filiz schrieb:Ich sag immer, wenn eine vase auf den Boden fällt und zerbrochen ist, kann man es selbstverständlich wieder zusammenkleben, aber es wird nie so aussehen wie vorher und so siehe ich das auch mit beziehungen
Wenn wir schon Beziehungen mit Blumenvasen vergleichen:
Bleibt die Frage ob das etwas Schlechtes ist. Wenn eine Beziehung zerbricht, dann tut sie das ja üblicherweise weil irgendwas nicht gestimmt hat, es wäre also fatal würde man bei einem Neustart alles ganz genauso wie vorher machen.
Wenn es funktionieren soll MUSS man doch etwas ändern.
Da ist es dann ein Stück weit Sinn der Sache, das man beim "wieder zusammen kleben" darauf achtet, dass eben nicht alles wieder genauso wird wie vorher und wenn man dann an den richtigen Stellen das Muster ändert kann durchaus etwas entstehen das besser ist als das was man vorher hatte.
Mein damaliger Freund und ich hatten uns nach gut 3 Jahren Beziehung einvernehmlich getrennt.
Es gab keinen konkreten Grund. Wir waren 18/19 als wir zusammen kamen, dann ein Jahr Fernbeziehung, beide eher Einzelgänger zogen dann zusammen und entwickelten uns einfach nicht so weiter wie der jeweils andere es sich wünschte, sprich: wir haben beide nicht gut an den Macken gearbeitet von denen wir doch aber wussten das wir sie hatten.
Wir wussten also beide dass nicht der andere "schuld" ist sondern wir beide es verpasst haben an uns selbst und der Beziehung zu arbeiten.
Weil ich noch in der Ausbildung war, er im Studium, wir mir seiner Mutter zusammen ein Haus gemietet hatten und nach Ausbildung/Studium eh aus der Gegend weg wollten entschieden wir, dass es sinnvoll ist die WG aufrecht zu halten, einfach weil es für uns alle 3 finanziell und nervtechnisch einfach nur Blödsinn gewesen wäre auf biegen und brechen eigene Wohnungen zu suchen und das grade für mich mit 3 großen Hunden und einem Wolfsmischling auch alles andere als einfach geworden wäre.
So waren wir dann gut ein Jahr getrennt. Teilten aber weiterhin den gleichen Freundeskreis und habe auch hier und da gemeinsam unsere Freizeit verbracht (bis auf eine Phase in der er mal gar nichts mit mir zu tun haben wollte, allerdings wusste er damals nicht warum das so war und weiß es bis heute nicht).
Irgendwann hatten wir beiden neue Partner und machten Pläne mit diesen Menschen..
Es war mein neuer Freund der mich bat mir GANZ genau zu überlegen ob es wirklich vorbei wäre, denn für ihn sähe die Art wie Denni und ich uns ergänzen ganz und gar nicht so aus als seien wir überhaupt im Stande getrennt voneinander zu leben.
Und irgendwie musste ich erkennen das er recht hatte.
Wir waren ja "getrennt", man hat sich also nicht mehr über Dinge am anderen ärgern müssen die man in einer Freundschaft gut akzeptieren konnte aber eben nicht in einer Beziehung.
Das Haus war groß genug, unsere neuen Partner verstanden sich auch bestens. Denni kam mit meinem neuen Freund super aus und ich mochte seinen auch sehr gerne. Seine Mutter ist eh einer der sozialsten und unkompliziertesten Menschen auf diesem Erdball.
Das machte alles ziemlich bequem aber nach und nach wurde uns klar, dass es nur so rund und angenehm lief, weil der jeweils andere ja niemals wirklich weg war.
Da mein Freund in der Schweiz lebte sahen wir uns eher selten während Dennis Freund fast jedes Wochenende da war.
Als ich so krank wurde, dass mein Arzt mich ins Krankenhaus schicken wollte holte Denni mich heim (ich HASSE Krankenhäuser und werd da auch nicht gesund).
Dennis Freund zog zu uns und er, Denni und Evi (Dennis Mutter) teilten alles so unter sich auf, das meine Hunde jeden Tag zur Hundewiese kamen und 1-2 Leute davon mindestens einer mit Auto rund um die Uhr bei mir waren und mich versorgten, besser als es im Krankenhaus je möglich gewesen wäre.
Ich glaub es war die Zeit kurz danach, als ich wieder mehr und mehr auf die Beine kamen, die Zeit wo der Moment näher rückte an dem ich zu meinem Freund in die Schweiz ziehen wollte (hatte sogar schon nen Job ) und Denni und sein Freund ihre Auswanderung vorbereiteten
als wir merkte, dass es uns bei dem Gedanken der andere könnte wirklich WEG sein immer schlechter ging.
Wir haben dann eine Kriesensitzung zu viert gemacht und dabei wurde einfach klar, dass Denni und ich zusammengehören.
Mein Freund hat das recht gut verpackt, er war auch nicht wirklich überrascht.
Für Dennis Freund war das richtig hart, ich kann bis heute nicht verstehen warum dieser Mann niemals auch nur ansatzweise böse auf mich war sondern immer nur super lieb mit mir umgegangen ist.
Beide blieben uns auch enge Freunde und sind es bis heute.
Ich glaube wir sind in diesem Jahr der "Trennung" einfach irgendwie erwachsen geworden, haben uns mehr mit unseren eigenen Fehlern beschäftigt. Uns mehr Gedanken darüber gemacht wie unser Leben aussehen soll und sind uns dabei unbemerkt näher denn je gekommen, vielleicht grade WEIL wir dies getrennt gemacht haben und nichts davon als Kompromiss für den anderen sondern weil wir an UNS gearbeitet haben und das Ergebnis einfach zu dem anderen noch besser passte als vorher.
Ein gutes Jahr später haben wir geheiratet.
Bereuen tue ich eigentlich nur, das wir es nicht auf die Reihe gekriegt haben erwachsen zu werden ohne zwei wirklich tolle Menschen da mit reinzuziehen die anschließend darunter leiden mussten, dass WIR die ganze Trennungssache einfach nicht vollumfassend durchdacht haben und auch wenn beide uns verziehen haben ist das etwas das als bitterer Nachgeschmack dableibt und das wir uns nie voll und ganz verzeihen werden.
Abgesehen von diesem nicht zu rechtfertigendem Kollateralschaden war dieses Jahr Trennung in dem wir uns unabhängig voneinander, jeder für sich darüber klar werden konnten wo wir im Leben hinwollen eine gute Sache und seit wir wieder zusammen sind war Trennung auch nie wieder ein Thema und auch wenn man sowas natürlich nie sicher sagen kann stehen die Chancen wohl mehr als gut das das auch so bleibt.
Fazit: Ob solch eine "aufgewärmte" Beziehung funktioniert steht und fällt meiner Meinung damit wie ehrlich man zu sich selbst und zueinander pb des Trennungsgrundes ist und ob man dieses Problem wirklich LÖST oder nur irgendeinen Workaround findet.
Letzteres muss meiner Ansicht nach früher oder später ganz gewaltig schief gehen.