Menschen, die nicht grüßen

behind_eyes schrieb:Man grüßt ja aber auch nicht um gegrüßt zu werden sondern es ist eine Geste, eine bedingungslose Botschaft. Deswegen kann ich das auch täglich machen ohne Feedback.

Naja. Also mich stößt es schon sauer auf, wenn mich Leute nicht zurück grüßen. Da bin ich bei fremden Leuten, etwa im Supermarkt an der Kasse oder bei einem Busfahrer, sicher nicht pingelig. Aber wenn mich Nachbarn, Freunde oder Kollegen (z.B. im Flur auf ihr Smartphone starrend) nicht zurück Grüßen stört mich das schon.

Den Namen lasse ich beim Grüßen meistens weg. Aber man muss sagen, dass es schon gut kommt, wenn man ihn nennt. Man stellt dadurch die Aufmerksamkeit beim gegenüber auf eine höhere Ebene.

Bundeskanzleri schrieb:Wenn auf Dauer gar nichts kommt, stelle ich das ein.

Palfrader schrieb:Also mich stößt es schon sauer auf, wenn mich Leute nicht zurück grüßen.

Kann ich nachvollziehen und früher habe ich auch so reagiert, mittlerweile habe ich mich komplett frei gemacht davon, es beeinflusst mich nicht mehr.

behind_eyes schrieb:mittlerweile habe ich mich komplett frei gemacht davon, es beeinflusst mich nicht mehr.

Das finde ich eine weise Einstellung. Im Grunde ist das schlechte Benehmen anderer ja nichts, was man sich selbst anlasten muss. Man kann souverän drüber hinwegsehen und den anderen eben für einen unhöflichen Stoffel halten. Ohne sich weiter damit zu beschäftigen.... :)

Palfrader schrieb:Ohne sich weiter damit zu beschäftigen...

Das stimmt, wenn man einfach grüßt, kann man sich die Energie sparen, darüber nachzudenken, ob man grüßen soll oder nicht.

Bei Kindern habe ich größtes Verständnis fürs Nichtgrüßen. Mir war das damals auch einfach total peinlich, warum auch immer :D

Bundeskanzleri schrieb:Bei Kindern habe ich größtes Verständnis fürs Nichtgrüßen. Mir war das damals auch einfach total peinlich, warum auch immer :D

:D Ja, warum auch immer! Hätte man diese Peinlichkeit als Kind nicht gehabt, man hätte sich so manchen Anschiss von Vater oder Mutter erspart. ;)
Wobei die Eltern von heute nicht mehr so auf Formalitäten fixiert sind. Ich finde das auch okay. Beim Grüßen irgendwelcher Erwachsener zumindest.....

@Palfrader
Oder auch die Angst, jemanden zu treffen, den man grüßen sollte 🙄
Wie gut es doch ist, erwachsen zu sein :D

Bundeskanzleri schrieb:Zwei Häuser weiter wohnt eine Familie, da grüßt der ältere Mann gar nicht und seine (erwachsene) Tochter auch überhaupt nicht.
Das kommt schon sehr arrogant an.

Im Dorf finde ich es schon ungewöhnlich.
Da ist es nun mal nicht anonym wie in einer Stadt.
Uns gegenüber ist ein Haus, an dem derzeit wohl die letzten Arbeiten vorgenommen werden.
Bald werden die Besitzer einziehen. Das ist ein junges Ehepaar. Die Frau ist dafür bekannt, nicht zu grüßen. Die fährt mit ihrem Auto vorbei und schaut starr geradeaus. Darüber haben sich die Anwohner schon gewundert. Mal sehen, ob sich das ändert, wenn sie hier wohnen.
Weil partout nicht zu grüßen wirkt ja schon sehr ablehnend. Einen Grund dafür gibt es auch nicht.

Bundeskanzleri schrieb:es fällt tatsächlich als unhöflich auf.

Palfrader schrieb:Ich grüße auch die anderen Patienten, wenn ich das Wartezimmer beim Arzt betrete. Das machen ja auch viele Leute und ich finde das sehr schön.

Das ist eigentlich normal.
Als ich kürzlich ein Wartezimmer beim Arzt betrat, war darin kein Stuhl mehr frei. Ein Mann erhob sich und hat extra einen Stuhl für mich geholt. Das war sehr zuvorkommend.

Palfrader schrieb:Kollegen

Manchmal grüßt jemand, der am Büro vorüber huscht, ohne dass ich genau mitbekomme, wer das ist 😄.
Aber ich find's nett!

nairobi schrieb:Die Frau ist dafür bekannt, nicht zu grüßen. Die fährt mit ihrem Auto vorbei und schaut starr geradeaus. Darüber haben sich die Anwohner schon gewundert. Mal sehen, ob sich das ändert, wenn sie hier wohnen.

Ich glaube dahinter muss nicht zwingend eine unfreundliche oder ablehnende Art stecken. Wenn man wo neu ist, haben manche auch eine schüchterne Unsicherheit, die auf andere abweisend wirkt. Hilfreich ist es bestimmt, wenn man als alteingesessener Bewohner auf die junge Familie zugeht, Small-Talk sucht und sie vielleicht mal auf einen Kaffee einlädt. Das wirst Du ja sicherlich tun. Dann liegt natürlich auch der Ball im Feld der Neulinge, in wie weit sie sich auf die Integrationsversuche einlassen.......


....ist hier im Kleinen fast so wie bei den großen integrationspolitischen Fragen fällt mir grade auf! :D ;)

nairobi schrieb:Die Frau ist dafür bekannt, nicht zu grüßen. Die fährt mit ihrem Auto vorbei und schaut starr geradeaus.

Palfrader schrieb:Ich glaube dahinter muss nicht zwingend eine unfreundliche oder ablehnende Art stecken.

Sehe ich auch so. Meine herzensgute Tante hat während der Autofahrt durch unseren Ort nie jemanden gegrüßt oder auch nur angeschaut, Blick stur auf die Straße... sie meinte mal, sie sei halt immer konzentriert wenn sie fährt. Dieses Verhalten erschien auch mir bis dahin sehr konträr.

nairobi schrieb:Darüber haben sich die Anwohner schon gewundert.

Ich kenne es aus meiner Nachbarschaft das das Konzept "Grüßen" gerade bei neuen Nachbarn sehr oft hinterfragt und thematisiert wird.
"Aber die grüßt nett" oder "haste gesehen, die grüßt überhaupt nicht" gehört fast schon zum Standard in der Klassifizierung neuer Nachbarn neben der Parkdisziplin.

Palfrader schrieb:Hilfreich ist es bestimmt, wenn man als alteingesessener Bewohner auf die junge Familie zugeht, Small-Talk sucht und sie vielleicht mal auf einen Kaffee einlädt

Genau das habe ich schon überlegt. Ich bin allerdings selbst neu zugezogen, nicht alteingesessen.

behind_eyes schrieb:Meine herzensgute Tante hat während der Autofahrt durch unseren Ort nie jemanden gegrüßt oder auch nur angeschaut, Blick stur auf die Straße...

Sie grüßt wohl auch nicht außerhalb des Autos.
Ich werde jedenfalls einen Versuch machen. Ich dachte an Brot und Salz.

@Co87

Also ich finde ja jemaden zu grüßen gehört einfach dazu. Es ist eine nicht optionale gesellschaftliche konvention.Das unterscheidet halt einen Menschen von einer Horde Affen. Aber leider verlieren zunehmend die Menschen gute manieren.

locutus schrieb:Das unterscheidet halt einen Menschen von einer Horde Affen.

Einspruch Euer Ehren! Selbst Affen begrüßen sich:

https://www.geo.de/natur/tierwelt/affen-begruessen-und-verabschieden-sich-30663186.html

@Palfrader

Grüße dich Palfrader :) weis ich doch. Meinte ja auch nicht das Tier Affe sondern die degenerierte Form der Menschen.

warum soll ich fremde menschen grüßen? da würde ich ja hier gar nicht mehr fertig.

ich grüße leute, mit denen ich irgendwie zu tun habe, oder in einer form interagiere (zb kassierer, oder nachbarn im hausflur. wobei letzteres auch oft nicht erwidert wird. das finde ich an sich nicht so tragisch, aber mich ärgert es dann, wenn ich denn schon mal die initiative ergreife. denn dazu muss ich mich ziemlich überwinden, leicht soziopathisch wie ich bin. :-)

locutus schrieb:Aber leider verlieren zunehmend die Menschen gute manieren.

Ich glaube nicht dass es tatsächlich so ist. Zumindest beim Grüßen.
Ich kann mich an meine Jugend erinnern, da war es z. B. unter Jugendlichen nicht üblich sich untereinander per Handschlag zu begrüssen. Man hat natürlich schon gegrüsst, aber nicht per Handschlag. Das wurde irgendwann mal üblich und ich fand das merkwürdig. Mit Corona hat sich das alles aufgehoben. In meiner Firma zum Beispiel gibt man sich nicht mal mehr die Hand um zum Geburtstag zu gratulieren. Nicht dass es mich stört, aber ich finde es zeigt auf, wie sich die Gepflogenheiten auch mal verändern können.

Jung und alt nehmen sich im übrigen nicht viel was Höflichkeit angeht. Froher war es vielleicht mehr üblich, dass die Jugend ältere Leute zuerst grüßt. Das ist nicht mehr so streng, glaube ich. Bei Vorgesetzten und Untergebenen ist das wahrscheinlich auch heute noch stärker Tradition.

locutus schrieb:nicht optionale gesellschaftliche konvention

wer sagt das?

es kommt halt immer auf den kontext an. im engeren rahmen ist es natürlich ein ausdruck von höflichkeit.

wichtiger als höflichkeitsgesten finde ich dennoch, im alltag einfach achtsam zu sein. tür aufhalten, platz machen, andere menschen nicht umrennen oder sonstwie beeinträchtigen. respektvoll sein.

Palfrader schrieb:Froher war es vielleicht mehr üblich, dass die Jugend ältere Leute zuerst grüßt.

fand ich schon immer albern. es soll einfach der zuerst grüßen, der darauf wert legt. wird es dann nicht erwidert, wäre das unhöflich.

nairobi schrieb:Sie grüßt wohl auch nicht außerhalb des Autos.
Ich werde jedenfalls einen Versuch machen. Ich dachte an Brot und Salz.

locutus schrieb:Also ich finde ja jemaden zu grüßen gehört einfach dazu. Es ist eine nicht optionale gesellschaftliche konvention

fluff schrieb:fand ich schon immer albern. es soll einfach der zuerst grüßen, der darauf wert legt. wird es dann nicht erwidert, wäre das unhöflich.

Ich denke das hier auch sehr viel Erwartungshaltung dahinter steckt, welcher man zuviel Bedeutung beimisst.

Es gibt sicherlich dutzende Gründe warum jemand nicht zurück grüßt, aber wahrscheinlich ist keiner davon geeignet das man selber das Grüßen einstellt.
Es sei denn man grüßt mit Bedingung, also man erwartet eine Rückkopplung, fehlt die schlägt man mit einem Werturteil zurück.

fluff schrieb:es soll einfach der zuerst grüßen, der darauf wert legt

Seh ich nicht so. Im Prinzip ist das doch in den meisten Situationen geregelt. Jemand der den Raum betritt oder z.B. in einer zusammen stehenden Gruppe hinzukommt grüßt zuerst. Das dürfte die meisten Gelegenheiten abdecken. Nur wenn man sich quasi "neutral" begegnet, sich etwa auf dem Bürgersteig begegnet, stellt sich die Frage. Man muss da aber keine Wissenschaft draus machen. Ich grüße dann halt, sobald ich merke, dass der andere mich wahrgenommen hat.

@Palfrader

grüßt du jeden, den du triffst?

zu einer gruppe dazu kommen: das hängt davon ab.
im wartezimmer oder im aufzug mache ich das irgendwie nicht, ich wüsste nicht warum. was habe ich mit diesen fremden leuten zu tun? da könnte man auch in bus und bahn anfangen, alle zu begrüßen, oder beim einkaufen.
da, wo man längere zeit zusammen verbringt, sich vielleicht regelmäßig begegnet, und persönlich interagiert, ergibt es für mich schon mehr sinn.