleibe im Pflege- bzw. Sozialbereich, denn da kann man leichter anknüpfen.
Wenn Du Alter x ereicht hast und möchtest von Null starten, muss man wirklich Glück oder Vitamin B haben.
Ich bin in den Betreuungsbereich gewechselt und genau dort wollte man eine erfahrene, reife und bodenständige Person haben. In diesem Segment wäre es wohl gut, reifere Menschen zu haben und entsprechend zu besetzen. Daher auch mein Tipp an Dich: Versuche es!
Auch ich hätte mich, falls der GEsundheitszustand mir keinen Strich durch die REchnung gemacht hätte, gegen den Pflegebereich entschieden, da es nichts mehr mit Würde, Einkommen, REspekt und Co. zu tun hat. Schlechte Bezahlung, eine Abfertigung von Patienten oder Bewohnern/Kunden, Mini- und Midijobs usw. Nein, Danke!
Im Betreuungsbereich kann ich meine Gesundheit schonen, habe bessere Arbeitszeiten und bilde mich stets in Pädagogik & Psychologie fort.
Entweder finanzierst DU das selbst oder schaust, ob DU irgendwelche Fördergelder bekommst.
Entweder über den REHA-Träger, die Arbeitsagentur, das Jobcenter, BAFÖG, Meister-BAFÖG usw. Es gibt unendlich viele Varianten, aber jede Möglichkeit hat so seinen Haken.
Von der Arbeitsagentur rate ich ab, denn dort (ich habe selbst die Erfahrung beim BEratungsgespräch machen müssen und dies ebenfalls bei KLienten 1:1 erlebt) wird man Dir einen nicht rechtskonformen Vertrag auf die NAse binden inklusive Schadensersatzpflicht, falls Du Förderungen bekommst, aber die Ausbildung, Weiterbildung, Umschulung usw. abbrichst.
Info: Das ist nicht rechtens, aber wenn Du unterzeichnest, dann stimmst DU zu!
Generell gilt bei allen Verträgen:
10-14 Tage Prüfzeit, durchlesen, prüfen, anpassen, gleiche Augenhöhe!
Bei mir sollte dies über den Rentenversicherungsträger und über die BA laufen.
Ich hatte dann interessiert angefragt und etliche Punkte im Vertrag moniert.
Dort hatte man mir dann schriftlich bestätigt, dass es keine Schadensersatzpflicht gibt, aber man doch wegen der hohen Kosten (lächerlich, da der Staat wo anders das Geld raushaut!) eine Absicherung bräuchte. Man prüfe vorab INteressenten usw.
Oftmals bekommt man bei entsprechender Vorbildung, Berufserfahrung, Bildungsabschluss usw. auch eine verkürzte AUsbildung usw.
Nur so Tipps meinerseits. Wenn es etwas für Dich ist, würde ich in den Betreuungsbereich gehen.