3.14 schrieb:Weil ich eben sehr introvertiert bin. Meine Macken merkt man mir an. Ich kann mit denen nix anfangen, deren Gesprächsthemen sind mir sehr fremd und ich kann mich weder da hinein versetzen noch nachempfinden was die Leute dazu bewegt sich damit zu befassen.
In Gesprächen erwartet man Beteiligung und wenn man keine Meinung dazu hat wirkt es komisch.
So entwickelt es sich dann. Auch die Personen um die es geht oder eben Themenbereiche sagen mir recht wenig.
Als Asperger-Autist verstehe ich das, gut sogar, der Rhythmus von Leuten erschließt sich mir nicht, aber ich für mich denke, dass Bücher adäquater Menschenersatz sind. Und Haustiere. Und Pflanzen. Und Hobbys. Es gibt eigentlich immer was Neues zu wissen. Ansonsten versuche ich einfach, dieses Wirrwarr zu verstehen. Einseitig, denn umgekehrt findet das fast nie statt.
3.14 schrieb:Bin allein erziehend und habe mehr als 1 Kind und bin somit in deren Augen ein Kindergeldschmarotzer der die Kinder nur des Geldes wegen hat.
Also, so was hab ich eigentlich noch nie von anderen gehört, bloß, weil man alleinerziehend ist. Da höre ich eher so was wie: starke Frau, schwierige Umstände.
3.14 schrieb:Ja, ja und nein. Man geht aber davon aus dass ich nichts mache 🤷🏻♀️ Vorurteile eben.
Ach, das kann oft ärgerlich sein. Ich kenne tatsächlich Leute, die Harz IV beziehen und auch weder bildungstechnisch noch von der Arbeit her jemals Ambitionen gehabt hätten. Es hat mich oft sehr geschmerzt zu sehen, wie ihre zu Beginn neugierigen, lebhaften Kinder irgendwann die Hilflosigkeit und Opferrolle ihrer Eltern erlernt haben, um dann ähnlich zu versacken. Aber nur, weil es solche eben auch gibt, heißt das ja nicht, dass man es auf alle extrapolieren kann. Wenn du z. B. unter Depressionen o. anderem leidest, wie du ja durch Arztbesuche angedeutet hast, ist das doch ein völlig neues Blatt. Ich glaube, wenn es Leute so schnell nötig haben, dich abzukanzeln, geht es ihnen bloß darum, sich gegenseitig die eigene Identität zu bestätigen. Manche Leute haben das unglaublich nötig, sich zu sagen, sie hätten die und diese Identität (womöglich halten sie es sogar für Eigenantrieb). Dann gehen sie besonders aggressiv gegen andere vor, die das Weltbild stören könnten, denn dann müssten sie vor sich selbst eingestehen, dass ihr Turm wackelt und fast zusammenfällt, sie stabilisieren ihn durch aggressive Akte gegen das, was nicht so schwarz-weiß sein will, wie sie es brauchen. So was erlebt man auch ganz oft bei Leuten, die religiösen oder starken Glaubens sind, das ist dann ihre Identität. Gnade dir ihr Gott, du tastest das an.
Das Käseblatt auszutragen, ist zwar ausbeuterisch schlecht bezahlt, aber eine sehr tolle Bewegung. Extrem früh morgens, aber das kann auch schön sein, mit den Vögeln, den wenigen Menschen usw., oder?
Missesfee schrieb:Hier auf dem Dorf ist das leider anders und es ist strange. Ich muss Leute grüßen die für mich keinen Blick und kein Wort über haben, weil ich zugezogen bin. Wenn ich aber nicht grüße bin ich überheblich. Das hat nichts mit Höflichkeit zu tun
Was den ersten Eindruck ausgemacht hat, lässt sich für Menschen immens schwer überwinden, weil es ein Zustand und kein Messwert ist, du wirst immer der/die Zugezogene sein, akzeptiere es einfach und bau' auf dem Level neu auf. Gerade in so überschaubaren Mengen, wo sonst eher eigene Dynamik stattfindet. Üblicherweise merken es sich Menschen sehr, wie du die letzten Male auf sie zugekommen bist, falls du deine Situation ändern willst, aber nicht bei dir selbst anfangen magst, klappt es hier m. M. n.
Missesfee schrieb:Das man zufällig aneinander vorbei läuft ist einfach kein ausreichender Grund zu grüßen.
Ehrlich gesagt machen das sogar viele Tiere, sie schnuppern dann aneinander usw. Nur die, die sich nicht wirklich mögen oder Streit vermeiden wollen, schauen so auffällig weg oder gehen direkt ins Drohen über. Ich finde es nicht verwerflich, unser Stammhirn zu beruhigen, indem wir uns kurz gegenseitig zunicken oder lächeln oder was immer. Ich kann nicht behaupten, das immer gern zu machen, verstehe aber den Sinn und befinde für mich, dass es ein Opfer ist, zu dem ich fähig sein will, immerhin kommt es mir ja auch zugute. Im Leben geht es oft darum, den Weg zu finden, der einen am wenigsten belastet, aber dass er keine Mühe kostet, hat nie einer behauptet. Und wenn ich einen schlechten Tag habe, finde ich persönlich es eigentlich sehr nett, wenn mir jemand unverbindlich zulächelt. Ich sehe darin einen Akt der Menschlichkeit, eine Bestätigung von: ,,du gehörst auch dazu" = Beruhigung fürs Stammhirn.
Missesfee schrieb:Ich bin Stadtmensch und mir kommt das darauf bestehen, das immer und überall gegrüßt werden muss schon zwanghaft vor.
Ein Dorf ist doch was völlig anderes. Da vergleichst du ja unüberschaubare Massen an Menschen mit bestenfalls 1.000 Leuten. An städtischen Hochschulen ist das in etwa oder eher nicht mal die Zahl der Studenten. Das verlangt völlig andere Regeln. Hier geht es oft auch um gemeinsame Verantwortung. In meinem Heimatdorf ist einem mal das Haus abgebrannt und er hatte Probleme mit der Versicherung. Dann haben sehr viele aus dem Dorf (und der angrenzenden Stadt) gespendet, damit er schon mal anfangen kann, ein neues Haus zu bauen. Das haben alle Spender als ihre Verantwortung gesehen.
Für mich persönlich fühlt es sich so an, als würde es sich für dich wie ein ,,Unterdrücken" anfühlen, den Dorfregeln nachzugeben, obwohl es dir da auch keiner einfach macht, als Neue/r aufgenommen zu werden usw. So ein kindliches Fußaufstapfen mit ,,aber die anderen sind auch nicht lieb zu mir, wieso soll ich dann lieber sein, als die!" Tut mir leid, falls ich dich damit verärgern sollte.