5okrates schrieb am 05.01.2017:Was mich hieran interessiert ist der Fakt, dass die reine platonische Liebe von Eltern und Kind,
offenbar vollkommen dem sexuellen Verlangen widerstrebt und im Widerspruch dazu steht.
Wie aber kann dann, wenn die reinste Form der Liebe Sex ausschließt und sie durch Sex
grausam verdorben wird, Sex etwas Gutes sein ?
Dieses ist so paradox in sich, dass ich schon den Gedanken hatte Gut und Böse spielen garnicht gegeneinander sondern im Team.
Zunächst einmal würde ich nicht so weit gehen und die Liebe zwischen Eltern und Kind als "Die reinste Liebe" zu bezeichnen und diese Liebe zu einem Partner, mit dem auch ein sexueller Kontakt stattfindet, als etwas Unreines, nur weil sexueller Kontakt auch unfreiwillig stattfinden kann. Da scheinst du mehrere Dinge miteinander zu vermischen.
Ich halte die Liebe zwischen Eltern und Kind für etwas in seiner Grundstruktur ähnliches wie die zu einem Partner, in seiner Funktion aber sind es zwei ganz unterschiedliche Dinge, die man nicht miteinander vergleichen kann.
Die Liebe zum Kind stützt sich auf die Aufgabe, ein dem Erwachsenen vollkommen abhängiges und in seiner Entwicklung unvollständiges Wesen in seiner Reifung zu unterstützen und ihm einen guten Start ins Leben zu ermöglichen. Das eigene Kind ist im Normalfall kein potenzieller Geschlechtspartner, allein schon aufgrund der genetischen Verwandschaft und der Risiken, die sich aus einem Inzestverhältnis ergeben und vor allem auch, weil das Kind am Ende des Reproduktionsprozesses steht und nicht am Anfang.
Die Liebe zu einem Partner hingegen beruht in der Regel (oder im Idealfall) auf Augenhöhe und einem gegenseitigen Einverständnis und somit ist auch der sexuelle Kontakt etwas, das von beiden Seiten gewünscht wird. Er festigt nicht nur die emotionale Bindung zum bestehenden Partner, sondern dient auch dem primitiven Wunsch nach Nachkommen, auch wenn das in unserer heutigen Zeit sicher nicht mehr der primäre Zweck einer jeden sexuellen Vereinigung ist.
Die Frage, ob Sex etwas Gutes oder Schlechtes ist, würde ich beide Richtungen verneinen. Sex ist ein menschliches Grundbedürfnis und er kann sowohl einvernehmlich als auch uneinvernehmlich ausgeübt werden. Je nach Moralempfinden (das auch kulturell unterschiedlich ist) werden beide Möglichkeiten auch anders bewertet, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass der "Sex" als solcher nicht mehr als ein Akt der menschlichen Bedürfnisbefriedigung ist.