vincent schrieb:Doch, darauf nahm ich Bezug:
Nur hast du das in den falschen Kontext gesetzt. Ich habe den kantschen Imperativ bezüglich seiner Eignung in Frage gestellt, nicht verteidigt.
vincent schrieb:Nochmal lesen. Der Maßstab den du anlegst, kann nur dann halbwegs objektiv sein, wenn du anderen Menschen etwas zumutest, was du deinen Liebsten auch zumuten würdest.
Ich habe niemals behauptet einen objektiven Maßstab anzulegen, wie sich andere verhalten sollen.
In meinen Aussagen über Objektivität ging es ausschließlich darum zu beurteilen was Menschen tun.
Mein Gefühle und Meinungen dazu sind natürlich nicht objektiv und ich beginne mich zu fragen worauf du in dieser Hinsicht eigentlich hinaus willst.
vincent schrieb:Würdest du dein Kind loben, bewundern, wenn es eine Baby-Katze in letzter Sekunde vor dem einfahrenden Zug retten würde?
Nein ich würde es nicht für seine Tat loben. Ich würde versuchen meinem Kind beizubringen, dass es die Risiken bei solchen Aktionen etwas eigennütziger abwägen sollte. Aber ich würde es für seine Intention bewundern. Dabei ergibt sich nicht der geringste Widerspruch.
Ich kann jemanden bewundern, der sich vor einen Fremden wirft um die Kugeln aufzufangen, die ihn treffen würden, ohne es gut zu finden, dass meine Familie das machen würde.
Tatsächlich halte ich diesen zwanghaften Bezug darauf, was vielleicht meine Familie tun würde für absurd.
vincent schrieb:Im nächsten Absatz beschreibst du genau das eigentlich. Eine Norm, die Konsens ist und damit für andere nachvollziehbar, von allen Subjekten - auch den Liebsten - unabhängig..
Nein ich sprach von Gesetzen. Die sind weder allgemeingültige Norm noch für alle nachvollziehbar noch von Subjektivem unabhängig. Sie sind allerhöchstens ein demokratisch kodifizierter kleinster Nenner auf den man sich einigen könnte. Und sie behandeln solche Themen nicht. Versuchen mir nicht vorzugeben, was ich oder du für die Gesellschaft als sinnvoll zu erachten haben. Sie beschreiben ausschließlich was wir nicht dürfen.
vincent schrieb:Genau das ist das Unvernünftige, was ich nicht gutheiße. Das ist nichts als individuelle Prägung.
Ich sprach davon, dass ich das, was beispielsweise die Feuerwehleuten in den Zwillingstürmen taten für ein Beispiel an Mitgefühl und Menschlichkeit halte. Das es vernünftig ist, dass zu tun, tja dass stelle ich selber in Frage. Aber im Bezug auf die Intention tue ich das nicht.
Die Intention war ohne jede Frage bewundernswert.
Du versuchst das was ich bei anderen vielleicht bewundere als unvernünftig darzustellen, weil ich mir das nicht für meine Familie wünsche. Das ist typische Argumentation entlang des kantschen Imperativ ( tue nur was du als allgemeingültiges Gesetz sehen willst). Und das ist genau der Grund warum der kantsche Imperativ meines Erachtens scheitert.
Ich kann jemanden für seine Arbeitsmoral bewundern ohne mich totschuften zu wollen. Ich kann jemanden für eine Handlung hassen und kurz darauf das selbe machen. Ich kann jemanden für sein Mitgefühl und seine Selbstaufgabe bewundern ohne selber ebenso zu handeln.
Ich kann in dieser Hinsicht voller Widersprüche sein, weil ich menschlich bin.
Der kantsche Imperativ ist das nicht. Daher kann er niemals allgemeingültige Norm für eine menschliche Gesellschaft sein.