@parafugacious Ja schon klar, wenn ich glücklich bin (also das Gefühl), werden in diesem Moment Glückshormone ausgeschüttet.
Eigentlich fühlst Du Dich erst aufgrund der Ausschüttung glücklich. Diese Ausschüttung von Hormonen, findet jedesmal als Reaktion auf Umweltgeschehen statt. Nicht nur von Glückshormonen, auch von solchen, die Angst auslösen. Es sind einfach instinktive oder reflexartige Reaktionen auf äußere und innere Reize.
Wie genau das funktioniert, habe ich noch nicht kapiert. Weiß auch nicht, ob das wirklich schon 100% geklärt ist.
Dass es aber so sein dürfte, lässt sich eben gut mit den unterschiedlichen Reaktionen der Menschen auf ein- und dieselben Dinge oder Ereignisse belegen.
Depressive sind ja einfach nicht glücklich, auch wenn es ihnen nach Dafürhalten Anderer super ginge.
Es gibt Leute, die verfallen beim Anblick von Blut oder zB einem Autounfall in Schreckstarre, Hysterie oder Panik, manche fallen sogar in Ohnmacht, während andere wiederrum ruhig bleiben, sofort zupacken und helfen.
Die meisten von uns werden sogar das Phänomen kennen, dass sie, wenn sie schnell und unüberlegt handeln, komplett anders handeln als wenn zwischen Geschehen und Handlung etwas Zeit vergeht. Dieser Zeitraum beträgt ca eine Sekunde, ja, das ist die berühmte Schrecksekunde. Innerhalb der man entweder gar nicht oder rein instinktiv reagiert.
Es ist auch die Zeitdauer, die eben jene Hormone offenbar brauchen, den Körper zu fluten. Danach reagiert man dann auch unter Umständen komplett anders, je nachdem, ob man jetzt mutig oder ängstlich geworden ist.
Ich persönlich werde immer feiger, je länger dieser Zustand dauert.
;)Dass diese Körperchemie eine wahnsinnig große Rolle spielt, ist auch der Grund dafür, warum man sie mit externer Chemie, "Drogen" aller Art, beeinflussen kann. Alkohol zb macht die meisten fröhlich & mutig. In der Tat entdecken viele Depressive dieses Zaubermittel für sich und werden zusätzlich dann leider auch noch zu Alkoholikern.
Achtung, Anekdote: ein Bekannter litt jahrzehntelang unter Alkoholproblemen, die ihn aggressiv werden ließen. Was natürlich auch zu diversen Schwierigkeiten mit anderen Leuten und dem Gesetz führte. Aber trotz guten Willens schlugen die von ihm freiwillig durchgemachten Therapien nicht an.
Bis einmal eine Ärztin nach gründlicher Untersuchung meinte, er hätte da ein grundlegend anderes Problem, er wäre ein sogenannter Maniker. Das sind Leute, die im Gegensatz zu Depressiven, eben viel zu viele Glücks- oder Stresshormone ausschütten. Und er griff ja tatsächlich nur in diesen Phasen zur Flasche.
Nachdem dieses Problem mittels Medikamenten endlich behoben werden konnte, schlug auch sofort die nächste Therapie an. Und er war für den Rest seines Lebens, etwas mehr als zwei Jahrzehnte, absolut clean.
Es ist eben keine Frage eines körperunabhängigen Willens, sondern auch dieser Wille, bzw das Umsetzenkönnen deselbigen, hängt von der Körperchemie ab.
Wer ko, der ko, heißt es so schön. Und wer nicht kann, der kann eben nicht.
Aber ist die Glückshormonproduktion genetisch festgelegt, und wenn ja, in wie weit?
Es sieht so aus, ja. Der Hormonstatus lässt sich sogar messen. Von daher weiß man ja, dass der unterschiedlich ist.
In wie weit? Sehr weit, würde ich sagen. Für mich ist alles Psychologische körperabhängig - wie auch anders, unsere psychischen Vorgänge und Empfindungen laufen ja körperlich ab. Sich gut oder schlecht fühlen, ist auch ein Körpergefühl. Diese Gefühle finden nicht irgendwo in der Schreibtischschublade statt.
Wer sich gut fühlt, muss auch ständig lächeln und seine Augen strahlen, wer sich schlecht fühlt, hat Bauchweh oder beschleunigten Stuhlgang. Depressionen machen sehr, sehr müde und manische Phasen laut.
Es gibt Phasen im Leben, da spielen die Hormone verrückt - dh, sie werden neu zusammen gemischt, Stichwort: Pubertät.
Was hingegen offenbar weniger bekannt/bewusst ist, ist, dass die Hormonproduktion gegen Ende des Lebens nachlässt, vor allem die Glückshormone. Gerade in den Wechseljahren, die es auch für Männer gibt, nehmen für viele Betroffene Depressionen, Angst- und Panikzustände zu.
Das lässt sich hervorragend durch Veränderungen im chemischen Haushalt erklären. Weitaus aus besser als mit irgendwelchen äußeren Faktoren.
Jetzt fragt man sich zu Recht, ob denn äußere Umstände keinen Einfluss ausüben? Doch, tun sie, aber es ist eben ein Unterschied, ob ein Unglück jemanden trifft, der von Natur aus fröhlich ist oder jemanden, der depressiv ist. Diese Ereignisse oder Einflüsse werden je nach Körperchemie psychisch dann anders verarbeitet. Auf diese Art werden dann Verhaltensweisen (Reaktionen) verstärkt oder gebremst.
Noch ein Beispiel: Jedesmal, wenn man mal wieder so ein Serienkiller geschnappt wird, kommt unweigerlich die Frage nach seiner Erziehung/Kindheit auf. Ich persönlich schlage ja vor, mal die Hormone zu überprüfen.
Na, wie auch immer, ebenso regelmäßig bemerkt dann wer, zu Recht, dass aber nicht jeder, der eine schlimme Kindheit hatte, zum Mörder wird.
Wären wir zu 100% das Produkt unserer Umwelt, dann müssten weitaus mehr Killer rumlaufen. Aber mit der Erklärung, es sind eben jene Hormone, macht es mehr Sinn.
Dh nicht, dass es ein Killerhormon gibt, aber die Körperchemie bestimmt eben darüber, wie man auf bestimmte (vor allem Stress)Situationen reagiert. Ob man sich schnell, langsam, gar nicht oder milde oder heftig aufregt.
Ob man schnell, langsam, gar nicht oder viel oder wenig Angst hat oder in Panik oder Hysterie verfällt.
Ob man eben eher manisch, depressiv, beides oder ausgeglichen ist.
Von Sam Harris, Neurologe und Autor, gibt es übrigens zu dieser Thematik jede Menge empfehlenswerter Videos (YT hat auch gute Vids zu bieten
:D), in denen er allgemein Neurologie sehr gut erklärt.