sunshinelight schrieb:Er hat sich nicht korrekt verhalten und ja, ich hab mich dann nicht unter Kontrolle, aber so wichtig ist da eine sachliche Diskussion nicht mehr.
Er hat es ja mit Absicht gemacht und war sich dessen bewusst, ein “auf ihn einreden“ wird also nicht sonderlich viel bringen. Vermutlich mehr und mehr Lügen, also ist die Konstruktivität ja eh völlig dahin.
Halten wir ganz einfach fest: Wir sind in diesem Punkt gänzlich anderer Meinung.
sunshinelight schrieb:Das geht bei Meinungsverschiedenheiten bzgl. einer Freizeitgestaltung und ähnliches, ja.
Aber meistens ist es so, dass emotionale Ausbrüche erst folgen, wenn nur einer keine Kompromissbereitschaft besitzt und dem die Bedürfnisse der anderen Personen egal sind.
Da sind die Emotionen also nicht das Problem, sondern der Dickkopf des einen. Die Emotionen sind da nur eine Wirkung.
Irgendwo weiter oben hatte ich das schon einmal angesprochen, ja. Kommunikation ist keine Einbahnstraße, natürlich sollte auch mein Partner in der Lage sein zu reflektieren, vor allem sich selbst und sein Verhalten. Anderenfalls macht es wenig Sinn, wenn ein Part besonders sachlich und fair auftritt und der andere nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht ist.
Nichtsdestotrotz ist es doch wünschenswert, wenn beide Parteien in der Lage sind, ihre Konflikte auf vernünftigem Wege anzusprechen und zu lösen, oder nicht? Das geht selbstverständlich auch mit Emotionen, aber, und das ist ja von Anfang an meine Kernaussage, diese können solch ein Ziel auch schnell torpedieren, nämlich dann, wenn sich mindestens einer der zwei Akteure nicht im Griff hat.
sunshinelight schrieb:Das ist ja nichts, was man nicht korrigieren könnte.
Man kann auch ein zweites Mal reden.
Und seine Entscheidung überdenken.
Natürlich kann man das korrigieren, aber darum geht es ja gar nicht mal. Fakt ist doch, dass es dazu nicht gekommen wäre, wenn ich meinen Gefühle von Anfang an im Griff gehabt hätte.
Und ob nach einem derartigen Ausbruch, ich denke das kommt dann auch immer auf die Intensität an, noch eine zweite Chance folgen kann, ist ja nicht immer gegeben. Manchmal sitzen die Verletzungen auch so tief, dass es dann kein Zurück mehr gibt.
Ich persönlich könnte z.B. mit niemandem eine Freundschaft oder Beziehung führen, der seinen Gefühlen immer freien Lauf lässt und mir gegenüber wiederholt unfair auftritt. Ich bevorzuge da Menschen, bei denen ich weiß, dass man alles sachlich ansprechen kann, auch schwierige Themen und Probleme und die gewillt sind, einen Kompromiss bzw. eine Lösung zu finden. Ohne sich erst großartig vorher anzuschreien oder zu beschimpfen. Ich finde das einfach unnötig und eben unnötig verkomplizierend. Ich sage nicht, dass es grundsätzlich so nicht geht, ich sage nur, dass es das Ganze eben erschweren kann.
sunshinelight schrieb:Du hast da vom Wege trennen gesprochen.
Daher die gleichbleibende Lösung, auch bei anderen Reaktionen.
Ja, habe ich und das war als ein möglicher Weg gemeint, der ja nicht zwingend der einzige sein muss. Kann sein, dass ich das nicht deutlich genug herausgestellt habe.
sunshinelight schrieb:Aber ständig seine Gefühle beiseite schieben ist unmöglich.
Denn irgendwann platzen sie größer wieder raus.
Hm, ich weiß nicht. Ich werde eigentlich nie zornig, bin selten traurig, selten glücklich, hin und wieder mal genervt oder gestresst, ja. Ich merke nicht, dass die Gefühle irgendwo rausplatzen.
Aber jetzt mal auf jemanden bezogen, der in dieser Hinsicht anders ist: Es geht ja nicht darum, seine Gefühle permanent zu unterdrücken, sondern sie sinnvoll abzubauen und zu erkennen, was es in Ordnung ist, sie rauszulassen und wann eher hinderlich. Wenn ich mit Freunden Spaß haben will, habe ich nichts davon, sie zu unterdrücken. Wenn ich still und heimlich weine, weil mein Freund mich verlassen hat, ist das doch auch legitim. Wenn ich aber in einen Kontakt trete, muss ich schauen, inwieweit meine Emotionen den Verlauf dieses Kontaktes positiv oder negativ beeinflussen können und daran würde ich z.B. festmachen, wann sie angemessen sind oder eher destruktiv. In letzterem Fall ist es dann eben sinnvoll, meinen Gefühlsausbruch, so ich denn einen habe, auf einen späteren Zeitpunkt zu verlegen.
sunshinelight schrieb:Etwa wie Achterbahn fahren ohne jubelnde Schreie?
Oder wie meinst du das?
Na ja, wenn dein Hobby Achterbahnfahren ist, wäre komisch, wenn du deinen Gefühlen nicht freien Lauf lassen würdest.
Vielleicht haben wir in puncto "Interessen" einfach unterschiedliche Vorstellungen. Du hast ja mal erwähnt, dass du viel Musik machst - das wäre zum Beispiel etwas, das man in der Regel nicht auf sachlicher Ebene ausübt, wobei man das sicherlich auch könnte (Musik analysieren und so weiter).
Meine Interessen liegen da eher im theoretischen Bereich, deswegen bezog ich mich da auch eher auf Themen wie Philosophie, Gesellschaftswissenschaften, Medizin, Psychologie, Biologie, Kosmologie, etc. Für diese Interessen brauche ich keine Emotionen, obgleich sicherlich eine gewisse Obsession und Begeisterung vorliegen sollte, wenn ich mich ihnen widme. Ich kann diese Interessen aber z.B. sehr gut mit anderen teilen und mich darüber austauschen, ohne eine rationale Ebene zu verlassen, weil ich mich anhand von Fakten und Theorien orientieren oder eben meine nicht belegbaren Hypothesen zumindest sachlich formulieren kann.
Dementsprechen kommt es wohl immer darauf an, womit ich mich beschäftige und was das ZIEL dieser Beschäftigung ist. Habe ich das Ziel des Wissenserwerbs oder des konstruktiven Austausches, dann stehen mir Emotionen im Weg. Habe ich hingegen das Ziel, mich wohl zu fühlen und mal so richtig die Sau rauszulassen, steht mir eher meine Kognition im Weg. Insofern muss man das immer für die jeweilige Aktion neu definieren.