Auch wenn der Diskussionsleiter nun schon einige Zeit nichts mehr geschrieben hat, interessiert es ja doch noch den einen oder anderen. Falls sie es noch liest, interessiert es mich allerdings, wie sich das weiter entwickelt hat.
Zunächst einmal würde ich das, was
@Whitelight da beschreibt, nicht als "harmloses" Lästern abtun. Wie viele hier ja schon richtig angemerkt haben, lästern die meisten gerne mal, ich nehme mich da nicht aus. Wir sind allerdings auch die Betroffenen von Lästerattacken und können damit, sofern sich das in einem normalen Rahmen bewegt auch alle ganz gut mit umgehen. Ich habe mich beispielsweise an einem Straßenfest nicht beteiligt und weiß, dass zwei/drei Nachbarn lästern, dass ich mich ausschließe blabla, das ist normal und anscheinend auch wichtig in sozialen Gemeinschaften.
Der Begriff "Mobbing" der hier nun schon das ein oder andere Mal gefallen ist, wird ja im juristischen Kontext etwas enger gefasst als im Alltagsgebrauch, von daher würde ich nicht direkt von Mobbing sprechen, aber das Ganze eher in diese Richtung einordnen.
Fest steht, dass
@Whitelight systematisch demotiviert wurde und ihre Handlungsweisen zumindest im privaten Kontext regelmäßig negativ bewertet wurden, selbst wenn sie an sich neutral sind und bestenfalls gar nicht zur Diskussion fremder Menschen stehen. Es wurde ihre Sexualität angesprochen und bewertet, Ihre Ernährung und Ihre Finanzen. Das sind alles höchstpersönliche Bereiche, in denen Fremde oder Kollegen erstmal gar nichts zu suchen haben, es sei denn sie werden eingeladen.
Was die Mitarbeiter allerdings gemacht haben, war mehr als grenzüberschreitend: Sie haben die Frau genötigt persönliche Dinge aus diesem Bereich preis zu geben. Und dann haben sie genau diese Dinge genommen, um sie nicht einer kritischen, sondern einer negativen Bewertung vorzunehmen, womit sie die Person und ihre Lebensweise abwerten.
Und dabei hat derjenige, der auf diese Weise genötigt wird, kaum eine Chance, dem zu entgehen. Das hat
@Whitelight ja auch richtig wahr genommen. Man könnte ja meinen, es sei damit getan, private Dinge nicht mehr preis zu geben, und somit einem Lästern auszuweichen. Die Art und Weise, wie die Mitarbeiter allerdings mit Informationen bzw. Nicht-Informationen umgehen/umgegangen sind, schließt diese Vorgehensweise aus, da harmlose und/oder neutrale Informationen negativ umgedeutet werden und die Person damit negativ konfrontiert wird. Das klappt besonders gut bei Menschen mit geringerem Selbstbewusstsein, denen diese Bewertung noch mehr ans Herz geht und die mit diesen Attacken auch nicht umgehen können und versuchen sie abzuwehren.
Denn dummerweise provozieren solche Attacken eine Verteidigungshaltung und Schutzbehauptungen, die sofort als solche identifiziert werden und womit sich diese Person noch mehr disqualifiziert.
Sehr häufig beobachtet man das in Arbeitsumgebungen, in denen die Menschen körperlich und psychisch überlastet sind z.B. in der Pflege, Supermarkt usw. und dabei finanziell ausgenutzt werden, also eventuell knapp den Mindestlohn erhalten. Das sind auch sehr häufig Arbeitsumfelder, die mit ihren Mitarbeitern minimal wertschätzend umgehen. Und damit man seine eigene Person überhaupt irgend einem Status zuführen kann, muss man die Kollegen halt klein machen.
Wenn ich nichts bin, nichts habe und nichts kann und ständig sozial und auch innerbetrieblich abgewertet werde, muss ich mich irgendwie gegen andere abheben. Das klappt ganz gut, wenn man abends RTL schaut und dort Menschen vorgeführt bekommt, die noch ärmer dran sind oder sich intellektuell soweit disqualifizieren, dass man ihnen anmerkt, dass sie nicht mal diesen MindestlohnJob schaffen würden oder aber man schafft sich seine eigenen minderwertigen Menschen im Kollegenkreis. Und das geht am besten durch Abwertung.
Was man dagegen tun kann:
Selbstbewusst auftreten. Ja, es ist schwer und ich habe kein Rezept, wie man ein selbstbewusster Mensch wird. Aber man kann sich vorstellen, wie ein selbstbewusster Mensch handeln würde und dieses Verhalten adaptieren, so dass es für den Hausgebrauch reicht. Dazu zählt als erstes, dass man versucht NIEmals in Verteidigungshaltung zu gehen. Also wenn die Kollegin Witze macht, wie viele Dildos man hat, dann wäre das Verteidigungsverhalten sofort das zu verneinen. Selbstbewusst könnte man Witze machen: "Ne ganze Schublade voll, was denkst du denn" (wenn man die freche Variante mag) oder die ernsthafte Variante: "Ich habe zwei Dildos von blablaFirma (dann zu einer anderen Kollegin, NIEmals die ansprechen, die einen fertig macht) Hast du auch Dildos oder bist du da nicht der Typ für?" Und aus dem Angriff eine normale Diskussion machen. Oder, und das ist meine bevorzugte Variante, direkte Konfrontation " Also sorry, ich bin jetzt keine 17 mehr, dass ich über Dildos kichern muss" haha in die Richtung der anderen Mitarbeiter. Das liegt aber auch daran, dass ich sehr schnell sauer werde, wenn sich jemand so verhält und es gesellschaftlich verpönt ist, den Leuten in die Fresse zu hauen, kriegen sie es verbal zurück.
Wenn sich der Mitarbeiter drüber auslässt, dass man zu fett kocht: "Willst du sagen, dass ich fett bin? Was ist mit Susanne? (übergewichtige Kollegin mit rein ziehen) Findest du sie auch zu fett? Ich finde dein Menschenbild ja grenzwertig." Gleich die ganze Schose umdrehn, dann zieht man die Kollegen auf seine Seite und derjenige steht dumm da.
Wenn derjenige von 2000 Euro Schuhen redet " Ich finde ja wichtiger, wenn Menschen sich sozial engagieren, Geld ist nicht alles blabla. (Gleich von Projekten erzählen, wo etwas unterstützt/gefördert wird usw. und dass es ja eigentlich asozial ist, wenn man viel Geld hat, das für so unwichtige Dinge wie Schuhe auszugeben, wenn es hier Kinder gibt, die kein Geld für Schulsachen haben bla. Also der Trick dabei ist, die Dinge die Derjenige anspricht nach negativen Aspekten zu durchleuchten und sofort darauf einzugehen. Also denjenigen quasi mit seinen eigenen Waffen schlagen.
Das kann man mit einer Freundin üben, ist super witzig irgendwann. Sie spielt dann die fiese Kollegin, die sich immer irgendwas einfallen lässt: "Ist dein T-Shirt dreckig?"- Und man versucht ihren Einwand sofort ins Negative zu kehren -"So ein kleiner Fleck stört ja niemanden, ich finde eh, dass wir hier in Deutschland viel zu viel Wasser verschwenden, man muss nicht alles immer nach einmal tragen waschen blabla."
Naja, vielleicht hilfts ja jemandem.